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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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Kaffee?«
    Högstedt hatte diese Frage bereits beantwortet, wenige Minuten, nachdem er die Wohnung betreten hatte. Noch einmal lehnte er dankend ab.
    Agnes Olsson setzte sich ihm gegenüber an den massiven, weiß gestrichenen Küchentisch.
    Högstedt nahm den Zettel aus seiner Manteltasche, den mit den fünf Worten. Milch. Eier. Brot. Kartoffeln. Zigaretten. Geschrieben mit dieser ordentlichen Handschrift, die etwas zur Seite kippte.
    »Haben Sie diesen Zettel geschrieben?«, fragte Högstedt.
    Agnes Olsson schaute sich die Einkaufsliste an, die sie in dem Mantel gefunden hatten, der dem Mann gehört hatte, den Nils Sandquist die Sibyllegatan hinauf verfolgt hatte.
    »Ja, das habe ich.«
    »Wann haben Sie das geschrieben?«
    »Vor gar nicht allzu langer Zeit. Damit er die Dinge für mich einkauft. Damit er nichts vergisst.«
    »Hat er Ihnen die Sachen gebracht?«
    »Das macht er immer.«
    Högstedt blickte aus dem Fenster. Ihm fiel auf, wie still es hier war. Keine Geräusche von dem Großstadtleben draußen. Nur das Ticken einer Uhr, die an der Wand hinter Agnes Olsson hing.
    Högstedt schaute wieder auf den Zettel, der jetzt auf dem Tisch lag.
    »Sie rauchen?«
    »Ja«, bestätigte Agnes Olsson. »Viel zu viel.«

72
    Als er die Wohnung betrat, fiel Lindberg sofort auf, wie leer sie war.
    Niemand hatte geöffnet, als sie geklopft hatten. Vor dem Fenster, das zur Straße zeigte, waren die Vorhänge zugezogen. Dann hatte Agnes Olsson ihnen den Schlüssel gegeben. Weimers und Jonsson waren mit gezogener Dienstwaffe vorangegangen, aber die Wohnung war verlassen.
    Lindberg schaute sich um. Er registrierte den Geruch nach Zigarettenrauch, der in den Wänden hing.
    Gleich links befand sich die kleine Küchenecke, die Tür stand offen. Sie war mit Kochplatten eingerichtet, einer Spüle sowie ein paar Schränken. Bis auf einen Wischlappen war die Spüle leer. Kein schmutziges Geschirr, das wartete, keine Flasche mit Spülmittel. Auch auf der Kochplatte stand nichts.
    Im Flur hing ein großer Spiegel, rechts davon war eine Hutablage mit Kleiderhaken. Beides war leer.
    Die Tür rechts davon stand offen, und Lindberg sah vom Flur aus, wie der Raum möbliert war. Eine Ottomane stand an der einen kurzen Wand, drei kleine Bilder mit Landschaftsmotiven darüber. Die Schranktür hinter der Ottomane war geschlossen. Ein leerer Schreibtisch stand an einem der Fenster, das zur Straße zeigte. Ein Sofa befand sich an einer der Längswände. Vor ihm stand ein niedriger, ovaler Tisch mit einer Decke darauf.
    Lindberg öffnete die Schranktür. An die zehn leere Kleiderbügel, drei Schubladen. Lindberg zog sie heraus. Sie waren leer.
    Er schloss die Schranktür wieder und ging zum Schreibtisch. Nur eine Stiftschale und ein Aschenbecher standen darauf. Lindberg zog die Schreibtischschubladen heraus. Auch sie waren leer. Kein Brief, keine Fotos, kein Adressbuch.
    Lindberg ging weiter zum Schlafalkoven. Der befand sich links neben dem Schreibtisch. Der Alkoven war schmal, davor stand ein kleines Tischchen, auf dem ein zugeklapptes Buch mit rotem Umschlag lag. Es war »Stilettkäppen« von S. A. Duse, ein Detektivroman.
    Alles ist so unpersönlich hier drinnen, dachte Lindberg. Wie in einem Hotelzimmer, das jemand verlassen hat. Um nicht wiederzukommen.

Stockholm 1934
    73
    »Il Mare«. Hovslagargatan 4 auf Blasieholmen. Stierna war selbst schon einige Male hier gewesen. Aber jetzt war das etwas anderes. Jetzt war er im Dienst hier.
    Gemeinsam mit Jonsson ging er die kurze Treppe hinauf. Zog seine Jacke zurecht, Jonsson tat es ihm gleich.
    Der Mann am Eingang nickte Stierna vertraut zu, als sie hineingehen wollten.
    »Hat der Herr seine Mitgliedskarte dabei?«
    »Ich bin kein Mitglied«, sagte Stierna, »was kostet das?«
    »Ich dachte, der Herr wäre bereits Mitglied bei uns.«
    »Nein, Sie müssen mich mit jemandem verwechseln.«
    Er spielte Theater. Fand, dass er das ganz gut hinbekam. Tastete dabei nach seiner Mitgliedskarte, die in der Gesäßtasche lag.
    Sie bezahlten jeweils zehn Kronen, erhielten dafür jeder eine neue Mitgliedskarte. Darauf lief alles hinaus, auf die Mitgliedskarte. Sie gab den Anschein einer geschlossenen Gesellschaft, und so konnten die Rauschmittelgesetze umgangen werden, die Einschränkungen der Alkoholabgabe. Sodass man viel servieren konnte, manchmal sogar unbegrenzte Mengen.
    Sie gingen die Stufen hinunter, Jonsson und er. Das Mädchen in der Garderobe war dieselbe wie an den Abenden zuvor, an denen er hier

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