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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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pünktlich auf die letzte Minute, war Benedikt fertig. Er brachte seinen
Entwurf persönlich zum Wettbewerbsausschuß und ließ sich die fristgerechte
Abgabe mit Stempel bestätigen. Herr Wöltje sagte, das sei das einzige, worauf
es bei diesem Wettbewerb ankäme.
    Kaum war Benedikt endlich zu
Hause, rief Herr Wöltje an, er hätte sich überlegt, daß man nach dieser
intensiven Zusammenarbeit feiern müsse, und er lade Benedikt heute abend in
seine Lieblingskneipe ein, da sei er lange nicht gewesen. Seine Frau habe wie
üblich keine Lust mitzugehen, aber mich lud er ausdrücklich auch ein.
    Herrn Wöltjes Lieblingskneipe
hieß >Platzangst<, war aber ziemlich leer, als wir um neun kamen. Herr
Wöltje war bereits da und nicht mehr nüchtern. Er sagte, ich solle Piña Colada
trinken, alle Mädchen hier seien wild auf Piña Colada, weil das Glas fünfzehn
Mark koste. Ansonsten nahm Herr Wöltje mich kaum zur Kenntnis. Er hatte auch
keine Lust, über Benedikts Entwurf zu reden. Er bestellte sich nur ständig
neues Bier und sah fahrig um sich. Als das Lokal voller wurde, regte er sich
auf über Jugendliche, die zu dicht vor unserem Tisch standen, er warte nur
darauf, daß einer seinen Arsch in sein Bierglas setze. Als wir vorschlugen, das
Lokal zu wechseln, bestellte er das nächste Bier.
    Es war elf, als ein Ruck durch
Herrn Wöltje ging, mit dem Ellbogen stieß er Benedikt an: »Sehen Sie mal, ist
sie das nicht?« Benedikt sah und seufzte: »Ach, Herr Wöltje, das hätten Sie
auch gleich sagen können.«
    Sandy war gekommen. Sie stand
mit einer Clique Gleichaltriger beim Tresen.
    »Ich hatte keine Ahnung, daß
Sandy noch hier verkehrt«, sagte Herr Wöltje.
    Es war ein Witz — er hatte nur
auf sie gewartet.
    »Sie scheint einen Neuen zu
haben, der sie aushält«, sagte Herr Wöltje. Voll Verachtung verzog er den Mund:
»Sie sieht heruntergekommen aus, wie ein abgewirtschaftetes Flittchen.«
    Das stimmte nicht. Sandy trug
Jeans und eine schwarze Lederjacke wie alle aus ihrer Clique. Und sie war am
tollsten von allen geschminkt. Sie lachte in jede Richtung des Lokals — nur
nicht dahin, wo Herr Wöltje saß — klar, sie hatte ihn gesehen.
    »Mir kommt eine Idee«, Herr
Wöltje stieß Benedikt wieder mit dem Ellbogen an, »Sie könnten mal ein
vernünftiges Wort mit ihr reden.«
    »Sicher ist es am
vernünftigsten, wenn Sie selbst mit ihr reden.«
    »Das hat keinen Zweck. Sie hat
wieder ihren komischen Blick, da hat sie ihre Tage, da ist sie zickig.«
    »Dann wäre sie zu mir genauso
zickig.«
    Herr Wöltje tat, als denke er
nach. »Mir kommt eine Idee«, sagte er scheinheilig, »Ihre Freundin könnte mit
ihr reden, so unter Frauen.«
    »Was meinst du?« fragte mich
Benedikt.
    »Was soll ich mit ihr reden? Ich
hab Sandy erst zweimal gesehen.«
    »Fragen Sie unauffällig, ob sie
einen Neuen hat.«
    Wie stellte Herr Wöltje sich
das vor?!
    »Geh einfach zu ihr, sag ihr
guten Tag«, sagte Benedikt.
    Es blieb mir nichts anderes übrig.
Aber zuerst ging ich aufs Klo, so unvorbereitet konnte ich mich nicht der
schönen Sandy nähern. Sandy trug tiefroten Lippenstift, das sah toll aus, mein
fast farbloser wirkte dagegen bieder, war aber wenigstens einen Hauch besser
als gar nichts.
    Mit gesenktem Blick näherte ich
mich ihr. »Hi, Sandy, wir kennen uns doch«, sagte ich.
    Sandy ergriff den Arm eines
blonden Riesen mit Zahnpastalächeln und drehte sich um.
    Ich versuchte so auszusehen,
als wollte ich nur in der Gegend rumstehen. Ich versuchte den Blick eines der
Umstehenden zu erwidern, ohne jemanden anzusehen. Es gelang mir nicht, ich
schlich zum Tisch zurück.
    Herr Wöltje sah mich wütend an.
    Benedikt zwinkerte mir zu: »Ach
bitte, Viola, hol mir eine Schachtel Zigaretten.«
    Sandy stand neben dem Zigaretten-Automaten.
Also gut. Also noch mal.
    Vor dem Automaten suchte ich
ewig nach Markstücken, dann tat ich, als sei die Marke, die ich suchte, nicht
im Automat, als würde ich überlegen, welche nun. Ich stand so lange vor dem
Automat, bis Sandy in meine Richtung sah, weil sie dachte, ich sei längst
wieder weg. »Hallo, Sandy, Herr Wöltje würde gerne wissen, wie’s dir geht«,
sagte ich schnell.
    »Der Herr Wöltje kann sich
verpissen.« Sandy drehte sich weg.
    »Sie will nicht«, sagte ich
Herrn Wöltje. Schluß.
    Herr Wöltje sah mich so wütend
an, daß ich Angst bekam — war er auch so, wenn man mit ihm zusammenarbeitete?
    »Sie können besser mit ihr
reden«, sagte er dann zu Benedikt, »Sie mit Ihrem Erfolg bei

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