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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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der Seite vom Kontor, die zur Bar
umgebaut wird, stehen wird. An der Theke außenrum haben acht Barhocker Platz,
ich kaufe vorerst nur vier, wenn sich der Barbetrieb bewährt, kann man weitere
nachkaufen, habe ich mit Rufus besprochen. Die Barhocker bitte ohne den
üblichen Chrom, sondern schwarzmatt lackiert, das ist eleganter und billiger. Aber
dann die elementare Frage: Soll die Sitzgruppe auch mit schwarzem Leder bezogen
werden? Zu teuer. Und jeder hat schwarzes Leder. Ich hole die Farbmuster aus
meiner Tiffany-Tüte: zu den rokokorosa marmorierten, weiß und grau abgesetzten
Wänden würde natürlich eine Sitzgruppe in Rosa, Weiß oder Grau passen — aber
viel zu empfindlich. Elisabeth hat die Idee: Es gibt einen italienischen
Möbelstoffhersteller, der macht einen Stoff, der aussieht wie unser
Terrazzoboden. Aber wird die Sitzgruppe nicht wie aus Stein gegossen wirken?
Nicht wenn sie mit gelblichem Licht beleuchtet wird. Und glücklicherweise ist
es für die Firma Hagen und von Müller kein Problem, den italienischen Stoff dem
deutschen Sitzgruppenhersteller zu schicken!
    Fehlen noch die Tische zur
Sitzgruppe. Und Elisabeth, die alle Raffinessen kennt, die man hier verlangen
kann, empfiehlt runde Tische mit rosaroten Marmorplatten. Toll zu den
rosamarmorierten Wänden. Und rosarote Marmorplatten sind nur ein bißchen teurer
als weiße, sehen aber mindestens doppelt so teuer aus. Nach diesen
nervenzerfetzenden Entscheidungen gehen wir Mittagessen. Ich lade Elisabeth
ein, in ein ganz vornehmes Café.
    Unermüdlich fängt Elisabeth
sofort wieder mit dem Löwenläufer an. Er sei jede Mark wert. Und von Wand zu
Wand gespannter Teppich wirke in engen Fluren muffig, dagegen ein Läufer
mittendurch, das hat Stil.
    »Aber in den Fluren gehen links
und rechts vom Fahrstuhl Seitengänge ab, wie soll man einen Teppich mit solchem
Randmuster um die Ecke legen?«
    »Ganz einfach, die Läufer
werden von einem Ende des Flurs zum andern Ende gespannt, wo die Gänge sich
kreuzen, legt man sie überkreuz. Das wirkt sehr großzügig.«
    Ich rechne. »Dann brauch ich
siebenundfünfzig Meter! Zwölf Meter mehr als nötig, das ist zu großzügig.«
    »Ab fünfzig Meter muß er dir
fünf Prozent Rabatt extra geben. Zusätzlich verlangst du zehn Prozent
Großeinkaufsrabatt und noch drei Prozent Skonto. So ein Teppich macht einen
Supereindruck. Glaub es mir.«
    Natürlich glaube ich es ihr und
berechne schon die Rabatte: »Wenn wir noch ein paar günstige Sachen bekommen,
ist der Löwenläufer drin.«
    Zurück bei Hagen und von Müller
überkommt uns die Idee, drei total coole Zimmer zu kreieren. Manager-Zimmer. In
Grau, Schwarz, Weiß — was sonst. Elisabeth plädiert für ungemusterte Teppiche,
aber das weiß ich besser: Menschen im Hotel machen ständig Flecken, ein
unifarbener Teppich wäre nach wenigen Monaten ein Fleckenteppich. Frau
Schnappensieps Denkweise ist meine Denkweise geworden. Elisabeth blödelt herum
und schlägt vor, auch ein Zimmer für Musikstars zu schaffen, mit permanenten
Rauchschwaden über dem Fußboden, wie man es im Fernsehen ständig sieht. Dann
fällt ihr was Vernünftigeres ein, nämlich, daß es den Teppich mit den beigen
Kieseln auch in Kieselgrau gibt, nur nicht reduziert. Der Preis hält sich in
meinen Grenzen. Außerdem für jedes Manager-Zimmer schwarze Würfel als
Nachttischchen und zwei schwarze Schreibmaschinentische, ebenfalls von nicht zu
unterbietender Schlichtheit. Auf einen kann der Manager seinen Computer stellen,
auf den anderen sein Aktenköfferchen. Dazu pro Zimmer zwei schwarzgebeizte
Korbsessel, die wirken witziger als büroübliche Ledersessel und kosten die
Hälfte. Und ein guter, preiswerter grauer Bettüberwurf mit einem geometrischen
Reliefmuster.
    Elisabeth findet das zu trist:
»Irgendwie sollte sich ein Hotelzimmer von einem Büro unterscheiden.«
    »Allen, die an den typischen
Designerstil glauben, wird’s schon gefallen. Und manche Leute fühlen sich in einem
Büro zu Hause.« Ich bin dafür, es auszuprobieren, weil es nicht teuer wird.
»Wir werden den Managern als Farbtupfer ein schönes gelbes Telefonbuch
hinlegen«, sage ich.
    Und jetzt zum Ausgleich einige
Zimmer mit Blümchentapeten. Elisabeth hat wieder Skrupel: »Bei Blümchentapeten
sagt jeder sofort, sie wären kitschig.«
    »Blümchentapeten sind wie
Männer, manche sind ganz reizend«, sagt die Verkäuferin, die sich sonst aus
unseren Überlegungen raushält.
    »Ein guter Vergleich«, sagt
Elisabeth,

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