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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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ist.«
    »Das können Sie nicht beweisen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Sims beruhigend. »Natürlich nicht. Aber wenn Sie weiterhin auf Ihrem Anspruch auf den Nachlass beharren, gibt es doch einige Fakten, die ich beweisen kann, und ich beabsichtige, sie alle dem Gericht vorzulegen. Zum einen beabsichtige ich zu zeigen, dass es zu Ihren Pflichten gehörte, die Schecks zu tippen, mit denen Mrs Rath ihre Rechnungen bezahlte, und ihr zur Unterschrift vorzulegen. Ebenso beabsichtige ich zu beweisen, dass ihre Sehkraft in den letzten Jahren ziemlich schlecht war. Und schließlich, Mr Schultz, werde ich beweisen, dass Sie unehrlich sind.«
    »Wie das?«
    »Indem ich mindestens fünf Zeugen vorlade, die schwören werden, dass Sie sie aufgefordert haben, ihre Rechnungen zu überhöhen«, sagte Sims sanft.
    Bernstein, der bis dahin Schultz’ Gesicht gemustert hatte, schaute weg. Sein Magen schmerzte ihn sehr.
    »Die lügen«, sagte Schultz.
    »Ich bezweifle, dass das Gericht das glauben würde«, fuhr Sims gleichmütig fort. »Unsere Zeugen sind zufällig die angesehensten Kaufleute der Stadt. Und auch andere Dinge würden wir uns noch ansehen. Beispielsweise könnte es von Interesse sein, Ihren Kontostand mit Ihren Steuererklärungen zu vergleichen – auch das könnte zeigen, dass Sie unehrlich sind.«
    Edward wurde weiß im Gesicht. »Sie können doch nicht …«, begann er.
    »Seien Sie jetzt einmal still«, sagte Sims. »Ich gebe Ihnen nun die Gelegenheit, Ihren Hals zu retten. Wenn Sie dieses Dokument zurückziehen und eine Erklärung unterschreiben, der zufolge Sie auf alle Ansprüche auf den Rath’schen Nachlass verzichten, dann kommen Sie hier heraus, indem Sie nur Ihrem Anwalt eine kleine Gebühr für die Mühen bezahlen, die Sie ihm schon bereitet haben. Es ist natürlich absolut möglich, dass Ihr Anwalt Sie verklagt, weil Sie ihm einen betrügerischen Fall übergeben haben, aber das wird eine Sache zwischen Ihnen und ihm sein. Sollten Sie Ihren Anspruch aber weiter vertreten, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass er Sie selbst verklagt, weit größer. Dann könnten wir es uns auch anders überlegen und Sie wegen der vielen Rechnungen verklagen, die Sie während der letzten dreißig Jahre überhöht haben. Sollten Sie diesen betrügerischen Anspruch weiter verfolgen, gehen Sie hier ohne einen Cent hinaus und könnten auch noch ins Gefängnis kommen!«
    »Einen Augenblick«, sagte Bernstein. »Sie verstehen, Mr Schultz, dass Sie keine derartige Erklärung unterzeichnen sollen, wenn Sie der Meinung sind, dass weitere Ermittlungen Sie von dem Verdacht befreien, den Mr Sims gerade formuliert hat. Wenn Sie ein reines Gewissen haben, schlage ich vor, dass Sie nichts unterschreiben und sofort Ihren Anwalt rufen. Sollten Sie aber andererseits wissen, dass Mr Sims’ Verdacht berechtigt ist, dann würden Sie womöglich sich und anderen viel Ärger ersparen, wenn Sie Ihre Ansprüche hier und jetzt aufgeben.«
    »Ich habe diese Papiere hier vorbereitet«, sagte Sims und zeigte auf einige säuberlich getippte Dokumente auf Bernsteins Schreibtisch. »Es ist eine gewöhnliche Erklärung, und mit Ihrer Unterschrift verzichten Sie auf sämtliche Ansprüche aus dem Rath’schen Nachlass. Ich würde Sie bitten, alle fünf Kopien zu unterzeichnen, dazu lassen wir dann auch einen Zeugen von nebenan kommen.«
    Edward sagte nichts.
    »Wenn Sie nicht unterschreiben, fahren wir mit dem Fall fort«, sagte Sims. »Ich denke, ich beginne dann damit, Ihr Bankkonto sperren zu lassen.«
    »Sie betrügen mich!«, sagte Edward.
    »Dann unterschreiben Sie nicht und verschwinden Sie«, schoss es aus Sims heraus. »Wenn Sie glauben, Sie werden betrogen, rufen Sie Ihren Anwalt, dann machen wir mit dem Fall weiter. Auf lange Sicht bekämen wir so ohnehin mehr von Ihnen. Es könnte sich auf vierzig-, fünfzigtausend Dollar belaufen.«
    Wortlos trat Edward an Bernsteins Schreibtisch und nahm die Papiere, die dort lagen. In der Haltung eines Redners, der gleich eine Ansprache hält, las er sie, wobei sich seine Lippen langsam bewegten. Dann griff er nach einem Füller.
    »Einen Augenblick«, sagte Bernstein. »Wir wollen einen Zeugen hereinrufen.«
    Er nahm den Telefonhörer, und einen Augenblick später kam eine ältere Frau herein, die als Notar fungierte und in einem Versicherungsbüro nebenan arbeitete. Mit zitternder Hand setzte Edward unter alle fünf Dokumente seinen Namen. Als er damit fertig war, sah er der Notarin zu, wie sie ihr Siegel

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