Der Mann im Park: Roman (German Edition)
Fenster zur Straße hatte, das Küchenfenster.
»Ich bin Witwe«, sagte die Frau. »Ja, Sie haben mich ja gefragt, ob ich allein bin. Das bin ich schon lange, seit zehn Jahren.«
»Das tut mir leid, Frau Olsson.«
»Danke, Herr Wachtmeister. Aber das ist jetzt schon so lange her, dass er von mir gegangen ist. Sven, mein Mann.«
Weimers nickte.
»Sie sind doch Frau Olsson? Wie es an der Tür steht?«
»Ja, das stimmt. Agnes Olsson. Aber ich verstehe immer noch nicht, warum der Herr Wachtmeister hier ist.«
»Einen Augenblick, Frau Olsson. Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.«
Weimers ging weiter. Die Wohnung hatte zwei Zimmer. Ein Wohnzimmer mit einem großen runden Ecksofa. An den Wänden hingen viele Bilder. Einige zeigten Landschaften, die meisten Bilder waren ziemlich langweilig, bis auf das größte. Das zeigte einen großen, schönen Blumengarten, der wie die Gärten in Frankreich oder Italien aussah. Eine Standuhr befand sich neben dem Sofa. Gegenüber standen ein großer Schrank und zwei Bücherregale.
Er ging in das andere Zimmer. Es war klein, mit einem Bett, einem massiven Schreibtisch und Bücherregalen. Die Schranktür stand einen Spalt offen. Weimers öffnete den Schrank. Darin befanden sich zwei weiße Schubladenkombinationen. Auf den Bügeln hingen diverse Frauenkleider.
Agnes Olsson lebte offensichtlich allein in der Wohnung.
Er trat wieder auf den Flur, auf dem die Frau immer noch stand. Weimers holte die Zeichnungen hervor.
»Kennen Sie diesen Mann?«, fragte er.
»Ich weiß nicht recht. Er ähnelt Herrn Karlsson. Sogar ziemlich … Nicht bis auf den Punkt, aber das ist ja auch nur eine Zeichnung, und … Die eine sieht aus, als hätte ein Kind sie gemalt … aber die andere, doch, die ist ihm ziemlich ähnlich.«
Weimers unterbrach sie.
»Wer ist Herr Karlsson?«
»Der, an den ich untervermietet habe. Der junge Mann, der in der Wohnung nebenan wohnt.«
»Und wie heißt Herr Karlsson mit Vornamen?«
Agnes Olsson schaute ihn ein wenig verlegen an.
»Das weiß ich nicht. Ich habe ihn nie gefragt. Und er wohnt ja erst seit Februar hier.«
Weimers schaute sie verwundert an.
» Erst seit Februar?«
Die alte Dame zuckte kaum erkennbar mit den Schultern.
»Er wollte seine Ruhe haben. Man merkt, wenn jemand seine Ruhe haben will.«
»Dann vermieten Sie also die Wohnung nebenan, an der kein Name steht?«
»Ja, früher war das ein Teil dieser Wohnung hier, aber ich habe sie zu einer Einzimmerwohnung mit Kochnische umbauen lassen, sodass ich sie vermieten kann.«
»Haben Sie einen Schlüssel zu seiner Wohnung?«
»Ja.«
Weimers drehte sich um und blickte in die Küche.
»Also, Sie sagen, er wollte seine Ruhe haben. Und Sie hatten keinen weiteren Kontakt zu ihm?«
»Nein, nur dass er für mich eingekauft hat.«
Weimers fuhr herum.
»Er hat für Sie eingekauft? Und woher weiß er immer, was Sie brauchen?«
»Na, das schreibe ich ihm auf.«
Weimers spürte, wie sein Puls schneller schlug.
»Haben Sie etwas aufgeschrieben? Hier in der Wohnung, sodass ich einen Blick draufwerfen kann?«
»Ja … Natürlich habe ich das. Aber ich verstehe nicht, warum der Herr Wachtmeister das sehen will.«
»Ich muss das sehen. Es kann sehr wichtig sein.«
Die Frau ging in die Küche, Weimers blieb im Flur.
Agnes Olsson kam nach nicht einmal einer Minute zurück.
»Hier«, sagte sie und reichte ihm einen zerknitterten Zettel.
Es war ein Rezept. Weimers las.
Dattelgrütze.
¼ Liter Stachelbeerkompott, ¼ Liter klein geschnittene Datteln, ½ Liter Wasser und 12 Gramm Kartoffelmehl zusammen kochen. Mit Schlagsahne servieren.
Die Handschrift war ordentlich, etwas zur Seite geneigt.
Weimers senkte den Zettel.
»Das ist ein Rezept«, erklärte Agnes Olsson, »von meiner Schwester. Ich habe es abgeschrieben.«
Weimers räusperte sich.
»Ist er jetzt zu Hause?«, fragte er. »Der Herr Karlsson?«
»Ich habe nichts gehört, aber er ist ja immer so leise. Man hört fast nie etwas von nebenan.«
»Hat er Telefon in seiner Wohnung?«
»Nein, das gibt es da nicht.«
»Haben Sie Telefon, Frau Olsson?«
»Ja.«
»Darf ich das mal benutzen?«
»Ist etwas passiert?«, fragte sie beunruhigt.
*
Högstedt sah sich in der großen Küche um. Als Erstes fielen ihm die vielen kleinen Blechdosen mit Deckel auf, die auf dem Spültisch an der Wand standen. Sie waren nicht beschriftet, deshalb war es schwer zu sagen, was darin war.
»Möchte der Herr Hauptwachtmeister wirklich keinen
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