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Der Mann der nicht zu hängen war

Der Mann der nicht zu hängen war

Titel: Der Mann der nicht zu hängen war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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Traum her — sicher ist sicher!«
    Und wieder lachen alle mit Sir James Primrose. Jetzt kann sogar Major Leggins wieder ein wenig lächeln. Zwar noch verkrampft, aber sichtlich angesteckt von der allgemeinen fröhlichen Stimmung. Er entschuldigt sich noch einmal verlegen wie ein dummer Junge, der sich einen üblen Scherz geleistet hat.
    Nach einem letzten Glas verabschiedet sich Primrose von seinen Kameraden und begibt sich in sein Quartier, um seine Koffer fertig zu packen. Als er auf den Jeep wartet, der ihn zum Militärflughafen bringen soll, ruft der Portier:
    »Mister Primrose! Kommen Sie bitte! Sie werden am Telefon verlangt!«
    Morgan ist am Apparat, der Sekretär des Generals der U. S. Air Force in Manila. Er bitte ihn um einen Gefallen:
    »Mr. Clark, der Kriegsberichterstatter des Daily Mirror, muß dringend zurück nach London. Der General läßt fragen, ob es Ihnen recht ist, ihn mit an Bord zu nehmen. Nur bis Shanghai. Dort kann er dann in eine Zivilmaschine umsteigen. Sind sie einverstanden?«
    Warum sollte Primrose nicht einverstanden sein? Mit welchem Grund sollte er die Bitte des Generals abschlagen. Unwillkürlich überkommt ihn ein ungutes Gefühl. Er hat auf einmal ein bestimmtes Bild vor Augen und denkt insgeheim: Hoffentlich ist dieser Clark allein. Ohne Sekretärin und so.
    »Ist er allein?«
    »Ja.«
    Wie gesagt, Colonel Primrose ist noch nie abergläubisch gewesen. Er hält auch nichts von übersinnlichen Erscheinungen. Und doch — irgendwie ist er erleichtert.
    »Also gut. Mister Clark soll um 20 Uhr 30 im Flughafenbüro der U. S. Air Force auf mich warten.«
    Pünktlich wie verabredet macht der Colonel die Bekanntschaft des Daily-Mirror-Korrespondenten. Es ist ein netter junger Mann. Und jetzt freut sich Primrose sogar, einen so sympathischen Mitreisenden zu haben. Kurz darauf sind die Formalitäten für den Abflug erledigt. Die beiden Männer besteigen die Dakota. Die Tiir wird hinter ihnen geschlossen — doch gleich danach nochmals aufgerissen.
    Ein Mann der amerikanischen Flughafenpolizei stürzt herein:
    »Colonel, ich bitte um Entschuldigung, daß ich so hineinplatze! Aber Sie fliegen doch nach Shanghai, nicht wahr?«
    »Ja, was ist denn?«
    »Der Flughafenkommandant läßt fragen, ob Sie einen Arzt mitnehmen könnten, der unbedingt morgen in Shanghai sein muß. Es gibt aber keinen Flug mehr bis dahin. Ihre Maschine wäre die einzige Möglichkeit.« Angesichts der verdrossenen Miene von Primrose fügt der Soldat rasch hinzu:
    »Natürlich nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Der Colonel zögert noch — da erscheint ein ganz bezauberndes Gesicht in der Tür:
    »Es tut mir entsetzlich leid, mich so aufzudrängen, aber, Colonel, Sie sind meine letzte Hoffnung.«
    Eine junge Frau, Anfang dreißig, blond und lächelnd, wie könnte Primrose da widerstehen? Mit welchem Argument sollte er sie abweisen? Und außerdem — der junge Clark ist bereits bei ihr und hilft ihr galant in die Maschine. Einen Augenblick lang verspürt der Colonel einen unheimlichen Drang, die Leute aufzuklären. Das hieße also, diesen Menschen hier — den Traum von Major Leggins zu erzählen. Aber er schweigt besser. Sie würden ihn nur auslachen. Und sie hätten allen Grund dazu. Außerdem würde der reizende Journalist eine so tolle Story bestimmt nicht für sich behalten, und Sir James sieht bereits den Daily Mirror vor sich — mit einer entsetzlichen Schlagzeile, die ihn für alle Zeiten lächerlich machen würde: »Colonel der Royal Air Force abergläubisch!«
    Also geleitet er die Ärztin auf ihren Platz. Noch nie in seinem Leben ist er so uncharmant gewesen. Endlich startet die Dakota. An Bord sind nun, neben der Crew, der Colonel, ein Mann in Zivil und eine Frau.
    Der Flug verläuft ohne sonderliche Vorkommnisse. Ein ruhiger Nachtflug über die Nordspitze der philippinischen Insel Luzon. Dann über den berüchtigten Baschi-Kanal mit seinen launischen Wetterumschwüngen. Heute aber ist nicht einmal ein Hauch der gefürchteten böigen Stürme zu spüren, die mit Vorliebe ihr Unwesen in dieser Gegend treiben. Im gleichmäßigen Gebrumm der Motoren sind die drei Passagiere eingenickt, sogar Sir James. Da kommt auf einmal der Pilot, Captain Rosen, aus der Kanzel. Er geht zum Colonel und tippt ihm auf die Schulter. Dieser fährt erschrocken hoch: »Ja, was ist? Ist etwas nicht in Ordnung?«
    Der Pilot ist die Ruhe selbst und ein wenig erstaunt über die überempfindliche Reaktion seines Passagiers. Er hält den

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