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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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unwirsch.
    »Röhrdanz hier, guten Abend. Ich frage mich gerade, ob Denise bei Ihnen ist.«
    »Nein«, raunzte die Mutter unfreundlich. »Meine Jasmin ist auch nicht da!« Offensichtlich hatte die Mutter getrunken, sie lallte jedenfalls. Sofort gingen bei Röhrdanz alle Alarmglocken an.
    »Hören Sie, Frau Gesecke, es ist fast zehn Uhr abends, die Mädchen können sich um diese Zeit doch nicht einfach irgendwo herumtreiben! Oder haben Sie das erlaubt?«
    »Nee. Aber auf mich hört die Jasmin schon lange nicht mehr.«
    »Denise soll sofort nach Hause kommen!«, bellte Röhrdanz erregt in den Hörer.
    »Sagen Sie ihr das doch selbst, wenn Sie sie finden«, lallte die Mutter und legte auf.

    Röhrdanz stand einen Moment lang da wie erstarrt. Sein Herz stach ihm in der Brust, der Schmerz zog bis in die linke Schulter und den Rücken hinunter.
    Denise. Seine einzige Tochter. War sie ihm abhandengekommen im Trubel der Ereignisse, im Eifer des Gefechts?
     
    » P atrick, Philip! Macht jetzt sofort das Ding aus und geht ins Bett! Wenn Mama nach Hause kommt, ist das Licht aus! Verstanden?!«
    Widerwillig trollten sich die Jungs die Treppe hinauf. Aber sie gehorchten. Seine Söhne hatte Röhrdanz im Griff. Nur seine Tochter offensichtlich nicht mehr. Dem Mädchen fehlte jeder Halt. Hatte es denn je Halt gehabt? Hatte er je Zeit für sie gehabt?
    Ohne auf seine Herzstiche zu achten, sprang er noch einmal ins Auto. Diese Mutter von Jasmin wusste mehr, als sie zugeben wollte. Er würde sie jetzt zur Rede stellen.
    Sein Herz raste, als er mit überhöhter Geschwindigkeit über die Stadtautobahn sauste.
    Die schäbige Sozialsiedlung am Stadtrand sah nicht gerade einladend aus, die Klingelschilder waren entweder verschmiert oder gar nicht vorhanden. Röhrdanz schleppte sich durch das schwach beleuchtete Treppenhaus in den vierten Stock. Oben hämmerte er mit den Fäusten an die Wohnungstür.
    So hatte er schon einmal an eine Wohnungstür gehämmert. Als Angela fast erstickt war.
    Jetzt war es Denise, die Hilfe und Fürsorge brauchte.
    Wann würde er, Röhrdanz, endlich Zeit haben, sich um sich selbst zu kümmern?
    Sein Herz stolperte. Ihm war gar nicht gut. Er musste dringend einmal richtig schlafen.
    Endlich öffnete ihm eine Frau mit Lockenwicklern im Haar.
    »Wat is denn, um diese Uhrzeit?«
    »Ich bin der Vater von Denise!«
    »Ja und?« Die Frau wollte die Tür schon wieder schließen. Im Hintergrund entdeckte Röhrdanz einen Kerl im Unterhemd, der mit der Bierflasche vor der Glotze saß.
    Es lief irgendeine Talkshow, in der sich Leute gegenseitig beschimpften.
    »Sie sagen mir jetzt, wo die Mädchen sind!« Röhrdanz schob energisch seinen Fuß zwischen die Tür. Dabei fühlte er sich extrem schlapp. Kein Wunder, nach einem vierzehnstündigen Arbeitstag.
    »Eh! Dat is Hausfriedensbruch!«, keifte die Frau. »Kalle! Komma her!«
    Der wenig sympathisch wirkende Zeitgenosse kam herangeschlurft. Röhrdanz zog es vor, einen Schritt zurückzuweichen.
    »He, wenn du Ärger haben willst - den kannst du kriegen!«, drohte der Kerl und unterstrich seine Aussage mit einem lauten Rülpsen.
    »Ich will nur wissen, wo meine Tochter ist!«
    »Ich zähle jetzt bis drei«, röhrte der bullige Mann. »Wenn du dann nicht weg bist, fliegen hier Zähne. Eins … zwei …«
    Röhrdanz fühlte sich nicht in der Lage, diese Konversation
fortzusetzen. Widerwillig zog er ab und stand bald darauf schwer atmend unten auf der Straße.
    »Das lass ich mir nicht bieten«, murmelte er nach dem ersten Schrecken. »Ich hol die Polizei!«
    Keine zehn Minuten später klingelte er erneut an der Tür des reizenden Ehepaars, diesmal in Begleitung zweier Polizisten. Der eben noch so großspurige Kerl wurde sehr kleinlaut, als er die Uniformen sah.
    »Wir möchten wissen, wo sich die beiden minderjährigen Mädchen um diese Uhrzeit aufhalten«, begann der eine Beamte.
    Frau Gesecke zog sich auf ihr abgewetztes Sofa zurück und wimmerte: »Am Rhein sind se! In Leverkusen! Zelten tun se! Mit ein paar Jungs!«
    Da Röhrdanz nicht mehr in der Lage war, Auto zu fahren, weil seine Hände so zitterten und sein Herz so stach, saß er kurz darauf im Polizeiauto.
    Das Zelt unter der Rheinbrücke war schnell gefunden. Die Polizisten und Röhrdanz näherten sich auf leisen Sohlen. Röhrdanz wurde schlecht. Dort drin war doch nicht etwa sein kleines schüchternes Mädchen, seine kindlich-unschuldige Denise? Der Mond war im Nebel verschwunden, der matte Laternenschein von der

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