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Der Mann der nicht zu hängen war

Der Mann der nicht zu hängen war

Titel: Der Mann der nicht zu hängen war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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warten.
    »Hello, Mick!« Der Marschall versucht, ihn betont freundlich zu begrüßen.
    Mick ist augenscheinlich geneigt, auf die überraschende Freundlichkeit ebenfalls freundlich zu reagieren. Er lächelt sogar ein wenig, aber sein Lächeln ist eigentlich mehr ein Grinsen, fast eine Grimasse. Der Direktor stellt die Herren einander vor und bittet dann den Gefangenen, doch Platz zu nehmen. Mit sichtlichem Unbehagen bringt er seine seltsame Erklärung nun vor: »Mein lieber Jennifer, sie sind nunmehr seit drei Jahren unser Gast...«
    Mick fällt ihm ins Wort und stellt auch sofort klar, daß er seit diesen drei Jahren seine Schuld der Gesellschaft gegenüber auch abbüßt! Er wurde verurteilt. Schön, aber jetzt hat sein Fall mit der Justiz nichts mehr zu tun!
    Die drei Herren von der Obrigkeit besänftigen ihn: »Ja, ja Mick! Ist ja schon gut. Darum handelt es sich auch gar nicht. Ihr Einbruch in die Petrol City Bank ist längst ad acta gelegt, reden wir nicht mehr davon. Sie wurden damals zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nun, ein Drittel haben Sie ja schon hinter sich, und bei Ihrer guten Führung — und vor allem nach dem außergewöhnlichen Dienst, den Sie uns erweisen können — wird man sicherlich...«
    »Einen Dienst? Was für einen Dienst?« Mick schaut die drei Männer verdutzt an, einen nach dem anderen. Er versteht überhaupt nichts. Was wird da wohl wieder gespielt?
    Der Senator lächelt und erklärt weiter: »Also, Mick, es ist so: Die Stahltür des Haupttresors der Petrol City Bank ist blockiert. Und der einzige Experte, der sie öffnen könnte, ist verreist, nicht erreichbar in den nächsten drei Tagen. Na ja, also, was soll ich sagen — da haben wir eben an Sie gedacht!«
    »Wie bitte? Ich höre wohl nicht recht! Sie meinen... Sie möchten, daß ich ...« Mick kann nicht mehr weiter sprechen. Er prustet los, platzt fast vor Lachen, schüttelt sich und kann sich kaum mehr beruhigen. Er lacht so laut, daß der Wärter vor der Tür ins Zimmer hereinschaut und schüchtern nachfragt, ob auch alles in Ordnung sei. Immerhin, eine derartige Fröhlichkeit kommt nicht alle Tage vor in einem Gefängnis.
    Der Direktor versucht mit Würde, Herr der Lage zu bleiben. »Aber ja doch, es ist alles in bester Ordnung. Sie können wieder gehen!«
    Nachdem Mick sich etwas beruhigt hat, ergreift Senator MacCoy wieder das Wort: »Mr. Jennifer, wir werden uns selbstverständlich auch erkenntlich zeigen. Sie wissen doch, eine Hand wäscht die andere...«
    Der Gefangene kratzt sich einen Augenblick am Kopf. Seine Augen glänzen bereits voller List, so daß der Direktor sofort interveniert: »Aber nur im Rahmen des Möglichen, versteht sich!«
    Mick Jennifer hat wirklich nichts zu verlieren — ganz im Gegenteil, wie es ihm nun plötzlich scheint. Also erklärt er sich mit dem seltsamen Unternehmen einverstanden, allerdings unter zwei Bedingungen...
    Der Senator und der Marschall wechseln einige ängstliche Blicke.
    »Erstens: Ich will den ganzen Nachmittag lang überall hingehen dürfen, wo es mir paßt, und auch treffen, wen ich will.«
    Der Direktor geht augenblicklich in die Höhe: »Unmöglich! Wer garantiert uns denn, daß...«
    Der Gefangene deutet lässig auf den Polizeichef und erklärt mit einer gewissen Genugtuung: »Aber Marschall Bennett ist doch die beste Garantie. Er wird mich den ganzen Nachmittag auf Schritt und Tritt begleiten, O.k.?«
    »O. k. Und die zweite Bedingung?«
    »Oh, auch mein zweiter Wunsch wird Ihnen keine Schwierigkeiten bereiten. Hier geht es nur um Marschall Bennett. Wissen Sie, als er mich festgenommen hat, damals vor drei Jahren, da hat er mir die Handschellen angelegt. Na ja, das mußte er wohl. Und dann warf er mich in den Fond seiner Polizeikutsche. Ich war zwischen zwei Hilfspolizisten eingeklemmt. Nun, klar, das verstehe ich auch noch. Aber dann ist er nicht etwa direkt zum Sheriff-Büro gefahren. O nein! Dreimal ist er mit mir durch die Stadt gefahren — mit heulender Sirene —, nur damit ihn ganz Oklahoma bewundern konnte, daß er wieder einen Kriminellen wie mich gefaßt hatte! Meine zweite Bedingung ist also: Dieses Mal will ich neben dem Marschall vorne sitzen und selber die Sirene betätigen, wo und wann es mir gerade paßt!«
    Wie von der Tarantel gestochen springt Marschall Bennett auf: »Das kommt überhaupt nicht in Frage!«
    »Gut. Wie Sie wollen.« Mick steht langsam auf und geht zur Tür.
    Der Senator versucht es noch einmal. Man wird doch einen Kompromiß finden

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