Der Mann, der's wert ist
Tabasco, Essig, Paprika, Chilipulver scharf
abschmecken. In einer Schüssel anrichten. Zwei Tomaten in Scheiben und zwei
Zwiebeln in Ringe schneiden und zum Garnieren obendrauf legen.«
»Alles klar?«
»Mein Arzt hat mir verboten,
Zwiebeln zu schneiden, weil ich da weinen muß«, sagte der im Lacoste-Hemd.
»Wer weiß, wie man Zwiebeln
schneidet?« fragte Carola.
»Ich kenne eine, die macht es
nur mit Taucherbrille«, sagte das Lacoste-Hemd.
»Erstens müßt ihr euch merken«,
sagte Carola, »je schärfer das Messer, desto weniger wird die Zwiebel beim
Schneiden gequetscht, desto weniger Saft tritt aus, desto weniger muß man
heulen. Kapiert?«
Ja, das hatte ich kapiert.
Carola holte aus einer Tüte
eine Zwiebel, legte sie auf ein Brettchen, schnitt die Wurzel mit den borstigen
Haaren ab. Von dieser Schnittkante aus pellte sie die braune Haut ab, bis zum
Strunk. »Und was machen wir damit?« Sie zeigte auf den Strunk. »Den eß ich am
allerliebsten«, sagte einer albern.
»Den schneiden wir auch weg«,
sagte Wolfgang ernsthaft.
»Mit einem ganz scharfen
Messer«, sagte das Lacoste-Hemd.
»Den Strunk lassen wir dran,
denn am Strunk können wir die Zwiebel anfassen.« Sie halbierte die Zwiebel samt
Strunk der Länge nach. »Und jetzt?«
Wir blickten auf die halbe
Zwiebel, die nun mit der Schnittfläche auf dem Brettchen lag, und wußten keine
Antwort.
»Jetzt schneiden wir sie der Länge
nach in Scheiben. Aber wir schneiden nur bis kurz unter den Strunk, damit die
Scheiben nicht auseinanderfallen und damit wir die Zwiebel immer am Strunk
festhalten können.« Zack, zack, zack, schnitt sie. Dann schnitt sie zack, zack,
zack die Zwiebelhälfte der Breite nach in Scheiben. »Und was haben wir jetzt?«
»Zwiebelkrümel«, sagte das
Lacoste-Hemd.
»Gewürfelte Zwiebel nennt man
das.«
»Sehr hübsch«, sagte das
Lacoste-Hemd, »nur brauchen wir für das Rezept keine Zwiebelwürfel, sondern
Zwiebelringe.«
»Ich wollte mal Zwiebeln in
Ringe schneiden, aber es wurden nur gebogene Schnipsel«, sagte ein Mann, den
ich nicht sehen konnte, weil er am anderen Ende meiner Tischseite saß. Carola
lachte: »Drei Dinge sind zu beachten, wenn man Zwiebelringe haben will. Erstens:
Die Zwiebel darf nicht halbiert werden. Zweitens: Damit die runde Zwiebel beim
Schneiden nicht wegrutscht, schneidet man sie seitlich etwas an. Nun hat unsere
Zwiebel eine Standfläche.« Sie legte unsere Zwiebel auf der Standfläche aufs
Brettchen. »Drittens: Man schneidet die Scheiben parallel zur Wurzel.« Zack,
zack, zack. Sie nahm eine Zwiebelscheibe, drückte sie mit den Fingern
auseinander, sie zerfiel in Zwiebelringe.
»Zwiebelringe in allen Größen!«
rief der, dem nie Zwiebelringe geglückt waren. »Wahnsinn!«
Unter allgemeinem Gelächter
lasen wir das Rezept für Knoblauchbaguette.
»Ein Baguettebrot in Scheiben
schneiden.
200 Gramm Butter so lange
rühren, bis sie schaumig wird.
2—3 zerdrückte Knoblauchzehen
unter die schaumige Butter rühren, salzen und auf die Brotscheiben streichen.
100 Gramm geriebenen Käse auf
die Scheiben streuen.
Die Scheiben wieder zum ganzen
Brot zusammensetzen, das Brot in Alufolie wickeln. Im vorgeheizten Backofen auf
mittlerer Schiene bei 200 Grad 15 Minuten backen.«
Niemand hatte dazu Fragen.
»Also, teilt euch in Gruppen auf.«
»Wir wollen zusammen kochen«,
riefen Winfried und Wolfgang und rannten zu einer Kochzeile.
Arnulf, der Ehemann der
Buddhistin, maulte: »Da ist ja Rinderhack drin und Schweinehack, das macht die Suleika
nicht. Dabei soll sie hier endlich lernen, anständiges Fleisch zu machen.«
»Dann machst du das Chili con
Carne mit den beiden da«, sagte Carola und zeigte zum Flerd, an dem Winfried
und Wolfgang standen, »und sie macht Obstsalat und Knoblauchbrot.«
»Ich mache auch Knoblauchbrot«,
rief das Lacoste-Hemd und lächelte Suleika an.
»Man muß ihr alles erklären«,
sagte der Ehemann mißtrauisch. »Sie kann fast kein Deutsch.«
»Ich kann Pantomime«, sagte das
Lacoste-Hemd, machte Bewegungen, als würde er einen Regenschirm öffnen, und
führte Suleika unter dem pantomimischen Regenschirm zum Herd.
Ihr Ehemann sagte sauer: »Ich
mach mir nichts aus Obstsalat.«
»Du machst mit den beiden dort
Chili!« befahl Carola.
Tanja stand bereits, von zwei
Männern flankiert, an der hinteren Kochzeile.
Etwas hilflos sah ich mich um.
Am Tisch saß noch ein Mann, er hob den Kopf und fragte: »Hast du schon eine
Gruppe?«
»Nein.« Ich hatte das
Weitere Kostenlose Bücher