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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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sie heißt, ich glaube nicht einmal, dass sie es wissen. Aber sie haben genug Details genannt, damit ich ... Gestern hat es hier übrigens auch geregnet.«
    »Lennart«, seufzte Martin Beck resigniert. »Also habe ich mich aufgerafft, bin in die Königliche Bibliothek marschiert und habe den ganzen Tag alte Zeitungen durchgeblättert. Soweit ich mir das zusammenreimen konnte, handelt es sich um ein Mädchen namens ... ich buchstabiere.« Martin Beck schaltete die Nachttischlampe ein und schrieb die Buchstaben auf den Rand des Stadtplans von Budapest. A-R-I B-Ö-K-K.
    »Hast du's?«, fragte Kollberg.
    »Ja, natürlich.«
    »Sie ist wohl ursprünglich Deutsche, besitzt aber die ungarische Staatsangehörigkeit. Keine Ahnung, wo sie lebt, auch nicht, ob die Schreibweise stimmt. Nicht gerade eine Spitzensportlerin, vermute ich mal, ich konnte seit Mai vorigen Jahres in keinem Zusammenhang einen Namen finden, der an ihren erinnert. Sie war offensichtlich nur eine Art Reserve. In der Reservemannschaft.«
    »Bist du jetzt fertig?«
    »Nur eins noch. Sein Auto steht da, wo es stehen muss. Auf dem Flughafenparkplatz in Arlanda. Ein Opel Rekord. Keine Auffälligkeiten.«
    »Aha. Bist du jetzt endlich fertig?«
    »Ja.«
    »Dann tschüs.«
    »Tschüs.«
    Martin Beck starrte lustlos auf die Buchstaben. Ari Bökk. Es sah eigentlich nicht einmal wie der Name eines Menschen aus.
    Wahrscheinlich war die Angabe falsch und die Information völlig wertlos.
    Er erhob sich, öffnete die Fensterläden und ließ den Sommer herein. Der Blick über den Fluss und die Buda Seite war noch genauso faszinierend wie vor vierundzwanzig Stunden. Der tschechische Raddampfer war fort und hatte einem Motorschiff mit Propellerantrieb und zwei niedrigen, nebeneinanderliegenden Schornsteinen Platz gemacht. Es fuhr ebenfalls unter tschechischer Flagge und hieß Druzba. Auf der Terrasse vor dem Hotel saßen sommerlich gekleidete Menschen beim Frühstück. Es war mittlerweile halb zehn. Er kam sich unnütz und pflichtvergessen vor, machte rasch seine Morgentoilette, steckte den Stadtplan ein und eilte ins Foyer. Unten angekommen, stand er unschlüssig herum. Sich zu beeilen hat nicht viel Sinn, wenn man nicht weiß, was man anfangen soll. Er dachte eine Weile darüber nach, dann ging er in den Speisesaal, setzte sich an eines der großen offenen Fenster und ließ sich das Frühstück servieren. Schiffe unterschiedlicher Größe fuhren vorüber. Ein bulliger sowjetischer Motorschlepper mühte sich mit drei Binnentankern flussaufwärts. Wahrscheinlich kam er aus Batumi. Das war ganz schön weit weg. Der Kapitän trug eine weiße Mütze. Die Kellner schwärmten um Martin Becks Tisch herum, als wäre er Rockefeller. Kleine Jungen spielten auf der Straße Fußball. Ein großer Hund wollte mitspielen und riss eine gutgekleidete Dame, die ihn an der Leine führte, beinahe um. Sie musste sich an eine der Steinsäulen der Balustrade klammern, um nicht zu fallen. Nach einer Weile ließ sie die Säule los, hielt aber die Leine weiterhin fest, und obwohl sie sich heftig dagegen wehrte, zerrte der Hund sie mitten zwischen die Ballspieler. Es war schon sehr warm. Der Fluss glitzerte.
    Der Mangel an konstruktiven Ideen war frappant. Martin Beck drehte den Kopf und bemerkte eine Person, die ihn anstarrte. Ein sonnengebräunter Mann im gleichen Alter wie er, mit graumeliertem dunklem Haar, gerader Nase, braunen Augen, grauem Anzug, schwarzen Schuhen, weißem Hemd und grauer Krawatte. Am kleinen Finger der rechten Hand trug er einen großen Siegelring, und neben ihm auf dem Tisch lag ein grün gesprenkelter Hut mit schmaler Krempe und einer flaumigen kleinen Feder im Band. Der Mann wandte sich wieder seinem doppelten Espresso zu.
    Martin Beck ließ den Blick weiterschweifen und entdeckte eine Frau, die ihn anstarrte. Sie war Afrikanerin, jung und sehr schön, hatte ebenmäßige Gesichtszüge, große strahlende Augen, weiße Zähne, lange schlanke Beine und hohe Fesseln. Sie trug Silbersandalen und ein eng anliegendes hellblaues Kleid aus einem glänzenden Stoff.
    Vermutlich starrten die beiden ihn an, weil er so schön war, der Mann aus Neid und die Frau mit schlecht verhohlener Begierde.
    Martin Beck nieste, und drei Kellner riefen »Gesundheit!«. Er bedankte sich, ging ins Foyer, zog den Stadtplan hervor und zeigte dem Portier den in Blockbuchstaben notierten Namen. »Kennen Sie eine Person, die so heißt?«
    »Leider nein, Sir.«
    »Es soll eine bekannte Sportlerin

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