Der Mann im Park: Roman (German Edition)
waren, konnte sie nicht sehen. Hoffte nur, dass sie irgendwo waren, wo sie dem Flüchtenden den Weg abschneiden konnten, denn lange würde er nicht mehr den Anschluss halten. Nicht bei dem Tempo.
Der Mann hatte den Zaun zu den Klippen erreicht. Zu den Klippen, die aufs Wasser hinuntergingen, zum Karlbergsee, der direkt darunter lag. Der Mann packte den Zaun, zog sich hoch.
Jonsson erreichte die Stelle, als der Mann sich fast schon auf die andere Seite gezogen hatte. Der Polizist griff in die Maschen, begann zu klettern. Der Zaun war hoch, sicher über drei Meter.
Als er den Zaun überwunden hatte, konnte Jonsson auf der anderen Seite des Wassers die Lichter vom Schloss Karlberg sehen. Auf dem Hornsberger Gut brannten Gaslaternen. Um ihn herum war nur Natur.
Jonsson eilte den steilen Hang hinunter. In der Dunkelheit konnte er ein paar Hütten ausmachen. Einen Schuppen, notdürftig und hastig zusammengezimmert. Jonsson wusste, dass sie sich hier gern aufhielten, die armen Teufel, die Tagediebe. Er kam des Öfteren hierher, wurde hierherbestellt, wenn sich ein paar Trunkenbolde mal wieder um eine Flasche oder anderes prügelten.
Es war ganz still. Die Landstreicher waren verschwunden. Wahrscheinlich waren sie fortgezogen, denn der Sommer war schon seit Langem vorbei. Irgendwo anders hin, auf einen Dachboden, in einen dunklen Keller.
Auch der Mann war verschwunden. Jonsson ging ganz ans Wasser, hinunter zu den Anlegern. Nur wenige Boote lagen hier, auch hier war zu spüren, dass der Winter bald Einzug halten würde.
Jonsson ging über die Straße, bis ans Wasser, kam an Westermalms Bootsklub vorbei.
Er drehte sich um und sah den Abhang hinauf, den er gerade hinuntergelaufen war.
Oben konnte er mit Mühe die Konturen des Stadshagener Sportplatzes erkennen. Die Scheinwerfer brannten noch, aber rundherum war es nur dunkel.
67
Stierna musste nicht laut werden, als er seine Befehle in der Dunkelheit erteilte, auch so hörten ihm alle zu.
»Leere Häuser. Die Hütten, in denen sich die Landstreicher gern aufhalten. Das Gebüsch. Treppenaufgänge hier in der Nähe. Achtet darauf, ob er sich dort irgendwo versteckt. Kneipen, die noch geöffnet sind. Straßenbahnen. Omnibusse.«
Er stand mit dem Rücken zur Wand des Cafés. Die Männer vor ihm standen dicht gedrängt: ein Dutzend aus der Zentralabteilung, acht Wachtmeister aus dem dritten Revier, sieben aus dem neunten in der Surbrunnsgatan, ein Streifenwagen. Außerdem Wallbom, Jonsson, Lindberg, Hultberg von der Abteilung für Gewaltverbrechen.
»Und die Häuser ringsum?«, fragte Wallbom. »Die Notunterkünfte, die Hüttenstadt? Die Steinhäuser weiter hinten, an der Fleminggatan, an der Sankt Eriksgatan, ja, bis zum Kungsholmstorg, sollen wir dort auch nachfragen?«
»Ab jetzt eine Stunde. Aber wir suchen auch danach noch weiter. Überall hier in der Nähe, wo er sich versteckt halten könnte. Dann müssen wir morgen mit der Zeugenbefragung weitermachen.«
»Ich kann das übernehmen«, sagte Wallbom. »Ich meine, jetzt.«
»Gut«, sagte Stierna.
»Wen soll ich mitnehmen?«
»Die Leute, die du brauchst.«
»Ich brauche die meisten.«
»Dann nimm die meisten. Aber keinen von denen, die ihn gejagt haben. Also nicht Jonsson, Hultberg oder Lindberg. Die sind verbrannt.«
Jonsson stand ein paar Meter von den anderen Männern entfernt, den Blick zu Boden gerichtet.
Stierna schien es, als würde er sich schämen.
»Jonsson.«
Axel Jonsson schaute mit unsicherem Blick zu ihm auf.
»Wie geht es?«, fragte Stierna.
Jonsson sprach leise, als er antwortete.
»Es ist alles in Ordnung.«
»Wie lange ist der Hundeführer jetzt schon unterwegs?«, fragte Wallbom.
Stierna schaute auf seine Taschenuhr.
»Fast zwanzig Minuten.«
»Wo ist er jetzt?«
»Ich weiß es nicht. Lundby ist bei ihm.«
Stierna holte Zigaretten und Streichhölzer heraus. Die Männer standen schweigend vor ihm.
Der Kommissar zündete sich die Zigarette nicht an.
»Dann legen wir los«, sagte er.
In der Dunkelheit brüllte Oskar Wallbom mit polternder Stimme seine Befehle. Er übertönte alle anderen Geräusche in der Nacht.
Eine halbe Stunde später stand Stierna fast allein auf dem Sportplatz. Rehn war gekommen, sonst waren nur noch Lindberg und Hultberg hier oben.
Sie warteten schweigend. Der Wind hatte zugenommen, ein Unwetter schien heranzunahen. Die Scheinwerfer waren ausgeschaltet, nur noch die schwache Beleuchtung vor dem Café drang durch die Nacht.
Er hörte das Quietschen,
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