Der Mann, der nicht geboren wurde
DMDNGW ? Offensichtlich mehr als
nur die Ermordung der Mammut mitglieder, denn dazu
hätte er heute Gelegenheit gehabt. Er wollte das Mammut zu
Fall bringen. Das hieÃ, die Gruppe nachhaltig zu zerstören oder auszuschalten.
Den Namen Mammut unbenutzbar zu machen. Das Haus des Mammuts zur Unbewohnbarkeit zu verdammen.
Aber warum nur? Warum?
Wer steckte dahinter?
Welcher teuflische Schachspieler?
Zarvuer, der Begründer der Dämmerung und
jahrzehntelanger Gegenspieler Riban Leribins? Die Königin mit ihrem
unüberschaubaren System aus Gardisten, Ermittlern, Sonderermittlern, Advokaten,
Richtern und Politikern? Riban Leribin selbst, der in einem Anfall von
kindlichem Ãbermut und Umnachtung beschlossen hatte, das Mammut der ultimativen Feuerprobe zu unterziehen, so wie er ja auch schon
Rodraeg an seiner Vergiftung hatte verrecken lassen, nur um ihn den Göttern
näher zu bringen?
Oder jemand anders? Irgendeine unbeträchtliche Nebenfigur, die erst
im Nachhinein zu rachedurstiger GröÃe anschwoll?
Rodraeg überantwortete sich einem Strudel aus Gesichtern und
mehreren Namenregistern, aus denen sich die bisherigen Erlebnisse des Mammuts zusammensetzten wie ein Flickenteppich. Aber
nirgendwo stieà er zwingend auf einen Mann und eine Frau, die mit schwarzen
Nadeln mordeten. Am nahesten dran schienen ihm noch Ijugis und Onouk, der Mann
und die Frau vom Erdbeben . Diese Gruppierung war des
Tötens mehr als mächtig gewesen und hatten mit Würgeschlingen und gezahnten
Sicheln gearbeitet. Aber Erdbeben hatte eigentlich
kein Motiv, dem Mammut zu schaden, auch wenn Migal
Tyg Parn zu ihnen übergelaufen war und sicherlich eine Menge Groll mitgebracht
hatte. Nein. Obwohl. Nein. Obwohl. Nein. Obwohl. Nein.
Der erschreckendste Gedanke kam Rodraeg erst nach etlichen Stunden.
Sofort schämte er sich, aber andererseits hatte der Gedanke eine gewisse
Folgerichtigkeit. Er hatte Naenn verdächtigt. Er hatte sogar ihren ungeborenen
Sohn verdächtigt. Und nun konnte er nicht umhin, auch Estéron zu verdächtigen.
Mit seiner Ankunft im Haus hatte alles angefangen. Die Morde. Der
Brand. Wer überwachte schon auf Schritt und Tritt einen Blinden? Auch Estéron
hatte ein Fenster nach hinten auf den Hof. Und er war magisch begabt genug,
dabei womöglich weder gesehen zu werden noch Spuren zu hinterlassen.
Am schwersten wog gegen den Schmetterlingsmann, dass keiner der
Gardisten seine Geschichte von dem Eindringling bestätigt hatte. Konnte Estéron
die Nadel nicht auch selbst aufs Bett gelegt haben? Wer auÃer ihm hätte das
überhaupt gekonnt?
»Vielleicht ist es ja das, was DMDNGW vorhat«, dachte Rodraeg, bevor er sich erschöpft wie nach einem Dauerlauf zum
Einschlafen auf die Seite rollte. »Er zerstört das Vertrauen, das wir
ineinander haben. Auf diese Weise bringt er das Mammut zu
Fall, weil er die Sehnen und BlutgefäÃe, die alles zusammenhalten und
verbinden, kappt, bis das groÃe, herrliche Tier am Schluss als klappriger
Knochenhaufen in sich zusammensinkt. Wir müssen handeln. Einen Gegenangriff
starten. Aber wie nur? In welche Richtung können und müssen wir den
Belagerungsring durchbrechen?«
Rodraeg flüchtete sich in den Schlaf, so, als würde es ausreichen, DMDNGW einfach nur zu ignorieren, damit der Spuk
vorüberzog.
7
Die Rückkehr der Ãberlebenden
Nachdem Rodraeg in der Nacht
noch über die Notwendigkeit eines Ausbruchs aus der Belagerung nachgesonnen
hatte, war er aufgrund einer Ãberfülle von Denkbarkeiten und eines Mangels an
zwingenden Ideen einfach nur froh, dass am folgenden Tag wenigstens niemand
erstochen wurde, niemand mit neuen Anschuldigungen an die Tür klopfte und
niemand ins Haus eindrang, um neue Verdachtsmomente zu streuen. Er brauchte
auch nur in Estérons ehrliches Gesicht zu sehen, um sich zu schämen für die
Verdächtigungen, die das Dunkel seiner Bettkammer ihm eingeflüstert hatte.
Was die Feinde des Mammuts anging: Sie konnten
überall sitzen. In Aldava. In Terrek. In Wandry. In Mowesch. In Warchaim. Und
ganz woanders, weil womöglich einer der wenigen überlebenden Kruhnskrieger oder
einer der übrig gebliebenen Bettler vom Tor der Höhle
des Alten Königs von ganz
woandersher stammte. Es gab keine Möglichkeit, innerhalb von nur noch zehn
Tagen in alle Himmelsrichtungen gleichzeitig Fühler auszustrecken und zu
ermitteln. Es war zu spät, wäre
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