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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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Tür, weil wir verpennt hatten. Benedikt nahm es nicht
tragisch, in seinem Büro gab es Kaffee in beliebiger Menge und einen Bäcker
gleich nebenan.
    Ich machte Kaffee für Nora und
mich, verfluchte die Umständlichkeit des Kaffeemahlens und beschloß, mich Nora
gegenüber stärker durchzusetzen. Nächstes Mal würde ich wieder gemahlenen
Kaffee kaufen! Als ich mein Silberbesteck und mein weißes Geschirr in den
Küchenschrank räumte, sagte Nora, nun könne sie ihr edles Service schonen für
die besseren Gelegenheiten. Gern! Heimlich jubilierte ich: Damit war für mich
die blöde Rennerei zwischen Küche und Wohnzimmer beendet. Es ist eine eherne
Regel der Küchenplanung, daß Geschirr und Besteck neben die Spüleinheit
gehören, alles andere ist Weg- und Zeitverschwendung.
    Zum Mittagessen gab es
gartenfrische Tomaten mit Thunfischsalat aus der Dose. Nora bedauerte, daß ihr
Eintopf, der, wenn sie allein ist, die ganze Woche reicht, nun nicht so lange
gereicht hatte. Andererseits müßten auch die Tomaten gegessen werden. Ein
Glück, daß sie von Tomaten nie genug bekommen könne. Und Benedikt liebe auch
Tomaten. Ich liebe Benedikt. Aber von Tomaten kann ich genug bekommen.
    Deshalb ging ich gleich nach
dem Essen einkaufen. Ich kaufte jede Menge teure Fertiggerichte und Leckereien
und fürs Abendessen Tartar. Außerdem einen Geschirrtrockenkorb. Von nun an
würde ich nicht mehr abtrocknen, im Korb trocknet alles selbsttätig. Als demnächst-berufstätige
Frau konnte ich meine Zeit nicht so vertrödeln. Ein Haushalt ist kein
Beschäftigungstherapie-Zentrum.
    Den Rest des Nachmittags
verbrachte ich im Bad. Ich sah schon fast so vergammelt aus wie dieses Haus.
     
    Samstagmorgen der nächste Sieg
über Nora.
    »Jetzt wird dein Schrank
ausgemistet«, sagte ich Benedikt. Dazu hatte er absolut keine Lust. Sein erstes
Wochenende hätte er sich weniger stressig vorgestellt. Aber ohne Schrankraum
würde ich nie meinen Kram auspacken können. Also ging Benedikt hinauf in sein
Zimmer. Fünf Minuten später rief er, ich solle raufkommen.
    Strahlend rief er: »Jetzt
kannst du einräumen!« Der Schrank war fast leer. Nur noch seine Pilotenjacke
und einige neue Sachen hingen da. Benedikt zeigte auf den vollgestopften
orange-blauen Bettbezug neben dem Schrank und auf zwei vollgestopfte
Kissenbezüge: »Und jetzt, Herzchen, fahren wir diesen hochwertigen Krempel zur
Müllhalde, ehe Mutti wieder alles hortet.« Typisch Benedikt. So muß man
Probleme lösen: ruckzuck, lässig, lachend.
    »Der Kunstkäse von Medi hat
ebenfalls die volle Müllreife!« Er nahm die Spanplatten mit den
Rennwagenbildern von der Wand, die blau umrandete Dali-Giraffe, die rosa
umrandeten nackten Mädchen und warf sie in den Kissenbezug.
    Ich lachte: »Hat deine Schwester
diese Kunstdrucke auf Spanplatten gepappt?«
    »Bei jeder Gelegenheit schenkte
sie jedem ihre künstlerisch wertvollen Brettchen.«
    Wie die Weihnachtsmänner
schleppten wir die Säcke hinunter. Nora kam aus der Küche. »Mutti, wo ist die
Mülldeponie? Viola und ich wollen die alten Klamotten wegfahren. Die werde ich
nie mehr tragen.«
    »Natürlich, jetzt ist das
nichts mehr für dich!« Seine Mutter machte ein vornehmes Gesicht, was nicht zu
ihrem Jogginganzug paßte. »Leg die Sachen bitte in mein Auto, ich bring sie zu
unserer Altkleidersammlung. Medi gibt da auch alles hin, was nicht mehr
topmodisch ist. Dort bekommt man eine Spendenquittung, die kannst du von der
Steuer absetzen.«
    Ich staunte. Warum hatte sie
dann jahrelang diese Anoraks und Bettbezüge aufbewahrt?
    »Ich wollte natürlich, daß du
selbst entscheidest, was mit deinen Sachen geschieht.«
    Ja, so einfach war das!
    Also fuhren wir nicht zur
Mülldeponie, sondern ins Einkaufszentrum, um das Vakuum im Kleiderschrank
aufzufüllen, wie Benedikt sagte.
    Benedikt kaufte ein sehr
lässiges, trotzdem edles blaues Jackett. Dazu drei lässige blau-weiß gestreifte
Hemden und drei elegante weiße. Er brauchte das dringend, möglicherweise nahm
ihn mein Onkel mit zu den Finanziers des Klinikcenters, da war Seriosität
angesagt. Sogar mein Onkel trug zu diesen Meetings statt seiner
Luxus-Pilotenjacke ein Kaschmirsakko. Außerdem kaufte Benedikt eine dunkelblaue
Krawatte mit winzigem weißem Muster und eine mittelblaue mit bunten Punkten,
die fast schon etwas gewagt war. Alles war furchtbar teuer, aber wir waren uns
einig, daß billigere Hemden und Krawatten das teure Jackett nur abgewertet
hätten. Und der Verkäufer sagte zu

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