Der Mann, der's wert ist
mit
Arbeitsplatten. Rechts hinter der Tür, am Kopfende zweier aneinandergeschobener
Küchentische, saß eine Frau, etwa dreißig, dicklich, mit hellgelber Punkfrisur,
sie hatte Papiere vor sich liegen, das mußte die Kochlehrerin sein. Neben ihr
saß eine sehr zierliche Schwarzhaarige, sie sah aus wie eine Thailänderin. Die
andern acht, die um den Tisch saßen, waren alles Männer!
Die Typen johlten dezent zu
unserer Begrüßung. Tanja setzte sich ohne Zögern auf einen freien Stuhl
zwischen sie. Ich quetschte mich in die hintere Ecke auf der andern Tischseite.
Die Kochlehrerin sah auf eine Liste: »Zehn Teilnehmer, damit sind wir
komplett.«
»Sonst keine Frauen?« fragte
der Mann neben der Thailänderin. Er war deutlich älter als die andern, um die
Fünfzig und ziemlich dick. Alle anderen Männer waren schlank und ungefähr
dreißig.
»In Anfängerkursen sind eigentlich
nur Männer«, sagte die Kochlehrerin. »Frauen können alle ein bißchen kochen und
machen keine Anfängerkurse. Das ist eigentlich schade, denn in meinen
Fortgeschrittenenkursen merke ich, daß bei vielen Frauen die Grundlagen fehlen.
Männer sind eher bereit, Kochen von der Pike auf zu lernen — vielleicht gibt es
deshalb mehr Spitzenköche als Spitzenköchinnen.«
»Genau«, sagte Tanja und
lachte.
Die Kochlehrerin erklärte, wir
müßten pro Kochabend jeweils noch sieben Mark bezahlen, davon würde sie jeweils
für den nächsten Kursabend einkaufen. Außerdem müßten wir bis zehn Uhr die
Schulküche verlassen haben, und das bedeute, daß wir bis zehn gegessen, gespült
und aufgeräumt haben müßten.
Die drei Männer, die mir
gegenübersaßen, schienen sich zu kennen, sie tuschelten miteinander. Alle drei
sahen ganz nett aus. »Soll das heißen, daß wir das Zeug, was wir kochen, essen
müssen?« rief einer von den dreien, er trug ein Lacoste-Hemd. Allgemeines
Gelächter.
»Selbstverständlich«, erklärte
die Kochlehrerin streng. Und wir würden in mehreren Gruppen kochen, und jeder
müßte probieren, was die andern gekocht haben.
»Ich eß nicht, was Winfried
kocht«, kreischte der im Lacoste-Hemd zur Erheiterung seiner Freunde.
Die Kochlehrerin sagte, heute
würden wir Eintopf kochen, weil Eintopf so einfach sei, und zwar Chili con
Carne.
»Würg«, sagte das Lacoste-Hemd,
und ich war soweit, daß ich auch lachen mußte.
»Ich dachte, hier kocht man
deutsch«, sagte der neben der Thailänderin.
»Chili con Carne gibt es auch deutsch,
dann heißt es Bohnen mit Fleisch. Und dazu macht ihr Knoblauchbaguette und
Obstsalat.«
»Chili con Carne,
Knoblauchbaguette und Obstsalat - ein raffiniertes Menü«, sagte einer, und
wieder lachten alle.
»Im übrigen«, sagte die
Kochlehrerin, »ich heiße Carola, und ich duze hier alle.«
»Ich bin Winfried«, sagte einer
gegenüber. Winfried sah aus wie ein Sportler, groß, blonde Igelfrisur, und trug
eine schicke Wildlederjacke.
»Und ich heiße Wolfgang«, sagte
der neben ihm, der genauso schick angezogen war, aber rote Haare hatte.
»Ich bin der Arnulf«, sagte der
Ältere neben der Thailänderin, »und sie heißt Sündüs, aber ihr könnt auch
Suleika zu ihr sagen, sie versteht kaum Deutsch, meine Frau.« Er seufzte: »Sie
ist eine gute Frau, die Suleika, da gibt’s nichts dran auszusetzen, sie ist
auch willens, die deutsche Küche zu erlernen, nur ist sie leider Buddhistin.
Die kann kein Rindfleisch kochen, kein Schweinefleisch, nix. Faßt sie nicht mal
an. Aber ich brauch mein Fleisch, ich bau Isolierglasfenster ein. Seit ich
geheiratet hab...«
»Halt«, rief Carola, »ich habe
ein grauenhaftes Namensgedächtnis, ich kann mir überhaupt keine Namen merken.«
Also stellten sich die
restlichen nicht mehr vor. Carola verteilte die auf Umweltpapier kopierten
Rezepte und las vor:
»Chili con Carne für vier
Personen:
400 Gramm Zwiebeln in Ringe
schneiden.
1 Eßlöffel Ol in einem Topf
erhitzen (größte Hitzestufe beim Herd einstellen). Die Zwiebelringe darin 10
Minuten andünsten (mittlere Hitze).
500 Gramm gemischtes
Hackfleisch — halb Rinderhack, halb Schweinehack — dazugeben und 10 Minuten
anbraten (größte Hitze). Dabei das Hackfleisch mit dem Kochlöffel fein
zerkrümeln. Eine kleine Dose Tomatensaft dazugeben und etwas einkochen lassen
(auf kleinster Hitzestufe).
Eine große Dose braune Bohnen
mit der Hälfte der Flüssigkeit dazugeben und zwei Zehen feingehackten Knoblauch
mitkochen lassen.
Mit Salz, schwarzem Pfeffer,
weißem Pfeffer, Cayennepfeffer,
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