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Der Mann, der nichts vergessen konnte

Titel: Der Mann, der nichts vergessen konnte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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direkte Verbindung zwischen Beale und Thomas Jefferson hin. Sie waren nicht nur Zeitgenossen, sondern vorübergehend fast schon Nachbarn. Der Anwalt wurde 1743 in Shadwell geboren und starb 1826 in Monticello – beides liegt in Virginia…«
    »Ebenso wie Lynchburg, wo Beale sein Vermächtnis im Washington-Hotel hinterlegt hat. Als Beweis für Ihre These ist das aber ziemlich dünn.«
    »Wenn es Ihnen lieber ist, reden wir von Indizien. Sofern Sie in unser Team einsteigen, werde ich Ihnen Dokumente zeigen, die den Cowboy, Bisonjäger und Goldsucher Thomas Jefferson Beale in ein ganz neues Licht tauchen. Auf Grund seines Reichtums hatte er Kontakte bis in die höchsten Kreise der Gesellschaft. Ich bin überzeugt, dass er ein Getriebener war.«
    JJ schwieg beredt. Wollte sie mit ihrer Äußerung etwa auf einen anderen ruhelosen Geist anspielen, einen, der gerade Schachweltmeister geworden war?
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Tim unbehaglich.
    »Sind Sie mit den Ereignissen vertraut, die zum Krieg zwischen den Briten und ihren amerikanischen Kolonien führten?«
    »Offen gestanden habe ich die historischen Studien bisher vernachlässigt. Ich kenne nur fünf Dutzend Bücher, in denen es vornehmlich um das ›alte Europa‹ geht, wie es ein Staatsmann aus Ihrer Heimat einmal so schön formulierte.«
    JJ überhörte die Spitze. »Nun, ich will Sie nicht mit den Details der Amerikanischen Revolution langweilen, aber eine Episode ist zur Legende geworden: 1775 waren in Neuengland verschiedene Milizen aufgestellt worden. Es kam zu einigen unblutigen Zusammenstößen mit den Briten. Diese wollten die Kolonisten am liebsten entwaffnen, um den Frieden und die Sicherheit aufrechtzuerhalten. Doch die Lage spitzte sich im Gegenteil immer mehr zu. Dann, in der Nacht zum 19. April, beorderte der englische General Gage siebenhundert Mann nach Concord in der Nähe von Boston, um ein Depot der Bürgerwehr auszuheben. In Lexington kam ihr Vormarsch zum Stillstand, weil sie unvermittelt in die Läufe der Miliz blickten.
    Wie schon viele Male zuvor wären jetzt die üblichen Männerspiele angesagt gewesen…«
    »Säbelrasseln, geballte Fäuste und wüste Beschimpfungen?«
    JJ nickte. »Doch plötzlich fiel ›jener Schuss, der rund um die Welt gehört wurde‹, wie es ein Chronist beschrieb. Ein Soldat hatte die Nerven verloren – kein Geschichtsbuch nennt seinen Namen. Jedenfalls erschossen und verwundeten die Briten anschließend ein paar Amerikaner und zogen weiter nach Concord. Das Scharmützel rief jedoch Tausende von Milizionären auf den Plan. Sie jagten die Briten nach Bosten zurück. Dreihundert ließen dabei ihr Leben, wurden verletzt oder verschwanden auf Nimmerwiedersehen, und es wären noch mehr geworden, wenn sie nicht Verstärkung erhalten hätten. In dem folgenden, acht Jahre andauernden Konflikt starben auf beiden Seiten Abertausende.«

»Und was hat das mit mir… ich wollte sagen, mit Beale zu tun?«
    »Er war der Soldat, der den ersten Schuss abgegeben hatte.«
    Tim verlor die Kontrolle über seine Kinnlade.
    Afsahi grinste. »Dadurch bekommt das Ganze eine ungemein persönliche Note, finden Sie nicht?«
    »Allerdings. Woher wissen Sie, dass Beale die Schlacht von Lexington ausgelöst hat, JJ?«
    »Er lief später zu den Aufständischen über, überlebte den Krieg, suchte Gold, wurde reich, aber nicht glücklich, und beichtete irgendwann einem Vertrauten, was ihm den Seelenfrieden nahm. Schriftlich. Mein Gedächtnis ist bei weitem nicht so gut wie Ihres, Tim, aber diese Worte habe ich mir gemerkt: ›Niemand darf erfahren, dass die allseits bekannte Unabhängigkeitserklärung den braven Bürgern unseres Staatenbundes nur untergeschoben wurde‹, beschwört er seinen Freund. ›Als Siebzehnjähriger habe ich mit meiner Unbesonnenheit in Lexington Ströme von Blut heraufbeschworen, und immer noch schreien in meinen Träumen die Schädel und Knochen der Toten zu mir: ›Hüte das Geheimnis! Lass uns nicht umsonst gestorben sein!‹«
    »Ganz schön gruselig. Ich bin ja kein Historiker, aber wäre die Revolution nicht auch ohne Beales Kurzschlusshandlung zu einem Gemetzel ausgeartet?«
    »Mit Sicherheit. Aber traumatische Erlebnisse ersticken bisweilen den menschlichen Verstand.«
    Tim sah JJ konsterniert an. Einmal mehr hatte er das Gefühl, sie spreche von ihm und nicht von einem längst zu Staub zerfallenen Abenteurer. Dann regten sich bei ihm erneut Zweifel. »Abgesehen von den Beale-Papieren, findet man im Web

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