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Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Titel: Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Polizisten in breitestem Berlin erisch sagen, „Sie wissen schon, warum ick hier bei Ihnen anklopfe zu dieser frühen Stunde?“
    „Ich kann es mir denken, aber ich habe kein Parkverbotsschild g esehen.“
    Rogallas Stimme klang freundlich, wach und völlig nüchtern.
    „Parken ist hier erlaubt, Campen aber nicht.“
    „Ach so, na dann. Ich campe ja auch gar nicht.“
    „Ach nee?“
    „Nein, es ist doch schließlich schon heller Tag.“
    „Würden Sie bitte mal den Eingang frei machen, damit ick mir umschauen kann.“
    „Natürlich“, antwortete Rogalla und machte umständlich und lan gsam Platz, was mir Gelegenheit gab, rasch meine Hosen und Schuhe anzuziehen.
    „Juten Tach!“, grüßte der Polizist stramm, als er sich zu mir he reingedrängt hatte. Er war jünger als ich aufgrund seiner Stimme vermutet hätte. Streng schaute er mir in die Augen und ließ dann den Blick durch den Camper wandern.
    „Guten Morgen“, antwortete ich, versuchte locker und freun dlich zu wirken, aber kam mir beklommen vor. Das ist nur eine Uniform, sagte ich mir, aber ich wusste, dass das nicht stimmte. Da war auch ein Mensch, der durch die Uniform ein anderer war als er es ohne sie gewesen wäre. Und dieser Mensch hatte dank seiner Uniform die Möglichkeit, mich hinter Gitter zu stecken, wenn ihm danach war. Allein von seiner Augenblickslaune hing mein weiteres Leben ab, und seine Augenblickslaune wurde gesteuert durch diese Uniform.
    „Da ham wer heute Morgen beim Aufbruch vom Campingplatz wohl janz verjessen, unsre Be tten zu machen, wa?“
    Ohne Uniform hätte die Bemerkung freundlich klingen können. Ein junger Kerl wollte im Umgang mit zwei vermeintlichen alten Sau fbrüdern einen lockeren Spruch ablassen. Die Uniform ließ die Bemerkung aggressiv und herablassend bei mir ankommen.
    „Ach, na ja“, sagte ich. Meine Stimme zitterte. Ich musste an das Gefühl denken, eingesperrt zu sein, und spürte Panik in mir aufkommen.
    „Wird ja heute Abend sowieso wieder alles durcheinander.“
    Ich klang nicht cool, wie beabsichtigt, so ndern kläglich im Angesicht der Uniform.
    „Hier riechtet janz schön nach Alkohol“, stellte der Polizist fest, ohne auf meine Antwort einz ugehen.
    „Vielleicht vom Spirituskocher“, kam es von Rogalla. Er gri nste den Polizisten freundlich an und wirkte nicht nur, sondern war durch und durch entspannt, fröhlich und ohne schlechtes Gewissen. Auch ich hatte keinen Grund, eines zu haben, aber es war da.
    „Sie wolln mer wohl verarschen!“, erwiderte die Uniform und scha ltete von leger auf autoritär.
    Alles zugeben, sagte ich mir. Wild campen ist kein Verbrechen. Wenn er uns dafür einen Strafzettel verpassen kann, ist er z ufrieden und bohrt nicht weiter. Aber es war zu spät.
    „Sind Sie österreichische Staatsbürger“, kam es deutlich dialek tfreier aus der Uniform. Die Staatsgewalt sprach nun hochdeutsch.
    „Nein“, antwortete Rogalla gelassen, „wie kommen Sie darauf?“
    „Weil dieses Fahrzeug ein österreichisches Kennzeichen trägt.“
    „Ach, das meinen Sie. Kein Problem, der Camper ist so eine Art Dauerleihgabe von einer österreichischen Freu ndin.“
    „Dürfte ich vielleicht mal Ihre Papiere sehen.“
    Er dreht sich so, dass ich die schwarzbraune Pistolentasche und die Handschellen sehen konnte. Rogalla nahm seine Jacke vom Haken an der Tür, zog den Reißverschluss der Innentasche auf und holte ein Lederetui heraus. Er reichte dem Polizisten seinen Führerschein.
    „Und die Fahrzeugpapiere?“
    Ohne zu zögern holte Rogalla auch die hervor und übergab sie.
    „Ihren Personalausweis oder Reisepass bitte noch.“
    Rogalla hatte beides griffbereit. Der Polizist ließ sich viel Zeit, die Dokumente genau zu studieren und sich Notizen zu machen. Ich entspannte mich.
    „Und nun zu Ihnen“, sagte der Polizist, klappte Rogallas P apiere zusammen, behielt sie und wandte sich mir zu.
    „Was, hkm, ist mit mir?“
    „Na, Ihre Papiere, Meister.“
    Dieses „Meister“ verursachte mit Übelkeit. Es klang wie „Schei ßkerl“. Es klang so, als sei er alles und ich nichts. Es klang so, als würden die Handschellen klicken, sobald er den Namen Frank Fercher in meinem Ausweis las.
    „Die... habe ich gerade nicht griffbereit.“
    „Nicht griffbereit“, wiederholte der Polizist, hob den Kopf und sah mich aus verengten Augen an.
    „Ich habe ihn gestern ganz spontan aufgelesen“, mischte sich R ogalla ein. „War so ne Idee. Komm, habe ich gesagt, meine Freundin Annemarie

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