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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Sie hatten ihre eigenen vier Wände.
    Sie konnten Krach machen, so viel sie wollten.
    Ihnen allen fehlte Schlaf, Erholung, eine Auszeit. Doch Röhrdanz hatte sich geschworen, nicht aufzugeben.
    Irgendwie ging es immer weiter. Jeden Tag aufs Neue. Er setzte einen Fuß vor den anderen. Er machte eine Sache nach der anderen. Er zwang sich, zu funktionieren. Eines Tages würde Angela ins Leben zurückkehren. Eines Tages würde sie wieder die Frau sein, die er einmal kennen- und lieben gelernt hatte. Dessen war er ganz sicher.
    Vielleicht würde sie nie wieder so jung und hübsch aussehen. Vielleicht würde sie nie mehr hüpfen und tanzen.
Nie mehr von einem Felsen in seine geöffneten Arme springen.
    Aber sie würde wieder seine Frau sein. Wieder mit ihm schlafen können. Eines Tages. Eines Nachts. Und diese Hoffnung war alles wert.

32
    »Papa, die Mama spuckt Blut!«
    Denise kam ihrem Vater schon am Gartenzaun entgegengelaufen und hatte wie immer ein Fellknäuel im Arm.
    Röhrdanz war gerade einkaufen gewesen und ließ die Tüten prompt auf den Asphalt fallen.
    »Sofort ins Auto mit ihr!«
    Mit vereinten Kräften zogen sie den Rollstuhl über die Steinplatten, während Angela einen Blutschwall nach dem anderen erbrach. Mit geübtem Griff setzte Röhrdanz seine Frau in den Wagen. Hektisch rief er über seine Schulter hinweg: »Schaffst du das, allein mit deinen Brüdern?«
    »Ja, Papa! Ich hab ja Bessy! Die passt auf uns auf!«
    »In Ordnung. Ich verlass mich auf euch!«
    Denise mühte sich mit den Einkaufstüten, und Röhrdanz gab Gas. Ständig sandte er prüfende Blicke zu Angela hinüber, die hustend auf dem Beifahrersitz saß und Angstschreie ausstieß. Das Autofahren war für sie schon unter normalen Umständen eine Qual. Viel zu schnell zog rechts und links die Landschaft vorbei, sodass alles vor ihren Augen verschwamm.
    »Tut mir leid, mein Schatz, aber darauf kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen!«

    Beim nächstbesten Arzt lud Röhrdanz seine hilflose Frau in den Rollstuhl und trabte direkt ins Sprechzimmer. »Ein Notfall! Meine Frau spuckt Blut!«
    Der Arzt, ein behäbiger kleiner Dicker, schenkte ihm einen unwilligen Blick: »Immer schön der Reihe nach, Herr …«
    »Röhrdanz«, sagte die Sprechstundenhilfe und reichte seine Versicherungskarte durch den Türspalt. Sie warf einen befremdeten Blick auf die unförmige Patientin im Rollstuhl, deren Bluse so unappetitlich vollgespuckt war.
    »So etwas kommt schon mal vor.« Der Dicke maß Angelas Blutdruck: »Hat sie sich über etwas aufgeregt?«
    »Unnn!«
    »Hund«, übersetzte Röhrdanz. »Wir haben einen kleinen Hund.«
    »Bei Ihnen in der Familie geht es sicher turbulent zu, da kann schon mal ein Äderchen platzen. Das würde ich jetzt nicht so ernst nehmen.«
    Angela wollte etwas sagen, da überkam sie ein Hustenanfall. Wieder gab sie einen ganzen Schwall Blut von sich.
    »Und das soll ich nicht ernst nehmen?«, schrie Röhrdanz entsetzt.
    »Das muss gar nichts bedeuten.« Der Arzt winkte ab. Er rollte mit seinem Bürostuhl zum Schreibtisch und kritzelte etwas auf einen Rezeptblock: »Damit gehen Sie jetzt in die Apotheke. Das ist ein blutdrucksenkendes Mittel, homöopathisch und ganz ohne Nebenwirkungen. Bald wird sie sich wieder beruhigen.« Gönnerhaft klopfte er Röhrdanz auf die Schulter, drückte ihm das
Rezept in die Hand und schob ihn quasi mitsamt seiner Gattin hinaus.
    »Und Sie wischen mir den Boden sauber«, wies der Arzt seine Helferin an.
     
    S chon auf dem Weg zur Apotheke strömte Angela das Blut nur so aus dem Mund. Röhrdanz bekam Panik. Er verfrachtete die stöhnende Angela erneut ins Auto und raste über die Autobahn nach Leverkusen, zu dem einzigen Mann, dem er blind vertraute. Zum Glück war Professor Leyen noch da.
    Angela wurde sofort auf die Intensivstation gebracht, wo es endlich gelang, die Blutung zu stoppen. Eine Woche lang behielt man Angela da. Sie lag wieder in der kleinen Zelle, in der man anfangs keinen Pfifferling mehr für ihr Leben gegeben hatte.
    Röhrdanz wurde fast wahnsinnig vor Angst.
    »Was hat sie, Doktor, bitte, was fehlt ihr denn?«
    »Wir haben alle möglichen Gehirnuntersuchungen gemacht«, sagte Professor Leyen ernst. Er schüttelte ratlos den Kopf: »Wir haben auch mit anderen Kliniken telefoniert. Es besteht der Verdacht auf Staublunge.«
    »Aber ich putze wie verrückt! Oliver und ich gehen jeden Tag mit dem Staubsauger durchs ganze Haus …«
    »Haben Sie sich vielleicht ein Tier zugelegt? Eine Katze

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