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Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Titel: Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost
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dieser verrückte Hutmacher, ihn angeschossen hatte, dass ich sofort zurück nach Washington geritten bin. Ich wollte Booth nicht noch mehr Publikum bei seiner theatralischen Abschiedsvorstellung verschaffen.«
    Crittenden nickte. »Das kann ich verstehen. Was jedoch niemand so recht versteht, und vor allem nicht der Generalstaatsanwalt, ist, dass in diesem Tagebuch achtzehn Seiten fehlten, als Stanton es nach erheblichem Widerstand endlich rausgerückt hat. Sie waren mit einem Messer säuberlich herausgetrennt, haben aber eine sichtbare Lücke im Buch hinterlassen. Conger und Baker, die beide vorgeladen wurden, haben einen heiligen Eid geschworen, die Seiten seien noch drin gewesen, als sie Stanton das Tagebuch übergeben haben.«
    »Und was hat Stanton gesagt?«
    »Der hat genau das Gegenteil behauptet. Seit diesem Vorfall greift er den Präsidenten unablässig an, der seinem Generalstaatsanwalt bei dieser Untersuchung den Rücken stärkt. Vorgeblich wegen dessen versöhnlicher Haltung gegenüber dem Süden, aber es sieht eher so aus, als wollte der Kriegsminister von etwas ablenken, meinen Sie nicht?«
    Tom lehnte sich zurück und dachte über das Gehörte nach. Hätte Booth ihm in der Scheune noch mehr gesagt, wenn der verrückte Hutmacher ihn nicht angeschossen hätte? Ich habe einiges zu erzählen. Und alle werden zuhören. Hätte er von Stanton erzählt? Pinkerton hatte seinen Detektiven beigebracht, dass sie sich bei der Suche nach einem Mörder immer fragen sollten, wer von einem Verbrechen am meisten profitierte. Stanton hätte profitiert. Und die Merkwürdigkeiten, die Crittenden aufgezählt hatte, waren nicht von der Hand zu weisen.
    Schließlich nickte Tom. »Ich glaube, Sie haben recht. Stanton hat Dreck am Stecken. Aber ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich Ihnen dabei weiterhelfen kann, Major.«
    Crittenden schob sich ächzend neben Tom in die Bank und senkte die Stimme. »Sie haben mir schon geholfen, indem Sie einige meiner Fragen beantwortet haben. Sie können uns noch mehr helfen, indem Sie mit mir nach Washington zurückkommen und Ihre alte Position als Personenschützer wieder einnehmen. Arbeiten Sie für Lafayette Baker, finden Sie heraus, ob und wie er in die Sache verwickelt ist und inwiefern er mit Stanton bei diesem Komplott zusammenarbeitet. Was uns fehlt, ist ein eindeutiger Beweis, ein Bindeglied, das Stanton ganz klar mit Booth in Verbindung bringt. Finden Sie dieses Bindeglied für uns, Mr Sawyer. Wir werden uns großzügig erweisen.«
    Tom merkte auf. »Wir? Wer ist eigentlich wir? «
    »Wir sind die Guten.« Crittenden lächelte gewinnend. »Nachdem der Generalstaatsanwalt auf diese … Unstimmigkeiten aufmerksam wurde, hat er mit Präsident Johnson gesprochen. Und da die Army dem Kriegsminister untersteht, hat Johnson sich an seinen alten Freund, Marineminister Welles gewandt. Und Minister Welles hat meine Wenigkeit beauftragt, die Sache zu untersuchen. Sie sehen, Sie wären in bester Gesellschaft, Mr Sawyer. Und ein Mann mit Ihren Qualitäten sollte nicht in diesem … verzeihen Sie, Kaff versauern. Darf ich auf Ihre Unterstützung zählen?«
    Tom verschränkte die Finger, stützte die Ellenbogen auf die Knie und senkte den Kopf, als würde er beten.
    Seit er nach St. Petersburg gekommen war, hatte man ihn verspottet, verprügelt und versucht, ihn umzubringen, und bis auf zwei, drei zusammenhanglose Spuren war er keinen Schritt weiter bei dem Versuch, den Mord an seiner Tante aufzuklären. Vielleicht hatte Crittenden recht. Vielleicht sollte er tatsächlich zurück nach Washington gehen und einen ganz anderen Mord aufklären. Einen, der möglicherweise wichtiger war und dessen Aufklärung eine Stelle in seinem Inneren verheilen lassen konnte, die ihm wie ein rostiges, schartiges Messer in die Seele schnitt.
    »Ich weiß es nicht, Major«, sagte Tom schließlich. »Ich brauche etwas Zeit für diese Entscheidung.«
    Der Mann in dem Ruderboot. Huck. Sid. Sally Austin. Wie lange würde es dauern, bis er mit ihnen gesprochen hätte? Was würde er dabei herausfinden? Und dann tauchte auch noch Becky vor seinem inneren Auge auf, wie sie weinend zwischen den Büschen am Lovers’ Leap verschwunden war. Er wollte das Bild verscheuchen, aber es gelang ihm nicht, und erst Crittendens Stimme riss ihn aus den Gedanken.
    »Bedenkzeit sollen Sie bekommen, Mr Sawyer. Aber nicht viel. Ich werde noch eine Nacht hierbleiben, höchstens zwei.«
    Tom stand auf. »Mehr werde ich nicht

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