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Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Titel: Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost
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aufgeschlagen hat. Eckart ist ein Baum von einem Mann, groß, stark, zerbricht schon mal zum Spaß Stöcke über dem Arm, um zu beweisen, wie viel Kraft er hat.«
    »Ja, und er wäre in der Theaterloge für Booth bestimmt ein größeres Hindernis gewesen als der etwas schmächtige Major Rathbone. Doch Stanton hat auch diese Bitte des Präsidenten unwirsch abgelehnt. Eckart hätte ebenfalls zu tun, beschied er dem Präsidenten. Stimmt das?«
    Tom nickte. »Ja, Major. Genauso war es.«
    »Tja, nur leider sind das schon zwei Lügen. Beide Männer hatten an diesem Karfreitag wenig zu tun. Eckart hat das Telegrafenamt früh verlassen, ist nach Hause gegangen und war gerade dabei, sich zu rasieren, als er von Lincolns Ermordung erfuhr. Stanton hingegen hat noch einen gewissen Mr Bradley empfangen, von einer Anwaltskanzlei, mit der Stanton in Verbindung steht, und hat dann den bettlägrigen Außenminister Seward besucht, um zu sehen, wie es um dessen Gesundheit stand. Etwas, was alle Beteiligten in höchstem Maße erstaunt hat, da Seward und Stanton sich bekanntermaßen verabscheut haben.«
    Tom runzelte die Stirn.
    »Mag sein, dass er gelogen hat. Aber auch das beweist nichts. Vielleicht hat Stanton im Allgemeinen nichts übrig für das Theater, vielleicht ist er davon ausgegangen, dass er und Eckart tatsächlich noch etwas zu tun haben würden. Vielleicht hat er auch seine Meinung gegenüber Seward plötzlich geändert.«
    »Ja, das mag sein, Mr Sawyer. Und Sie haben recht. Ein Beweis ist das nicht.«
    Crittenden verschränkte die Arme hinter dem Rücken und schritt den Gang zwischen den Bankreihen auf und ab, während er dozierte. »Viel interessanter sind tatsächlich die Dinge, die unmittelbar nach dem Mord passiert sind. Wir wissen, dass Sie nach der Ermordung unseres Präsidenten bei der Verfolgung von Booth dabei waren. Können Sie mir sagen, woher Sie und die Männer, die dabei waren, die Informationen hatten, die Sie zu Booth geführt haben?«
    »Die kamen von oben, Major. Von Lafayette Baker persönlich, dem Chef des Geheimdienstes. Man hat gesagt, er habe seine Männer ausgeschickt, damit sie alles durchsuchen, jeden verhören und notfalls bestechen oder foltern, um an die Informationen zu gelangen, wo Booth und die anderen sich aufhielten.«
    »Ja, das hat man gesagt, nicht wahr? Aber ist es nicht merkwürdig, dass Baker, Geheimdienstchef von Stantons Gnaden, der behauptet hat, er wisse nichts über das geplante Attentat und kenne die Identität der Verschwörer nicht, innerhalb von 48 Stunden nach dem Attentat den genauen Fluchtweg von Booth und Harold kannte? Dass er wusste, dass er den Verschwörer Lewis Paine in Mary Suratts Pension in einem Zimmer im dritten Stock unter einem Bett finden würde und dass er ebenfalls genau wusste, wo er den Verschwörer George A. Atzerodt zu suchen hatte, und ihn dort, im Haus von dessen Cousin in Germantown in Maryland, auch gefunden hat?«
    Tom kratzte sich am Kinn. »Ja, das ist es in der Tat.«
    »Und es gibt noch mehr Merkwürdigkeiten. Obwohl die Brücken nach Virginia von der Armee genauso streng bewacht wurden wie in Kriegszeiten, ist es Booth und David Harold gelungen, unbehelligt an zahllosen Posten und Sperren vorbeizukommen.«
    Tom zog die Schultern hoch. »Man sagte, die Wachtposten konnten nach dem Attentat nicht schnell genug informiert werden, unter anderem, weil die Telegrafenleitung gestört war.«
    »Die Telegrafenleitung, ja, ja.« Crittenden nickte und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Unterlippe. Er blieb stehen und wandte sich zu Tom. »Die Telegrafenlinien in Washington waren in der Mordnacht plötzlich alle außer Betrieb. Seltsam, nicht wahr? Niemand konnte sich das erklären. Noch viel weniger konnte man sich erklären, warum sie am nächsten Tag einfach so wieder funktionierten. Aber vielleicht kann ja eine Menge Geld diese ganzen Rätsel klären.«
    »Geld? Was für Geld?«
    »Die Belohnung. Die hunderttausend Dollar, die Stanton sofort nach dem Attentat auf die Ergreifung von Booth und dessen Mitverschwörern ausgesetzt hat. Tot oder lebendig mit einer eindeutigen Betonung auf tot .«
    Tom legte die Stirn in Falten. »Wer hat das Geld bekommen?«
    »Oh, da wäre zunächst einmal Lafayette Baker, Ihr ehemaliger Chef, dessen Aufgabe es war, Booth zu jagen, und der eigentlich einen ganz normalen Sold für diese Aufgabe bekam. Er hat einen erheblichen Teil der Hunderttausend kassiert und wurde zum Brigadegeneral befördert. Interessanterweise

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