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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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Idealfrau wie Tanja mit
mir zusammen einen Kochkurs machen wollte. Sie ahnte nichts von meiner derzeitigen
Putzteufel-Existenz — aber trotzdem.
    Tanja lachte: »Nur aus Spaß,
und Kochen ist nützlicher als Bauchtanz. Und wenn du mitgehst, kenne ich schon
einen Teilnehmer. Vielleicht sind sonst nur verbiesterte Hausfrauen da? Obwohl
ich mir das nicht vorstellen kann.«
    Aha. Sie wollte mich als
Begleitung. Wahrscheinlich war es in dieser Stadt auch nicht möglich, allein zu
einem Kochkurs zu gehen. Wahrscheinlich besetzten sonst die andern alle
Herdplatten für ihre Freunde. »Verstehe«, sagte ich.
    »Also machst du mit?«
    Ich holte tief Luft: »Ja.«
    »Wir werden es bestimmt nicht
bereuen.« Energisch, wie Tanja ist, rief sie sofort bei der Volkshochschule an.
»Perfekt«, sagte sie, als sie den Hörer auflegte, »wie ich mir dachte, die
Fortgeschrittenenkurse sind belegt, aber im Anfängerkurs war noch was frei.«
    Sie füllte die Überweisung für
mich aus, zeigte mir auf einem Stadtplan, wo die Rothschild-Schule ist, und
verabschiedete sich herzlich bis nächsten Freitag, bis zu unserem ersten
Kochkursabend.
    Vor Freude grinste ich vor mich
dahin, als ich die Bank verließ. Ich hatte ein Konto. Vielleicht sogar eine
neue Freundin. Tanja hatte sofort meinem Leben einen Impuls gegeben, der mich
auf dem Weg zur Idealfrau mit Riesenschritten voranbringen würde. Von nun an
würde ich jede Woche ein neues Gericht lernen. Jede Woche meinem Ziel fünfzehn
Punkte näher kommen! Demnächst würde ich Nora an die Wand kochen!
     
     
     

38. Kapitel
     
    Mein Vater jauchzte nicht
gerade vor Begeisterung, als ich ihm am Telefon sagte, daß ich ein Konto eröffnet
hätte, quasi ihm zuliebe. Er versprach aber, mir monatlich fünfhundert Mark zu
schicken, bis sein Bruder, der den Mund offenbar zu voll genommen hätte, sein
Versprechen endlich wahr machen würde. Um ihn aufzuheitern, erzählte ich, daß
ich jetzt einen Kochkurs mache. Das gefiel ihm. Endlich was Vernünftiges. Und
wie glücklich wäre er, könnte meine Mutter so grandios kochen wie Frau
Engelhardt.
     
    Dann überlegte ich, ob ich es
Benedikt überhaupt sagen sollte? Oder freitagabends, während er Volleyball spielte,
heimlich zu dem Kurs gehen und ihn demnächst mit einem selbstgekochten
Gourmet-Menü überraschen? Aber er würde sofort merken, daß ich ihm etwas
verheimliche. So wie ich sofort merken würde, hätte Benedikt Heimlichkeiten vor
mir. Obwohl es kurz vor Büroschluß war, rief ich ihn an. Ich sagte Angela, es
sei dringend.
    Benedikt fand es unheimlich
lustig. Er erzählte sofort Detlef weiter, daß ich mit seiner Ex-Tanja einen
Kochkurs mache. Detlef glaubte es nicht: »Tanja macht doch nur Tiefkühlkost in der
Mikrowelle heiß.«
    Hochzufrieden mit meiner
Entscheidung legte ich den Hörer auf und erschrak fürchterlich, als das Telefon
im gleichen Moment klingelte.
    »Wir sind’s. Lara-Joy und ich
sind zurück aus den Scheiß-Wochenendhäusern.«
    »Ja«, sagte ich, benommen von
dem Schreck.
    »Ich hatte den ganzen Tag keine
Zeit, es ist dringend...«
    Erst stockte mir der Atem, dann
brachte ich es locker über die Lippen: »Mußt du wieder A-A?«
    »Ja-ha.«
    »Ohne mich!« Ich knallte den
Hörer auf. Nein, ich wollte nicht mehr.
    Das Telefon klingelte wieder.
    »Allo«, sagte Lara-Joy. Keine
Frage: Katharina schickte Lara-Joy vor, um mich umzustimmen. Lara-Joy war ein
nettes Kind, aber Katharina war keine Freundin für mich. Ihre Interessen waren
nicht meine Interessen. »Allo, Lara-Joy, sag deiner Mami, daß sie jetzt lernen
muß, allein A-A zu machen.« Ganz ruhig, um das Kind nicht zu erschrecken, legte
ich auf.
    Sie riefen nicht mehr an.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte
ich zu mir selbst.

39. Kapitel
     
    Benedikt hatte versprochen,
mich vom ersten Kochkurs abzuholen. Ich hatte Wert darauf gelegt: Falls außer
mir nur Karrierefrauen wie Tanja in diesem Kurs waren, mußte ich beweisen, daß
ich auch was zu bieten hatte. Ein Mann wie Benedikt ist besser als jede
Karriere.
    »Schulküche im Kellerraum 2« stand
auf einem Blechschild am Eingang der Rothschild-Schule. Ich wartete vor dem
Schild auf Tanja, kurz nach sieben kam sie und hatte es sehr eilig, in die
Schulküche zu kommen. Sie öffnete die Tür zu Kellerraum 2, sah hinein und
sagte: »Perfekt.«
    Zuerst sah ich nur den großen
Kellerraum. Quer zu den vier Kellerfenstern waren vier Kochzeilen installiert,
mit je einem Herd, einer Spüle und vanillegelben Geschirrschränken

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