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Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Titel: Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Raubkatzen pirschten sie sich durch die Dunkelheit. Die Tür des Salons war verschlossen. Was besagte das schon. Puck Gravel grinste nur. Er nahm einen Sperrhaken aus der Tasche und führte ihn ins Schloß. Es dauerte genau eine halbe Minute, dann stand die Tür offen. Lautlos schritten sie über die Schwelle. Percy Coogan schaltete seine Lampe ein. Dünn und geisterhaft huschte der Lichtstrahl durch den altertümlichen Raum. Es roch nach Staub und Moder. Das Fenster war scheinbar wochenlang nicht mehr geöffnet worden. An einer Wand hing das Bildnis des verstorbenen Lords. Ein Kranz mit schwarzen Schleifen zierte das Gemälde. In der linken Ecke befand sich ein wuchtiger Tresor. Seine Stahlflächen glänzten matt im Licht der Lampe.
    „Na also“, meinte Jack Potter befriedigt. „Es scheint alles zu klappen. Denke, wir machen uns sofort an die Arbeit.“
    Puck Gravel packte seine Werkzeuge aus und betrachtete fast liebevoll das stählerne Ungetüm. Er legte die Burnleyklinge bereit. Percy Coogan leuchtete ihm.
    „Geh ans Fenster“, raunte er Jack Potter zu. „Schau zum Gartentor hinunter. Glaube zwar nicht, daß uns jemand dazwischen kommt, aber Vorsicht ist immer besser.“
    Jack Potter bewegte sich trotz seines massigen Körpers völlig lautlos. Er stand noch keine Minute vor den dunklen Scheiben, da prallte er plötzlich verstört zurück.
    „He?“ keuchte er erregt. „Da ist jemand unten am Tor. Jetzt kommt er in den Garten herein. Er geht auf das Haus zu.“
    Percy Coogan löschte augenblicklich die Lampe. Wie ein schwarzer Sack stülpte sich die Finsternis über den Raum. Das Klirren der Werkzeuge verstummte. Percy Coogan und Puck Gravel huschten nervös an das Fenster heran. Sie drängten sich hinter Jack Potter. Ueber seine Schultern spähten sie in den Garten hinunter. Sie konnten nichts erkennen. Zwischen den Sträuchern bewegte sich niemand. Nirgends war ein Mensch zu sehen.
    „Vielleicht hast du geträumt“, brummte Percy Coogan ärgerlich. „Wer soll denn um diese Stunde das Haus betreten. Stanley Calvin ist nicht da. Und Reginald York wird sich verdammt hüten, uns in die Quere zu kommen.“
    Zwei drei Minuten lang blieben sie regungslos am Fenster stehen. Sie wollten sich schon wieder dem Tresor zuwenden. Da hörten sie plötzlich ein verdächtiges Geräusch unten in der Halle.
     
    *
     
    Hilfsinspektor Kirk war dem berüchtigten Kleeblatt hartnäckig bis zur Villa Calvin ge
    folgt. Während die drei Burschen durch die Terrassentür einstiegen, hatte er sich lautlos in einem Gebüsch verkrochen. Geduldig hatte er abgewartet, bis sie in der Villa verschwunden waren. Dies ist ein Glückstag, dachte er still bei sich. Ich kann jetzt endlich den Beweis liefern, daß Joseph Hattan damals bei seinem Einbruch nicht allein war. Bereits morgen werden diese Schurken hinter Schloß und Riegel sitzen.  
    Langsam kroch er hinter den Sträuchern vor. Forschend blickte er auf das dunkle Haus. Hinter einem Fenster des ersten Stocks geisterte ein dünner, unruhiger Lichtschein. Ein Gesicht wurde hinter den Scheiben sichtbar. Zwei Augen starrten wachsam in den Garten herunter. Hilfsinspektor Kirk schlug einen Haken und pirschte sich im Schatten der Hausmauer vorwärts. Er erreichte ohne Zwischenfälle die Terrasse und sah die gewaltsam geöffnete Tür, die sich ächzend hin und her bewegte. Sonst nirgends ein Laut. Ohne lange zu zögern, trat Kirk in das Terrassenzimmer ein. Er mußte in Erfahrung bringen, welch kostbare Beute es war, die diese Schurken anlockte wie das Licht die Motten. Er trat vorsichtig und geräuschlos auf und kam nur langsam vorwärts. Auf keinen Fall wollte er Licht machen. In der Halle wies ihm das Kaminfeuer den Weg. Er erkannte den Umriß der Treppe. In kühner Windung schwang sie sich nach oben. Aus einem Zimmer des ersten Stocks hörte man leises Raunen. Dann brachen die Stimmen jäh ab. Es war kein Ton mehr zu vernehmen. Hilfsinspektor Kirk zögerte eine Weile. Warum sollte er eigentlich noch mehr riskieren? Er wußte doch bereits, daß die drei Burschen in das Haus eingedrungen waren. Wenn man morgen früh den Einbruch entdeckte, konnte man zugreifen. Wozu also sollte er jetzt noch dieses Wagnis auf sich nehmen?
    Er überlegte hin und her. Er kam zu keinem Entschluß. Zaudernd blieb er am Fuß der Treppe stehen. Im nächsten Moment hörte er einen hastigen, heißen Atem in seinem Rücken. Blitzschnell drehte er sich um. Seine Augen verengten sich. Scharf spähte er in die

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