Der Mann im Park: Roman (German Edition)
öffnete sein Fenster und schaute in die Nacht hinaus, während er sich eine Zigarette anzündete. Der Park vor dem Polizeigebäude lag dunkel und verlassen da.
Kriminaldirektor Berner hatte mit der Presse gesprochen. Er hatte nicht besonders viel gesagt, nur so viel, dass jetzt die Bevölkerung loslegen konnte. Keine Namen bis jetzt. Keine Bilder.
Es waren mehr als acht Stunden vergangen zwischen dem Zeitpunkt, an dem das Mädchen laut Angaben der Mutter ihre Wohnung in der Upplandsgatan verlassen hatte, und dem Zeitpunkt, an dem sie von der Polizei auf der Djurgårdswerft gefunden worden war. Gut acht Stunden. Was war in dieser Zeit passiert?
Högstedt hatte ihn von einer Telefonzelle am Djurgården angerufen. Er hatte ihm mitgeteilt, dass es wohl spät werden würde, dass sie immer noch auf der Werft waren, er und Strand.
Außerdem hatte er von der Reifenspur vor der Brücke über den Beckholmssund berichtet. Darüber, was der Hund angezeigt hatte. Über das Loch im Zaun neben dem Eingangstor. Sie hatten den Draht um das Loch herausgeschnitten und zur Untersuchung mitgenommen. Högstedt glaubte, dass der Täter Rechtshänder war und eine Kneifzange benutzt hatte. Die Kneifzange schien ziemlich klein zu sein. Vielleicht konnten sie sie irgendwo finden.
Dort hatten sie auch Textilfasern gefunden. Braune, wahrscheinlich Schafwolle. Sie hingen an den aufgeschnittenen Drahtmaschen. Bisher hatten sie die Kleidung des Mädchens noch nicht untersucht, aber es war kaum vorstellbar, dass die Fasern nicht von seiner braunen Strickjacke stammten. Ansonsten waren keine Fasern zu entdecken.
Stierna machte in seinem Zimmer das Licht aus. Zog sich den Mantel über und ging auf den breiten Flur hinaus.
Roland Lindberg kam ihm auf seinen langen Beinen schlurfend entgegen.
»Roland, wie geht es?«
»Müde«, kam die kurze Antwort, und Stierna glaubte ihm.
Lindberg hatte seinen Tag damit begonnen, einen Überfall auf einen Tabakhändler in der Riddargatan zu untersuchen. Hatte den Fall nach einem Tipp von einem Informanten in Rekordzeit gelöst. Den Rest des Tages hatte er vor allem in seinem Zimmer verbracht. Darüber nachgedacht, welche der polizeibekannten Kinderschänder und anderen Sittlichkeitsverbrecher sie vorladen sollten. Hatte Gefängnisse und psychiatrische Anstalten angerufen, nachgefragt, wer auf freiem Fuß war, als Ingrid Bengtsson ermordet wurde, wer Hafturlaub gehabt hatte. Die Liste war bereits lang.
»Mit wem sollen wir anfangen?«, fragte Lindberg.
»Mit denen, die in der Nähe wohnen. Oder gewohnt haben. Die irgendeine Verbindung zu Vasastaden oder zu Djurgårdsstaden oder Stadtteilen in der Nähe haben. Wir haben gute Chancen, ihn unter denen zu finden. So ist es meistens.«
Lindberg seufzte.
»Das ist Knochenarbeit.«
Stierna schaute auf die Uhr. Es war schon spät, er hätte schon längst zu Hause sein müssen.
»Fang mit Bladh an. Der wohnt in der Nähe des Vasaparks. In der Sigtunagatan.«
»Das weißt du?«, fragte Lindberg.
»Ja, das weiß ich.«
Es war schon dunkel, als John Stierna das Polizeigebäude verließ. In den Straßen war es ganz still.
Er hatte das Protokoll des Verhörs Nummer zwei mit Harry Schiller bekommen, das in den Räumen der Kriminalpolizei stattgefunden hatte, und hatte es sorgfältig durchgelesen. Eine kurze Zusammenfassung dessen, was über Schiller in ihren Archiven zu finden war, war beigefügt.
Harry Schiller war siebenunddreißig Jahre alt, einmal wegen Landstreicherei verurteilt und vor sechs Jahren für ein paar Monate ins Arbeitshaus in Svartsjö geschickt worden. Ein paar kleinere Ladendiebstähle hatten ihm zwei Aufenthalte auf Långholmen eingebracht. Gemeldet war er bei seiner Mutter in der Pipersgatan, aber bekannt als Landstreicher mit Alkoholproblemen. Er war nie irgendwelcher Gewalt- oder Sexualverbrechen verdächtigt worden. Der herbeigerufene Arzt hatte keinerlei Verletzungen an dem Mann gefunden. Schillers Kleidung war zur Analyse ins staatliche gerichtschemische Laboratorium geschickt worden.
Er hat nichts damit zu tun, dachte Stierna. Der wäre doch nie im Leben so dumm, uns zu alarmieren, wenn er es gewesen wäre.
Der Mann, den Schiller gesehen hatte, musste der Mörder sein; unwahrscheinlich, dass jemand anderer als der Mörder zurückgekommen war, um die Tasche aus der Badewanne zu holen. Er überlegte, was in dem blutigen Handtuch eingewickelt gewesen sein konnte. Wahrscheinlich die Mordwaffe. Stierna dachte an das Blut, all das Blut
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