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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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vollem Bewusstsein in ihren Körper eingeschlossen wäre, wird sie voraussichtlich bald tot sein. Die meisten Patienten sterben noch in der Akutphase. Der Tod ist für sie eine Erlösung.«
    »Für Angela nicht!«
    »Für Angela auch. Lassen Sie sie gehen.«
    »Ich will sie nicht gehen lassen! Ich habe sie gerade erst gefunden!«
    »Seien Sie doch nicht so egoistisch!«
    Mit diesen Worten ließ er Röhrdanz an der Fensterbank stehen.
    Sechs Tage, dachte Röhrdanz. In sechs Tagen hat Denise Geburtstag.

8
    »Papa, du kannst mir ruhig sagen, was mit Angela los ist. Ich bin siebzehn.« Oliver lehnte in der Tür zum Schlafzimmer, wo Röhrdanz reglos im Dunkeln auf dem Bett saß.
    »Komm her, mein Junge.« Röhrdanz klopfte mit der Hand auf die Bettdecke, und der Bursche fiel neben ihm auf das ungemachte Bett. Er steckte in einem schmutzigen Fußballtrikot, und sein Gesicht war schweißbedeckt. Im Halbdunkel sah Röhrdanz seinem Sohn in die Augen. Ratlosigkeit und Angst spiegelten sich darin. »Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll …« Röhrdanz versuchte, seine Stimme nicht schon wieder kippen zu lassen.
    »Papa, sag es einfach.« Olivers tiefe Stimme wurde vor Angst wieder ganz kindlich hoch. Unsicher starrte er seinen Vater an.
    »Also, Angela ist …« Röhrdanz verstummte, weil er schon wieder heulen musste.
    »Tot?«, fragte Oliver entsetzt. Seine ernsten braunen Augen waren schreckgeweitet.
    »Nein, nein.« Röhrdanz suchte mit der Hand die Schulter seines Sohnes. »Lass mal die Kirche im Dorf.«
    »Was dann? Hat sie das Baby verloren?«
    »Auch das nicht.« Röhrdanz gab sich Mühe, ganz beiläufig zu klingen.

    »Papa! Jetzt sag schon! Die Oma heult nur rum, und Dagmar meint, Angela liege im Koma. Kann einem denn keiner in dieser Familie die Wahrheit sagen?«
    »Sie liegt tatsächlich im Koma. Da hat Dagmar recht.«
    Schweigen. Anscheinend hatte es Oliver ausnahmsweise einmal die Sprache verschlagen. Schließlich kratzte er sich am Kopf: »Ja wie? Und wann wacht sie wieder auf?«
    »Ich weiß es nicht, Oliver. Kein Mensch in diesem verdammten Krankenhaus will mir die Wahrheit sagen. Sie reden was von einem Apallischen Syndrom, ein Koma, bei dem man wach scheint, aber nicht bei Bewusstsein ist. Vielleicht ist es auch ein Locked-in-Syndrom. Das bedeutet gewissermaßen, im eigenen Körper eingeschlossen zu sein. So als wäre man in einem winzigen Verlies eingemauert und könnte sich nicht bewegen - nichts, nicht einmal eine Hand oder einen Fuß. Aber man bekommt alles mit, was um einen herum passiert.«
    Röhrdanz’ Stimme erstarb, er versuchte, sich seine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen.
    »Aber Papa … Hast du sie gesehen? Ich meine, wie sieht sie aus?«
    Röhrdanz schluckte. Sein Oliver war zwar schon siebzehn, aber konnte er ihm die Wahrheit zumuten?
    Ohne dass er es merkte, fing Röhrdanz wieder an, mit dem Oberkörper hin und her zu wippen.
    »Papa?«
    »Sie hat die Augen offen. Und den Mund weit aufgerissen.«
    »Also schläft sie gar nicht?«
    »Wahrscheinlich nicht.«

    »Und was hat sie gesagt?«
    »Nichts. Sie kann nichts sagen.«
    »Hat sie … Schmerzen?« Angsterfüllt starrte Oliver seinen Vater an.
    »Hoffentlich nicht.«
    »Wie meinst du das, eingeschlossen?«, fragte Oliver mit erstickter Stimme.
    Röhrdanz war wie in Trance und versuchte, sich wieder zusammenzureißen. Stumm schüttelte er den Kopf.
    »Papa? Heulst du?« Das klang benommen, schockiert.
    »Nein.« Scharf atmete Röhrdanz aus, nahm einen Zipfel der Bettdecke und wischte sich mit fahrigen Bewegungen über das Gesicht. Der Junge rüttelte ihn am Arm.
    »Wie schlimm ist es wirklich? Papa, sag schon! Wann kommt Angela wieder?«
    Röhrdanz presste die Lippen zusammen, aber ein leises Wimmern ertönte.
    »Papa! Sag doch!«
    »Sie steht vermutlich noch unter Schock von der Operation«, startete Röhrdanz einen abgemilderten Erklärungsversuch. »Das musst du verstehen, Junge. Sie ist umgekippt, irgendwo beim Arzt, und kam dann ins Krankenhaus, mit Tatütata, das volle Programm, und anschließend gleich unters Messer. Natürlich hatten sie auch Angst um das Baby, aber dem ist wohl nichts passiert. Jedenfalls liegt sie jetzt auf der Intensivstation im Koma, starrt mit aufgerissenem Mund an die Decke und hat die Hände ganz verkrampft …« Röhrdanz verstummte.
    »Kann man ihr denn nicht irgendwas spritzen, zur Beruhigung oder so? Oder ein Aufputschmittel?«

    »Bestimmt. Sie wird schon wieder.«
    »Und wenn nicht?« Die

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