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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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für Kungsholmen, Norr, Staden mellan broarna, Söder, Vasastaden und Östermalm. Er strich über das feste, braunbeige Umschlagpapier, handelte wie in Trance, blätterte bis »St«. Dann ließ er den Finger über die Seite gleiten. In der dritten Zeile von oben fand er, was er suchte: Stierna, John. Kommissar. Parmmätarg. 7.
    Er nahm den Hörer ab, schob zehn Öre in den Schlitz, bat darum, mit Kungsholmen 301 verbunden zu werden. Er handelte ganz impulsiv, vielleicht hatte der Alkohol ihn dazu verführt. Er wollte wissen, wo er stand, dass er trotz allem, was passiert war, immer noch der Polizei einen Schritt voraus war, dass er jemand war … jemand, der ihnen überlegen war, jemand, den sie respektieren mussten, fürchten. Oder war da noch etwas anderes, was er sagen wollte? Er wusste es nicht, war nicht richtig klar im Kopf.
    Nach nur zwei Freizeichen nahm jemand ab.
    »Stierna.«
    Die Stimme klang müde. Der Mörder holte seine Taschenuhr heraus. Es war elf Uhr, für viele Bettzeit.
    »Hallo, mit wem spreche ich?«
    Er erkannte Stiernas Stimme vom Radio wieder. Jetzt klang sie klarer, deutlicher.
    Der Anrufer schob die Taschenuhr wieder in die Tasche. Er brachte kein Wort heraus.
    »Hallo, mit wem spreche ich?«
    Er legte auf. Der gesunde Menschenverstand kam plötzlich wieder zum Vorschein. Er wollte ihnen nichts schenken, sie nicht seine Stimme hören lassen.
    Er trat aus der Telefonzelle. Als er die kühle Nachtluft wieder einatmete, fiel ihm die Frau ein, die er im »Berns« zurückgelassen hatte. Vendela Adler. Die wohl immer noch darauf wartete, dass er mit ihr tanzte. Er zündete sich eine neue Zigarette an.
    Warum dortbleiben, wenn alles so perfekt war, dachte er. Wenn es nur schlechter werden konnte.
    Und ich kann nicht einmal tanzen.
    *
    Stierna legte wieder auf.
    Karolina kam ins Wohnzimmer.
    »Wer hat angerufen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Stierna. »Es hat sich keiner gemeldet. Wahrscheinlich falsch verbunden.«
    Karolina ging zurück ins Schlafzimmer, Stierna blieb allein zurück. Er trat ans Fenster, das zur Straße zeigte.
    Voller Einsatz war angewiesen worden, größer als je zuvor. Befragungen in Vasastaden. Überwachung in Stadshagen. Er hatte Berner dazu überredet, bei den Steuererklärungen auf Slottsbacken nach der Handschrift zu suchen. Das hatte einige Zeit und Kraft gekostet, aber es war ihm gelungen. Zwar nur ein paar Kollegen aus der Meldeabteilung, aber immerhin fingen sie an zu suchen.
    Bald müssen wir ihn haben, dachte Stierna. Den Mann, den Ingrid gezeichnet hatte.
    Karolina trat wieder ins Zimmer.
    »Willst du nicht bald ins Bett kommen?«, fragte sie. »Es ist schon spät.«
    »Gleich, Karolina, gleich.«
    Sie drehte sich um, ließ ihn allein.
    Wieder fühlte er deutlich sein Unvermögen. Dass er ihr nicht all das geben konnte, was er ihr so gern geben würde.
    Sie hatten immer noch keine Kinder, waren jetzt seit zwei Jahren verheiratet. Schon seit der Verlobung hatten sie nicht mehr verhütet. Keine Kinder, obwohl sie doch eigentlich welche haben wollten.
    Ob das an ihm oder an ihr lag, wusste er nicht.
    In dieser Nacht konnte Stierna nicht schlafen, er lag bis zur Morgendämmerung wach.

66
    Um den Stadshagener Sportplatz herum war es dunkel. Das Tageslicht war schon vor langer Zeit verschwunden, jetzt waren die großen Scheinwerfer eingeschaltet. Wodurch das Dunkel rundherum nur noch dichter, undurchdringlicher erschien.
    Jonsson ging an der Laufbahn entlang, die um den Fußballplatz führte. Im Laufe des Abends hatte er schon mehrere Fußballspiele gesehen. IK Framåt hatte zwischen sechs und halb acht an den Hochsprunggeräten trainiert. Sonst war es ruhig gewesen. Als bereitete sich der Stadshagener Sportplatz bereits auf den Winterschlaf vor.
    Im Café brannte noch Licht, aber sie waren dabei zu schließen. Jonsson sah auf seine Taschenuhr. Zehn nach neun. In nicht einmal einer Stunde würde hier alles dunkel und verlassen sein.
    Hultberg verließ das Café. Er winkte Jonsson zu.
    Dieser überquerte das Fußballfeld.
    »Ist was?«, rief er.
    »Es wird ruhiger«, sagte Hultberg, »ist ja auch schon nach neun.«
    Jonsson ging wieder zu der Laufbahn. Ein Stück entfernt konnte er Lindberg sehen, beim Hochsprungplatz. Doch plötzlich ging der Kollege auf das Café zu.
    Jonsson holte wieder seine Taschenuhr heraus, warum, wusste er selbst nicht. Es war doch nicht einmal eine Minute vergangen, seit er das letzte Mal draufgeschaut hatte.
    Lindberg betrat das Café.

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