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Der Mann, der starb wie ein Lachs

Der Mann, der starb wie ein Lachs

Titel: Der Mann, der starb wie ein Lachs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikael Niemi
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Minuten und zweiundfünfzig Sekunden, nachdem sie in ihren Betten geweckt worden waren, konnte der Einsatzwagen 561 aus der Garageneinfahrt der Feuerwehrwache hinausfahren, unter Leitung des Wagenführers Ulf Kyrö, einem sonnengebräunten ehemaligen UN-Sergeanten mit millimeterkurzem Haar. Das Fahrzeug war ein Feuerwehrwagen mit einem Drei-Kubikmeter-Wassertank, der durch Pajala brauste, am Busbahnhof mit dem hoch auf seiner Säule sitzenden Bartkauz vorbei, um dann an der Kreuzung am Gemeindehaus rechts abzubiegen. Hakan Grönberg, der an diesem Tag Fahrer und Mann an der Spritze war, schaltete die Warnblinkanlage ein, ließ aber zunächst die Sirenen stumm, um die Bewohner nicht unnötig zu wecken. Die Straßen waren so gut wie leer, abgesehen von einem frühmorgendlichen Fernlaster, einem norwegischen Kühlwagen mit Lofotenfisch, der an den Straßenrand fuhr und sie auf der Höhe von Datapörtet vorbeiließ.
    Ulf Kyrö rief SOS Alarm in Luleå an und bekam sofort die Details, ein Hausbrand in Sattajärvi. Der Einsatzwagen 562 war bereits unterwegs, ein größerer Wagen mit einem Zehn-Kubik-Wassertank, ausgerüstet mit Hebelkran. Eine Person wurde als vermisst gemeldet, ein Mann, der sich im Obergeschoss befunden hatte.
    »Scheiße, das heißt Atemschutzgeräte«, dachte Ulf.
    Hakan Grönberg wusste, dass es ernst war, und trat das Gaspedal durch. Auf dem Rücksitz begann der kompakte, bärengleiche Jan-Peter Rova schnell die schwere Atemschutzausrüstung überzustreifen. Ulf folgte seinem Beispiel. Die Kreuzung von Liviöjärvi rauschte vorbei, zwei Rentiere sprangen auf die Fahrbahn und galoppierten jedes auf einer Seite der Mittellinie entlang. Hakan versuchte zu bremsen, doch der Abstand war zu kurz. Die Kuh oder das Kalb, konnte er noch denken und drehte das Rad zum Kalb hin. Die Front zeigte auf die Hinterläufe und die in Fell gehüllten Keulen. Im gleichen Moment machte das Kalb einen Satz zur Seite und tauchte mit einem Sprung im Dickicht unter. Das Fahrzeug fuhr brüllend zwischen den beiden Tieren hindurch, nur um Haaresbreite von einer Notschlachtung entfernt. Schwarze Reifenspuren brannten sich in den Asphalt ein, Gummigestank wehte über den Straßengraben, trieb weiter in die Wälder, verursachte Unruhe unter den Tiernasen im Umkreis mehrerer Kilometer. Die Rentiere dagegen beruhigten sich. Kehrten um. Das brüllende Monster war davongezogen. Mit klappernden Hufen stellten sie sich wieder an den Straßenrand, um zu fressen.
    Gutes Gras, dachten sie. Gut, gut.
     
    Der Rauch war bereits aus der Ferne zu sehen. Das gesamte obere Stockwerk und der Giebel waren voll mit dickem Qualm. Ein Mann stand an der Straße und wies sie ein. Eine schmale Einfahrt, knirschender Kies. Auf dem Vorhof standen eine Handvoll verschlafener Menschen. Eine Frau im Bademantel kletterte mit einem überschwappenden Eimer eine wacklige Leiter hinauf und versuchte das Dachbodenfenster zu erreichen.
    »Schlag nicht die Scheibe ein!«, konnte Ulf Kyrö gerade noch denken.
    Da schlug sie die Scheibe ein. Eine schwarze Rauchwand legte sich über sie, und im nächsten Moment war sie verschwunden. Aus der Rauchwolke kam der Eimer heruntergestürzt, das Wasser spritzte in hohem Bogen heraus, während er gegen die Leitersprossen fiel. Ein älterer, Schleim aushustender Mann in einer Nylonwindjacke lief hinzu und hielt die Leiter fest. Dann rief er etwas nach oben und begann hinaufzuklettern, obwohl Ulf endlich die Autotür öffnen und ihm eine Warnung zurufen konnte.
    Im nächsten Moment stolperte die Frau dort oben. Sie fiel haltlos aus der Qualmwolke hinunter. Der helle Bademantel wurde vom Wind hochgeweht, und zusammen mit der Leiter und der Rauchwolke erinnerte der Anblick an ein Bild aus der Sonntagsschule. Ein Engel steigt aus dem Himmel herab. Die Verkündigung.
    Der Alte in der Windjacke konnte nicht mehr reagieren. Der kompakte Frauenkörper traf ihn schräg an der Schulter, und mit einer Schraubbewegung wurde er ins Gras gerissen. Alle Anwesenden konnten den trockenen Laut hören, als sein Oberschenkelknochen brach. Wie altes Brot, dachte Ulf. Als wenn man eine Scheibe Knäckebrot durchbricht.
    »Painu menheen sieltä!«, schrie er. »Haut ab da!«
    Die Frau rollte sich jammernd von dem alten Mann herunter. Sie stellte sich auf alle viere, offenbar unverletzt, und erbrach lange Schleimfäden, die wie Spinnweben glänzten.
    »Poikani«, kam es stoßweise zwischen den Hustenattacken hervor. »Mein Junge, er ist noch da

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