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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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Hellseherin hat Glück gehabt, sie hatte ihren Teppich, ohne je dafür
bezahlen zu müssen. Soviel Glück haben wenige. Und du hast ihn auch fast
geschenkt bekommen. Falls ein Fluch auf dem Teppich liegt, trifft er nur die,
die ihn verkaufen wollen. Den Käufern bringt er Glück, so seh ich das. Und
sicher kannst du das FH kaschieren, damit ist alles in Ordnung.« Ansonsten,
berichtet Rufus, seien heute die neuen Fenster fürs Erdgeschoß gekommen, und
sie hätten genau die Maße, die ich ihm zur Kontrolle aufgeschrieben hatte. »Morgen
wird ein besonders lauter Tag, da werden die Maurer Fenster unten einbauen.«
    »Also, dann bis morgen.
Tschüs!«
    Ich freu mich auf morgen, auf
meine Arbeit, und ich freu mich auch ein bißchen, Rufus wiederzusehen. Dann
trinken Elisabeth und ich in einem Edel-Bistro zwei Glas Champagner auf unseren
Einkaufserfolg.
    Als ich zu Hause alles erzählen
will, hört nur mein Vater zu. Meine Mutter und Annabell sind mit Solveig
beschäftigt. Solveig hatte geglaubt, daß ich immer, wenn ich zur Tür reinkomme,
ein Geschenk für sie hätte, aber heute hatte mein Mutter kein Geschenk parat,
folglich bekam Solveig einen Tobsuchtsanfall. Und ich bin dran schuld, sagt
Annabell. Und meine Mutter ist auch schuld, klagt sich meine Mutter selbst an.
    Es ist wieder dicke Luft. Mein
Vater sagt leise zu mir: »Deine Mutter wird sich demnächst entscheiden müssen,
ob sie Ehefrau bleiben will oder Oma.«
    Mir wird ganz mulmig. Noch nie
bin ich auf den Gedanken gekommen, meine Eltern könnten sich trennen. »Das ist
nicht dein Ernst!«
    »Warum nicht«, sagt mein Vater,
»wenn ich hier keine Rolle mehr spiele, kann ich gehen.«
    Benedikt fällt mir ein — den
ganzen Tag über hatte ich fast nicht an ihn gedacht, bei ihm spiele ich auch
keine Rolle mehr. Und dann muß man gehen.
    Im Nebenzimmer rufen meine Mutter
und Annabell abwechselnd: »Solveig, lach mal! Solveig, willst du ein Eis?
Solveig, sieh mal...!« Solveig!... Solveig!... Solveig!
    Benedikts Mutter fällt mir ein:
Hat eigentlich Nora je einen Satz gesagt, in dem sie nicht von Benedikt oder
Mercedes sprach? Ich weiß es nicht, es ist vorbei. »Vielleicht wird alles
wieder gut«, sage ich zu meinem Vater.
    Er lacht wie ein Verzweifelter.
    Am nächsten Morgen fahre ich
ganz früh zurück, ich will nicht noch mal Solveig und Annabell erleben. Als ich
mich von meiner Mutter verabschiede, sage ich: »Tschüs, Oma!« Es fällt ihr
nicht auf.
    Mein Vater fährt mich zum
Bahnhof. Er schweigt vor sich hin. »Vielleicht könntest du irgendeinen Kurs
machen, um neue Leute kennenzulernen«, sagte ich, um ihn aufzuheitern.
    »Ich könnte einen
Privatkochkurs bei Frau Engelhardt machen.«
    »Bitte nicht, Papa!« — Das wäre
das Ende der Ehe meiner Eltern.
    Mein Vater lacht: »Kochkurse
sind doch sehr nützlich. Aber mach dir keine Sorgen, Herr Engelhardt würde es
nicht erlauben.«
    Ich kann darüber nicht lachen.
Bitte nicht noch eine Trennung! Mein Vater muß ins Büro. Er setzt mich vor dem
Bahnhof ab. Und zum Abschied sagt er: »Viele Grüße auch an deinen Be.. und dann
stoppt er und sagt: »Herrn Berger.«
    Ich weiß genau, was er sagen wollte.
Aber ich lächle und sage, daß ich Herrn Berger grüßen werde.
     
     
     

85. Kapitel
     
    Bis die große Möbellieferung
kommt, ist viel zu tun. Überall, wo kein Teppich liegen wird, müssen die Böden
abgeschliffen werden. Die Schleifmaschine, dazu Bohrmaschine und Säge vom
Schreiner, der Schränke einbaut, vertreiben die letzten Gäste. Auch alle Türen
werden zur Flurseite abgeschliffen und neu lasiert. Auf der Zimmerseite werden
sie weiß lackiert, denn eine braune Türfläche würde die Farbharmonie der Zimmer
stören. Es ist ein großer Tag, als das Linoleum aus dem Foyer verschwindet. Zum
Glück ist der alte Kleber spröde wie Glas und läßt sich abschleifen. Mit dem
Linoleum verschwindet auch Herrn Hedderichs Verschlag im Bauschuttcontainer.
Herr Hedderich trägt es gelassen, weil ich ihn überzeugt habe, daß der neue
Portierraum hinter der Rezeption viel schöner wird. Und daneben entsteht auch
ein kleiner Abstellraum, in dem er alles Handwerkszeug unterbringen kann,
besser denn je.
    Der schwarzweiße Terrazzoboden
hat an der Wand entlang ein Muster aus weißen Mosaiksteinchen, vier Streifen,
die einen dreißig Zentimeter breiten Rand ergeben — heute würde es ein Vermögen
kosten, so einen Boden machen zu lassen. Nur sind diverse Löcher im Boden von
Herrn Hedderichs Verschlag. Einer der

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