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Der Mann, der starb wie ein Lachs

Der Mann, der starb wie ein Lachs

Titel: Der Mann, der starb wie ein Lachs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikael Niemi
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überquerte die Grenze nach Finnland. Damit war der Krieg unabwendbar. Finnland war Schwedens östlichste Provinz, und das seit sechshundert Jahren. Der Zeitpunkt für das Manöver, Ende Februar, war der denkbar schlechteste für die schwedische Armee, der Bottnische Meerbusen war teilweise mit Eis bedeckt, und es wurde für unmöglich angesehen, über diesen Weg Verstärkung zu schicken. General Wilhelm Mauritz Klingspor befahl den Rückzug der finnischen Truppen und ließ die Kräfte in der Nähe von Uleåborg sammeln. Von hier aus sollte die Rückeroberung von Finnland eingeleitet werden, nicht zuletzt mit Hilfe der finnischen Festungsbesatzungen, die auf den Frühling warteten. Doch am 18. März kapitulierte die Festung Svartholm an der Finnischen Bucht, und am dritten Mai kam die endgültige kalte Dusche. Sveaborg bei Helsinki unter Vizeadmiral Carl Olof Cronstedt kapitulierte ohne nennenswerte Gegenwehr mit seinen fast siebentausend Mann. Schwedens wichtigste Festung fiel damit in die Hände der Russen, zusammen mit dem gesamten Vorrat, darunter einhundertzehn Fahrzeugen unterschiedlichster Größe.
    Im Laufe des Sommers setzte die finnische Armee zur Gegenoffensive an, während gleichzeitig eine ausgiebige Guerillatätigkeit unter der Bevölkerung begann. Die russische Armee wurde nicht gerade als Befreier angesehen, ganz besonders befürchteten die finnischen Bauern, dass die gehasste Leibeigenschaft wieder eingeführt werden könnte. Den Sommer über gelang es finnischen Partisanen, die Russen in den Süden zurückzudrängen, unter anderem bei Lappo und Alavo. Mit der Zeit gelang es den finnischen Kräften, bis nach Tammerfors vorzudringen und russische Transportwege abzuschneiden. Am 23. Juni segelte eine Expedition mit tausend Mann, hauptsächlich von den Regimentern aus Västerbotten und Jämtland, unter Oberst Johan Bergenstråhle von Bredskär nördlich von Umeå los, in der Absicht, Vasa zu erobern. Doch nach schweren Kämpfen waren sie gezwungen, sich zurückzuziehen.
    Nach kleineren erfolgreichen Abwehrschlachten wandte sich bald das Kriegsglück, und von August 1808 an wurden die schwedisch-finnischen Kräfte in den Norden getrieben, immer näher an das Wasser des Bottnischen Meerbusens. Am 13. September gelang es Oberst Georg Carl von Döbeln bei Jutas standzuhalten, und am 14. September gegen fünf Uhr morgens wurde die schwerste Schlacht bei der kleinen Stadt Oravais eingeleitet. Ein eigentlich unbedeutender Vorposten geriet so ins Zentrum einer regelrechten Schlacht. Lange war der Ausgang ungewiss, die Angriffswellen schwappten auf und ab, doch gegen zehn Uhr abends, während die Herbstfinsternis einsetzte, gewannen die Russen die Überhand, und ein langer, anstrengender schwedischer Rückzug setzte ein. In der Schlacht selbst fielen siebenhundertvierzig Schweden und neunhundert Russen, doch noch viel mehr erlagen in den nächsten Tagen ihren Verletzungen. Als der Winter einsetzte, waren die schwedischen Truppen bis Torneå zurückgedrängt worden. Während des Winters warteten beide Seiten ab, kämpften gegen Krankheiten und die Kälte. Doch im März 1809 begann der Krieg erneut. Am 22. März fiel Umeå, und die russischen Truppen strömten durch Västerbotten heran. Erst im August gelang es den Schweden endgültig, die Angreifer bei Ratan zurückzuschlagen, und im September war es soweit, dass ein Friedensabkommen unterzeichnet wurde.
    Fredrikshamn, oder Hamina auf Finnisch, war ein verschlafener kleiner Küstenort im südöstlichen Finnland, ein alter Handelsplatz mit Molen und Kais in die Finnische Bucht hinein. Seit dem Frieden von Abo, als die Grenze verschoben worden war, hatte man zu Russland gehört, und hier war es schließlich, wo im August und September 1809 die schwedischen und russischen Delegationen sich trafen, um das Friedensabkommen zu beraten.
    Es war ein richtig schrecklicher Herbst. Fast täglich regnete es, dennoch war die Temperatur für die Jahreszeit eigentümlich hoch. Während die Getreidebauern unter einer verdorbenen Ernte litten, begaben sich die Ärmsten in die Wälder, denn an ein reicheres Pilzjahr konnte man sich nicht erinnern. Die Erde war übersät mit Reizkern, Röhrlingen und Schafeutern, kaum reichten die Körbe.
    Einer der Anbauten des bescheidenen Rathauses hatte seit mehreren Jahren als Offiziersmesse und Übernachtungsquartier für all die Beamten und Gesandten gedient, die den Weg zwischen Sankt Petersburg und Helsinki zurücklegen mussten, und hier

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