Der Mann, der wirklich liebte
jemand.
»Sucht euch ein Zimmer!«, schrie ein Jugendlicher, der auf dem Rad vorbeifuhr.
»Wir sind wohl so eine Art öffentliches Ärgernis«, stellte Röhrdanz fest. »Komm, mein Schatz, ich lade dich in das allerfeinste Hotel der Stadt zum Essen ein. Das berühmte Brenner’s Park-Hotel!«
»Aber können wir uns das denn leisten?« Abwartend blieb Angela vor dem imposanten Hotel stehen.
»Für eine ganz besondere Frau nur das Allerbeste!« Einladend hielt Röhrdanz seiner Angela die Türe auf. Scheu trat sie ein.
»Aber bin ich denn richtig angezogen?«
»Natürlich, mein Herz. Du wärst noch in Lumpen schöner als diese aufgetakelten Weiber.«
»Was so eine Nacht hier im Hotel kosten muss …« Angela ließ ihren Blick andächtig schweifen.
»Ich hab ja nicht davon geredet, dass wir hier übernachten! Nur essen wollen wir hier, als Auftakt unserer Hochzeitsreise.« Röhrdanz steuerte bereits zielstrebig auf einen freien Tisch zu. »Was ist? Komm, genier dich nicht!«
»Siehst du diese Dame da hinten im Pelz?«, flüsterte
Angela verunsichert. »Sie schaut so merkwürdig zu uns herüber.«
»Na und? Lass sie doch.« Röhrdanz rückte Angela den Stuhl zurecht und nahm ihr den Mantel ab, aber auf dem Weg zur Garderobe blieb er wie angewurzelt stehen und starrte auf die schmuckbehangene Person, die dort mit einem Mann am Tisch saß und Champagner trank.
Röhrdanz drehte sich auf dem Absatz um, gab Angela ihren Mantel zurück und sagte nur knapp:
»Komm, wir gehen.«
»Kennst du die?«, flüsterte Angela erschrocken.
Röhrdanz schob Angela eilig aus dem Restaurant, draußen eilte er mit solch großen Schritten davon, dass Angela Mühe hatte, ihm zu folgen.
»Michael! So warte doch! Was ist denn los? Wer war diese Frau?«
»Das war Irene«, sagte Röhrdanz, als er schließlich keuchend unter einer schattenspendenden Kastanie stehen blieb. »Meine Exfrau.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Hier gibt sie also unser Geld aus«, murmelte er, ganz blass im Gesicht.
»Aber wo sind eure Kinder?«, fragte Angela.
»Das ist eine gute Frage.« Röhrdanz streckte die Hand nach ihr aus. »Komm, wir rufen meinen Anwalt an.«
D ie Lust auf Baden-Baden war ihnen beiden vergangen, und so landeten sie gegen Abend in Rastatt. Im Hotel Schwert fanden sie eine Unterkunft. Anstatt endlich
etwas essen zu gehen, warfen sie nur ihr Gepäck in die Ecke. Sie schauten sich tief in die Augen, küssten sich leidenschaftlich. Er konnte sich kaum beherrschen, so sehr begehrte er sie. Mit bebenden Fingern riss er ihr die Kleider vom Leib. Sie half ihm dabei und zog ihn gleichzeitig aus. Ihre Sachen flogen kreuz und quer durch das Hotelzimmer. Innerhalb von Sekunden waren sie nackt und warfen sich aufs Bett. Kurz darauf zuckten ihre Leiber, und er musste Angela die Hand auf den Mund halten, weil sie vor Wonne schrie.
»Wir sind hier in einem Hotel, da dürfen wir nicht so rumquietschen.«
»Habe ich gequietscht?«, fragte sie erschrocken und richtete sich auf.
»Nein. Ich habe dich noch rechtzeitig daran gehindert!«
»Weißt du, ich hab es noch nie im Leben in einem Hotel getrieben«, flüsterte sie, und in ihrem Gesicht konnte er plötzlich so etwas wie einen Anflug von Stolz entdecken. Sie kicherte und kam sich plötzlich ganz schön verrucht vor.
»Nein, wenn ich richtig informiert bin«, sagte er. Er küsste sie auf die Nasenspitze.
Angela ließ sich auf den Rücken fallen, während Röhrdanz in seinem Jackett, das auf dem Bettvorleger gelandet war, nach Zigaretten suchte. »Wird Zeit, dass ich dich in die höheren Weihen des ehelichen Sexuallebens einführe.«
Sie richtete sich auf und stützte sich auf den Ellbogen: »Gibt es da etwas, das ich noch nicht weiß?«
Er zündete sich grinsend die Zigarette an und nahm einen genüsslichen Zug. »Oh, Frau Röhrdanz. Da gibt es noch so einiges.«
»Was denn zum Beispiel?«
»Willst du das wirklich wissen?«
»Natürlich! Es gehört zu deinen ehelichen Pflichten, mich an deinem Erfahrungsschatz …« Weiter kam sie nicht, denn Röhrdanz hatte ihr bereits einen wilden Kuss aufgedrückt. Er machte schnell seine Zigarette aus, nahm seine Frau und trug sie zur Kommode unter dem Fenster. Ohne seinen Mund von ihrem zu lösen, zog er rasch die Vorhänge zu.
E s wurde eine wunderschöne Zeit für sie beide. Von der herrlichen Gegend sahen sie nicht viel, da sie ihr Zimmer nur kurz zum Frühstücken oder zum Abendessen verließen.
Wieder zu Hause in ihrer
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