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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Handbreit unter der Wasseroberfläche breite Armlehnen hatte. Szluka lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen. Martin Beck schwieg und betrachtete die Badenden. Schräg gegenüber saß ein kleiner, ziemlich bleicher magerer Mann, der eine fette Blondine auf den Knien schaukelte. Sie sahen beide ernst und geistesabwesend einem kleinen Mädchen zu, das mit einem Gummireifen um den Bauch vor ihnen herumplanschte.
    Ein blasser sommersprossiger Junge in einer weißen Badehose watete langsam vorüber. Er hatte die große Zehe eines kräftigen jungen Mannes gepackt und zog ihn hinter sich her. Der Gezogene lag auf dem Rücken, hatte die Hände auf dem Bauch gefaltet und starrte in den Himmel.
    Am Beckenrand stand ein großer braungebrannter Mann mit gewelltem dunklem Haar. Seine Badehose war hellblau, hatte weite, flatternde Beine und sah eher wie eine Unterhose aus. Martin Beck ahnte, dass es auch eine war. Er hätte ihm vielleicht signalisieren sollen, dass er beabsichtigte, baden zu gehen, dann hätte der Mann noch schnell seine Badehose holen können.
    Plötzlich sagte Szluka, ohne die Augen zu öffnen: »Der Schlüssel lag auf der Treppe des Polizeipräsidiums. Ein Polizist hat ihn dort gefunden.«
    Martin Beck sah Szluka, der völlig entspannt neben ihm lag, erstaunt an.
    Die Haare auf Szlukas sonnengebräunter Brust wogten wie weißes Seegras sanft in dem grün schimmernden Wasser.
    »Wie ist er dorthin gekommen?«
    Szluka drehte den Kopf und sah ihn unter halbgeschlossenen Lidern an.
    »Sie werden es mir natürlich nicht glauben, aber Tatsache ist, dass ich es nicht weiß.«
    Aus dem Wellenbecken ertönte unisono ein langer Ausruf der Enttäuschung. Der Spaß war für dieses Mal zu Ende, und das große Schwimmbecken füllte sich wieder mit Leuten. »Gestern wollten Sie nicht sagen, woher Sie den Schlüssel hatten. Warum erzählen Sie es mir jetzt?«, fragte Martin Beck. »Weil Sie das meiste falsch aufzufassen scheinen, und da dies eine Information ist, die Sie sich auch anderweitig beschaffen könnten, hielt ich es für besser, es Ihnen selbst zu sagen.«
    Nach einer Weile fragte Martin Beck: »Warum lassen Sie mich beschatten?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Szluka. »Was gab es zum Mittagessen?«
    »Fischsuppe und Karpfen«, antwortete Szluka.
    »Und Apfelstrudel?«
    »Nein, Walderdbeeren mit Schlagsahne und Puderzucker. Wunderbar.«
    Martin Beck schaute sich um. Der Mann in der Unterhose war weg.
    »Wann hat man den Schlüssel gefunden?«, fragte er.
    »Am Tag bevor er im Hotel abgegeben wurde. Am Nachmittag des 23. Juli.«
    »Das heißt also am selben Tag, an dem Alf Matsson verschwunden ist.«
    Szluka setzte sich auf und sah Martin Beck an. Dann drehte er sich um, öffnete seine Aktentasche, holte ein Handtuch heraus und trocknete sich die Hände ab. Er zog eine Akte aus der Tasche und blätterte darin.
    »Um ehrlich zu sein, haben wir ein paar Nachforschungen angestellt«, sagte er. »Obwohl uns kein offizielles Ermittlungsansuchen vorliegt.«
    Er entnahm der Akte ein Blatt und fuhr fort:
    »Sie scheinen diese Angelegenheit ernster zu nehmen, als es die Umstände nahelegen. Ist er eine wichtige Person, dieser Alf Matsson?«
    »Insofern, als er auf unerklärliche Weise verschwunden ist - ja. Unseres Erachtens genügt das, um eine Aufklärung dessen, was ihm passiert ist, für wichtig zu halten.«
    »Was spricht denn dafür, dass ihm etwas passiert ist?«
    »Nichts. Nur die Tatsache, dass er verschwunden ist.« Szluka schaute auf sein Papier.
    »Laut Pass- und Zollkontrolle ist nach dem 22. Juli kein schwedischer Staatsbürger namens Alf Matsson aus Ungarn ausgereist. Im Übrigen hat er seinen Pass im Hotel abgegeben, und ohne den kann er das Land kaum verlassen haben. Keine Person, auf die Matssons Beschreibung passt, wurde in der betreffenden Zeit in ein Krankenhaus oder Leichenschauhaus eingeliefert. Ohne seinen Pass kann Matsson auch in keinem anderen inländischen Hotel abgestiegen sein. Alles deutet folglich daraufhin, dass Ihr Landsmann es aus irgendeinem Grund vorzieht, noch eine Weile in Ungarn zu bleiben.«
    Szluka schaute aufsein Papier. Dann legte er das Blatt wieder in die Aktentasche zurück und schloss sie.
    »Der Mann ist schließlich schon mal hier gewesen. Er hat vielleicht Freunde gefunden, bei denen er wohnt«, fuhr er fort und setzte sich bequem zurecht.
    »Es gibt trotzdem keinen plausiblen Grund, warum er sein Hotel verlassen und sich seitdem nirgends mehr gemeldet

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