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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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Etagenbäder, nur eines hat Herr Hedderich
überall zum Putz-Gerümpel-Raum umfunktioniert. Als ich mich wundere, warum es
für acht Zimmer zwei Etagenbäder gibt, vermutet Rufus, daß früher ein Bad für
Damen und eines für Herren vorgesehen war, so wie es auf jeder Etage auch eine
Damen- und eine Herrentoilette gibt. Ja, natürlich.
    Der Anfang ist einfach: Würde
man bei Zimmer 8 die Wand zum Etagenbad durchbrechen, hätte man einen direkten
Zugang. Und daneben einen Durchbruch zur angrenzenden Herrentoilette, dann
hätte Zimmer 8 sogar eine separate Toilette. Natürlich müßte die Toilette
umgesetzt und der Vorraum abgetrennt werden, den könnte man als Abstellkammer
für Putzmittel und Leitern benutzen.
    Was Zimmer 3 betrifft: Man
könnte den engen Flur, der vor Zimmer 3 zum Wäschekabuff führt, kürzen, da ein
Bad für Zimmer 3 bauen — man müßte nur eine Trennwand einziehen, allerdings
auch den Eingang zum Zimmer verlegen.
    Von Zimmer 4 könnte eine Durchbruch
zum Putz-Gerümpel-Etagenbad gemacht werden. Dieses Etagenbad ist kleiner als
das andere, aber wenn man da eine Dusche einbaut, hätte noch gut eine Toilette
Platz, damit wäre Zimmer 4 ein vollwertiges Einzelzimmer. Bei Zimmer 5 könnte
man genauso die ehemalige Damentoilette mit dem Zimmer verbinden. Dafür müßte
der Zugang vom Flur zugemauert werden. Die Duschkabine und die Toilette in
Zimmer 6 waren ebenfalls erneuerungsbedürftig. Hier war so viel Platz, daß es
für ein Bad reichte.
    Bleibt das Problemzimmer 7
hinter dem Aufzug. Ein Zimmer ohne alles, Rufus findet es auch optimal, einen
Teil vom angrenzenden, großen Zimmer 8 abzutrennen und da für Zimmer 7 ein Bad
einzubauen. Aber die Lösung ist teuer, sie erfordert Installationen, wo bisher
keine sind, erfordert Trennwände und eine neue Tür durch eine tragende Wand.
     
    Alles zusammen bedeutet das pro
Etage:
    7 Durchbrüche für Türen
    2 neue Bäder
    3 neue Duschen mit WC
    4 Türen zumauern
    4 Toiletten entfernen oder
verlegen
    6 Waschbecken samt
Kachelhintergrund entfernen — das sind insgesamt für alle Etagen: 21
Durchbrüche für Türen, 9 neue Duschen mit WC und Waschbecken, 6 Bäder mit WC
und Waschbecken... nicht abzuschätzen, was das kosten wird.
     
    Rufus meint, es sei unbezahlte
Arbeit genug, wenn ich die Entwürfe und die Leistungsverzeichnisse mache, er
als Geschäftsführer kümmere sich um den finanziellen Teil, um die
Kostenvoranschläge, er hat im Hotel schon mit Handwerkern zu tun gehabt, die
will er fragen.
    »Wenn mir Frau Schnappensiep
den Auftrag gibt, gebe ich dir einen Unterauftrag, du sollst nicht umsonst für
mich arbeiten.« Rufus lacht. Und es klingt so, als sehe er durchaus Chancen,
daß Frau Schnappensiep nicht nein sagt.
    Je weiter die Planung
fortschreitet, desto deutlicher stellt sich heraus, daß die Innenausstattung
der Räume ein mindestens ebenso teurer Posten wie die Installationen wird. Wo
kann man sparen? Ich kaufe jede Wohnzeitschrift, die zu haben ist. Es ist immer
das gleiche: hundert Quadratmeter große Räume, darunter fangen die
Zeitschriften-Stylisten nicht an, die Möglichkeit einer Einrichtung in Erwägung
zu ziehen.
    Außerdem wird mir klar, daß man
ein Hotelzimmer ganz anders gestalten muß als das Zimmer einer normalen
Wohnung. Eine Wohnung lebt von tausend Kleinigkeiten, von Topfpflanzen, Bildern,
Krimskrams, Büchern, malerischer Unordnung, all das fehlt in einem Hotelzimmer.
Wenn man ein normales Zimmer weiß streicht, ist trotzdem genug Leben drin. Aber
ein weißes Hotelzimmer wirkt wie ein Krankenhauszimmer. Also brauche ich
Tapeten. Endlich entdecke ich unter den wenigen Fotos von real existierenden
Wohnungen ein reizendes kleines Zimmer — alles blauweiß. Eine Tapete wie
Meißner Zwiebelmuster mit einer blauweißen Bogenkante als Abschluß.
Jahrzehntelang gab es keine Tapetenabschlußkanten, weil angeblich kein Mensch
Tapetenabschlußkanten wollte, jetzt sind sie wieder da. Und sie sind wunderbar.
Wenn man kleine Räume nicht bis zur Decke tapeziert, sondern nur bis dreißig,
vierzig Zentimeter darunter, wirkt die Zimmerdecke und deshalb das ganze Zimmer
größer, der Raum wirkt leichter, weil man nicht vom Tapetenmuster erschlagen
wird. Und Tapeten spart man auch — jedenfalls so viel, daß der Preis für die
schönen Kanten nicht ins Gewicht fällt. Und dazu blauweiß gestreifte Vorhänge,
ein blauweiß gemusterter Bettüberwurf, ein schlichter Holzboden. — Holzboden
ist für ein Hotel nicht gut, ich brauche

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