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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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sagte Stierna.
    »Danke«, erwiderte Grönwall und ließ sich auf dem Stuhl gegenüber nieder. »Wann wollen Sie spielen?«
    »Um acht, ist abgemacht.«
    Der Journalist schaute auf seine Uhr.
    »Wollen wir bestellen?«, fragte Stierna.
    Grönwall sah sich im Saal um.
    »Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt Hunger habe. Aber vielleicht etwas zu trinken?«
    »Jeder ein Bier?«
    »Ja, das klingt gut.«
    Der dunkelhaarige Kellner, der eigentlich immer hier bediente, trat an ihren Tisch.
    »Was wünschen die Herren?«
    »Zwei Pils«, sagte Stierna.
    Er musterte den Journalisten. Grönwall wirkte müde, nicht so eifrig wie sonst.
    »Wie geht es?«, fragte Stierna. »Mit dem Schreiben, meine ich.«
    »Ich glaube, es geht ganz gut. Ich habe viel geschrieben. Jetzt kommt es darauf an, sich zu begrenzen. Und das ist oft das Schwierigste. Ausschweifend zu schreiben, das ist selten schwer.«
    Die Bierkrüge kamen, Grönwall trank einen großen Schluck.
    Geübter Biertrinker, dachte Stierna, genau wie ich.
    »Sie haben mir erzählt, dass Sie ihn aufgespürt haben«, sagte der Journalist. »Seine Wohnung in der Hagagatan.«
    »Ja«, nickte Stierna. »Aber er war wie ein Gespenst. Ich erinnere mich, dass Roland Lindberg das gesagt hat. Schon als ich die kleine Einzimmerwohnung mit Kochnische das erste Mal betreten habe. Sie war ohne Seele, wie ein Hotelzimmer, das jemand verlassen hat, um nie wieder zurückzukehren. Fast gespenstisch.«
    »Die Wohnung war verlassen?«
    »Ja, sie war im Großen und Ganzen verlassen. Aber es war spürbar, dass dort jemand gewohnt hatte. Der Zigarettenrauch hing noch in den Wänden.«
    »Und da hat er gewohnt? Der Mörder?«
    »Ja. Mit großer Sicherheit. Wir haben an verschiedenen Stellen in der Wohnung die gleichen Fingerabdrücke gefunden … die gleichen Fingerabdrücke wie auf dem Sammelbild, das Ingrid Bengtsson bekommen hatte. Die gleichen wie auf der Einkaufsliste, die die Witwe, bei der er zur Untermiete wohnte, ihm gegeben hatte.«
    Grönwall räusperte sich zurückhaltend.
    »Dann hat er also dort gewohnt«, sagte er. »Warum haben Sie ihn dann nicht gekriegt?«
    »Weil er nicht gefunden werden wollte.«
    Stierna schaute sich plötzlich um. Vier Personen betraten den Speisesaal, bekamen einen Tisch zugewiesen. All die Jahre bei der Polizei hatten seine Sinne geschärft, ließen ihn auf jede kleine Veränderung, jede Nuance reagieren.
    »Er sagte, er heiße Karlsson«, fuhr Stierna fort. »Der Witwe, bei der er die Wohnung gemietet hatte, ihr hat er gesagt, er heiße Karlsson. Kein Vorname, nur Karlsson. Und niemand kannte ihn wirklich. Niemand hatte näheren Kontakt zu ihm. Niemand wusste, was er tat. Nicht einmal die Stammgäste im ›Runan‹, dem Restaurant, das er jede Woche besuchte. Es war, als gäbe es ihn kaum, als würde er von niemandem wirklich bemerkt werden. Und ausgerechnet Karlsson … Gibt es einen häufigeren Namen in Schweden?«
    Grönwall breitete die Arme aus, fast hätte er seinen Bierkrug umgeworfen.
    »Ich weiß nicht. Jedenfalls nicht viele. Hat er lange dort gewohnt? In der Hagagatan?«
    »Seit Februar. Februar 1928.«
    »Und wann ist er verschwunden?«
    »Im Oktober desselben Jahres. Und er hat keine Schulden hinterlassen, obwohl er einfach so verschwunden ist. Er hat die Miete für Oktober rechtzeitig bezahlt. Sogar ungewöhnlich früh. Und dann ist er abgehauen und nie wieder zurückgekommen.«
    »Warum ist er verschwunden?«
    »Keine Ahnung«, log Stierna, denn ihm war klar, dass der Mörder geflohen war, weil sie ihn in Stadshagen aufgespürt hatten. Aber darüber sollte kein Wort von ihm kommen, er hatte Berner sein Wort gegeben, auch wenn das nun schon so lange her war.
    Grönwall schüttelte den Kopf. Er wirkte skeptisch.
    »Ich verstehe das nicht … Sie hatten einen Namen, Karlsson.«
    Stierna lächelte. Wieder dieses melancholische Lächeln, dachte Grönwall, das er während seiner Tage in Visby schon häufiger gesehen hatte.
    »Können Sie sich vorstellen, wie das ist, in diesem Land nach jemandem zu suchen, der Karlsson heißt? Welcher Dschungel von Namen da zu durchforsten ist? Selbst wenn wir uns eingeschränkt haben, da wir davon ausgegangen sind, dass er relativ jung war. Wir haben es versucht, aber es war die Hölle. Und dabei bin ich mir nicht sicher, dass er wirklich Karlsson hieß, kann das nur schwer glauben. Er wollte nicht gefunden werden, von Anfang an.«
    »Von welchem Anfang an?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Stierna zeigte wieder sein

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