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Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Titel: Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost
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gehören die?«
    »Hä?« Der Alte legte die Hand hinter ein Ohr und beugte sich vor.
    Tom sprach lauter: »Die Gärten neben Tante Polly. Der zum Fluss hin, der nördlich von dem und der westlich davon. Wem gehören die? Und wissen Sie, was es mit den roten Pflöcken darin auf sich hat?«
    »Hä?«
    Tom seufzte. Gerade als er ansetzen wollte, noch lauter zu schreien, unterbrach ihn der Alte. »Kenn keine Pflöcke. Der Garten zum Fluss hin gehört Sereny Harper. Die beiden anderen haben mal McLintock und dem Schweden gehört.«
    »Gustavson? Dem Küfer?«
    »Ja, Jungchen. Aber die haben beide da lange nichts mehr gemacht. Die jungen Leute kaufen doch heute alles Gemüse im Laden. Eine Schande, so was. Sie haben die Gärten vor einiger Zeit verkauft, wenn ich mich nicht irre.«
    »Verkauft? An wen?«
    Der Alte zuckte mit den Schultern. »Weiß nich’. Weiß nur, dass sich in letzter Zeit komische Leute in den Gärten rumtreiben.«
    »Komische Leute?«
    »Ja. Leute wie Sie, die da nichts zu suchen haben und die sich nicht um die Gärten kümmern.« Der Alte schnäuzte sich in die Hände und wischte sie dann an der Hose ab.
    Tom nickte und blickte zwischen zwei Häusern auf den Fluss. Das Ruderboot war nicht mehr zu sehen. »Haben Sie vielen Dank, Sir.«
    Er lief zügig weiter und bog um die Ecke in die Center Street. Es war um die Mittagszeit, die Straßen waren belebt mit Menschen, die sich in den Garküchen ein Essen holten oder zum Anleger unterwegs waren, um das Dampfschiff nicht zu verpassen. Hammerschläge waren aus einem Mietstall zu hören. Tom wich einem Murphy-Wagen aus, der von Ochsen gezogen wurde und der Bettgestelle geladen hatte. Sein Knie brannte inzwischen, als hätte man einen Nagel hineingetrieben, aber Tom biss die Zähne zusammen und schob sich an den Häusern vorbei.
    Am Anleger hatte sich bereits eine kleine Menschentraube gebildet. Die schwarzen Packer entluden das Schiff. Eine Handvoll Reisender kam mit Koffern die Gangway herunter.
    Tom schob sich durch die Menge auf die Plattform und hielt Ausschau nach dem Ruderboot. Es war nicht mehr weit vom Anleger entfernt, und Tom konnte sehen, was für eine Fracht der junge blonde Mann, der einen grauen Anzug trug, in seinem Boot transportierte.
    Es war eine Art Stativ mit Messingbeinen und mit Fernrohren obendrauf.
    Eine Hand legte sich auf Toms Schulter, und er fuhr herum.
    »Nich’ erschrecken, Tom! Is’ nur der alte Jim!«
    »Jim!« Tom blickte in ein strahlend weißes Lächeln.
    Der kräftige Mann mit dem grauen Bart setzte den Sack Mais ab, den er über die Schulter gelegt hatte, und wischte sich mit dem Ärmel über die schweißnasse Stirn.
    »Ham uns ja ’ne Weile nich’ geseh’n. Meine Lizzie hat gesagt, die Leute ham gesagt, du hattest ’n paar Schwierigkeiten.« Jim tippte sich an die Stirn und nickte zu Toms Beule an der gleichen Stelle.
    Tom warf einen kurzen Seitenblick zu dem Mann in dem Boot. Mit wenigen Ruderschlägen würde er am Anleger angekommen sein. Er wandte sich wieder zu Jim.
    »Ja. Da gab’s so ein paar Veteranen aus dem Süden, mit denen hatte ich ein kleines Tänzchen.«
    Jim spuckte aus. »Verdammte Rebs! Wenn ich irgendwie helfen kann, sag Bescheid, Tom. Bin zwar nur ’n alter schwarzer Mann, aber hey …« Lächelnd hob er die Hände, als sich hinter ihm, bei einem Haufen abgeladener Säcke, ein Mann mit einer Schirmmütze und mit irgendwelchen Papieren in der Hand aufrichtete und ihn durch die Menge erspähte.
    »Jim! Ich bezahl dich nicht fürs Rumstehen, verdammt!«
    »Ja, Mr Kubish, Sir. Bin sofort bei Ihnen, Sir.« Er drehte sich zu Tom und lächelte entschuldigend. »Tut mir leid, Tom. Hast ’n ja gehört. Ich muss wieder. Also mach’s gut, und wie gesagt, wenn du Hilfe brauchst …« Jim nahm den Sack auf und schwang ihn über die Schulter.
    Tom blickte zum Wasser. Der Mann mit dem Ruderboot legte an und warf ein Seil um einen der Poller am Anleger. Tom kniff die Augen zusammen und überlegte. »Ja, Jim. Da gibt es tatsächlich etwas, was du für mich tun könntest.«
    Jim hielt inne. »Ja? Was denn?«
    Tom beugte sich vor und sprach leise mit Jim, als er eine dröhnende Stimme hinter sich hörte.
    »Tom! Wenn das mal kein günstiger Zufall ist!«
    Tom drehte sich um und blickte in das breite Lächeln des Sheriffs. Harper hatte die Daumen in seinen Pistolengurt gehakt und streckte die Brust heraus. Jim Hollis und Billy Fisher, seine Hilfssheriffs, flankierten ihn, und irgendetwas war merkwürdig an

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