Der Mann der nicht zu hängen war
können! Doch der Gefangene bleibt stur: »Entweder ich werde spazierengefahren, vorne, neben dem Marschall, Sirene und Blaulicht, wann immer ich will, oder der Tresor der Petrol City Bank bleibt zu!«
Nach einigen Minuten harter Diskussion gibt der arme Marschall schließlich doch nach: »Wenn’s unbedingt sein muß, o.k. meinetwegen! Das ist jetzt alles, oder?«
Nein. Es ist noch nicht alles. Mick Jennifer äußert noch einen weiteren Wunsch: »Also, meine Herren. Das eben Besprochene wird natürlich schriftlich protokolliert — in Anwesenheit meines Anwaltes. Und der Auftrag wird erst ausgeführt, wenn die Papiere von Ihnen allen unterzeichnet worden sind. Ach ja! Und noch was: Ich muß dreimal soviel Werkzeug kaufen dürfen, wie ich für die Arbeit eigentlich brauche. Das müssen Sie schon verstehen, meine Herren, man hat schließlich auch seine technischen Berufsgeheimnisse. Und die werde ich natürlich nicht verraten. Also, ich kaufe, was ich will, o.k.? Da fällt mir noch etwas ein, fast hätte ich es vergessen: Wenn ich den Tresor knacke, bin ich selbstverständlich absolut allein in der Bank.« Den drei Beamten der Sicherheitsbehörden ist völlig klar, daß Mick Jennifer ihre Zwangslage nach Kräften ausnutzt, um sie alle lächerlich zu machen. Aber sie haben nun mal keine Wahl. Und so erklären sie sich mit allen Sonderwünschen einverstanden.
Zuerst werden also die notwendigen Werkzeuge gekauft. Dafür rechnet man mit einer Stunde. Danach wird der Keller und der erste Stock der Petrol City Bank für mindestens zwei Stunden evakuiert. Der Senator ruft den Anwalt von Mick und bittet ihn, sofort zum Gefängnis zu kommen.
Inzwischen wird das Protokoll getippt, Punkt für Punkt:
»Von 9 Uhr bis 10 Uhr: Shopping.
Von 10 bis 12 Uhr: Ausführung des Auftrages in der evakuierten Bank.
Spätestens um 12 muß der Tresor geöffnet sein. Der Gefangene läßt alle Werkzeuge am Tatort liegen.
Von 12 Uhr bis 19 Uhr: Der Gefangene Mick Jennifer verbringt einen freien Nachmittag in Begleitung von Marschall Bennett, wobei er tun und lassen kann, was ihm beliebt — selbstverständlich im Rahmen des Gesetzes.«
»Einverstanden, Mick?«
Der Safeknacker-König denkt nach und läßt sich Zeit, bis sein Anwalt kommt. Die Herren sitzen jetzt ganz still. Sie sind ziemlich kleinlaut und fürchten insgeheim, Mick könnte sich noch etwas einfallen lassen, und das ganze Unternehmen müßte letztendlich ins Wasser fallen.
Und tatsächlich. Mick ist noch nicht ganz zufrieden: »Noch einen Punkt, meine Herren, wirklich nur eine Kleinigkeit! Wissen Sie, ich war schon immer ziemlich eitel. Ich möchte bei diesem meinem >freien Tag< in der Stadt unbedingt meine Gefängnisbekleidung anbehalten.«
Zu der Zeit, da unsere Geschichte spielt, tragen die amerikanischen Strafgefangenen die aus der Karikatur sattsam bekannte Anstaltskleidung, eine Art breitgestreiften Pyjama mit der unübersehbaren Häftlingsnummer auf Rücken und Brust, dazu die kleine runde Mütze auf dem kahlgeschorenen Schädel.
»Niemals! Niemals!« Der Marschall ist wieder außer sich. »Niemals! Ich lasse mich doch nicht für alle Zeiten als lächerliche Polizeifigur abstempeln! Was zuviel ist, ist zuviel. Und das ist zuviel, da mache ich nicht mit!« Und schon ist er draußen. Die Tür knallt hinter ihm zu. Doch der Senator geht ihm sofort nach, und er schafft es — mit welchen Argumenten auch immer —, den Marschall umzustimmen. Beide Männer kommen ins Zimmer zurück. Auch dieser Punkt wäre also geregelt. »Einverstanden, Mick. Wenn Ihnen so viel daran liegt, dann dürfen Sie von uns aus auch mit Ihrer Gefängniskluft durch die Stadt stolzieren, vorausgesetzt, das ist aber jetzt wirklich Ihr allerletzter kindischer Wunsch.«
»Aber sicher. Keine Angst! Damit bin ich restlos zufrieden. Das Protokoll kann meinetwegen unterschrieben werden. Vielleicht Mister Fly zuerst? O. k. Herr Senator, darf ich bitten? Vielen Dank! Marschall Bennett, alter Freund? Sehr schön! Sobald mein Anwalt da ist und ebenfalls unterschrieben hat...«
Und schon platzt der Anwalt völlig aufgeregt ins Büro des Gefängnisdirektors. Er hat keine Ahnung, worum es hier eigentlich geht. Doch die Zeit drängt. Er soll nur eben schnell das von den anderen ehrwürdigen Herren bereits unterschriebene Protokoll durchlesen und endlich auch seinen Namen darunter setzen. Aber das ist wohl ein Witz! So etwas Irrsinniges, total Verrücktes kann er doch nicht so einfach — ohne die geringste
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