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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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Gewaltverbrechen, und kurz nach seiner Ernennung hatte er bei jedem »größeren Gewaltverbrechen«, wie er es bezeichnete, regelmäßige Pressekonferenzen eingeführt. Wahrscheinlich, um nicht von seinem überfüllten Terminkalender zu Tode gehetzt zu werden. Damit diese Zusammentreffen nicht alles andere störten, wofür er verantwortlich war. Denn das war nicht nur die Abteilung für Gewaltverbrechen. Die Abteilung der Zollpolizei, das Polizeibüro für die Registrierung von Ausländern, allgemeine Polizeiuntersuchungen, das Staatliche Zentralbüro für Fingerabdrücke: All das gehörte zur Abteilung für Gewaltverbrechen, hier wurden Fotos und Fingerabdrücke von Verhafteten und Verurteilten aus dem ganzen Land verwahrt. Eine Art nationale Ressource. Die kriminaltechnische Abteilung war ein Teil des Fingerabdruckbüros, führte aber ihr eigenes Leben.
    Berner hatte also die Pressekonferenzen als ein Mittel eingeführt, um alle Journalisten zu bündeln, die anriefen. Alle Journalisten, die sonst vor dem Polizeigebäude herumlungerten. Aber das hatte nicht ganz so geklappt, wie er sich das gedacht hatte.
    Jetzt lauerten sie sich oft gegenseitig auf. Einer konnte einen eigentlich ziemlich harmlosen Tipp von einem Polizeibeamten bekommen haben, unfreiwillig oder gegen eine kleine Geldsumme. Ein anderer hatte vielleicht etwas von einem Zeugen erfahren, der seine Haushaltskasse hatte auffüllen wollen. Und viele wollten hinterher mit Berner sprechen und eine Bestätigung dafür erhalten, was sie ihrer Meinung nach als Erste vermutet hatten. Etwas, das sie verkaufen konnten. Und irgendeiner wollte immer ein Exklusivinterview mit Berner in seinem Arbeitszimmer.
    Der Kriminaldirektor beendete die Veranstaltung, indem er der Presse für ihre Aufmerksamkeit dankte.
    Stierna stand auf und verließ das Podium. Er bahnte sich seinen Weg zwischen Journalisten und Fotografen. Fünf von ihnen hatten Berner bereits umringt. Doch der Mann vom Aftonbladet saß noch an seinem Platz. Er wartete ab.
    Stierna rückte sein dunkles Sakko zurecht und wollte in sein Büro gehen. Doch er wurde von der Nachrichtenagentur TT aufgehalten, die ein paar kurze Kommentare wünschte. Er wiederholte kurz, präzise und leicht verständlich, was er auf dem Podium gesagt hatte. Drückte sich nicht so umständlich wie ein Politiker aus oder so vage wie Berner manchmal. Als sie fertig waren, verabschiedete Stierna sich höflich und ging weiter. Er kam an dem kleinen Presseraum der Abteilung für Gewaltverbrechen vorbei, mit nur einem einzigen Telefon darin. Ein Reporter telefonierte bereits. Vor der Tür warteten ungeduldig drei weitere. Warteten, um ihre Arbeit machen und ihren Redaktionen die Informationen mitteilen zu können.
    Plötzlich tippte Stierna der Reporter vom Aftonbladet auf die Schulter.
    »Kommissar Stierna!«
    Er drehte sich um.
    »Kommissar Stierna«, wiederholte der Mann. »Jan Hessle vom Aftonbladet . Wir sind uns früher schon mal begegnet.«
    Der Mann hielt schnell seine Hand hin, er schien es eilig zu haben.
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, fragte Stierna und ergriff die ausgestreckte Hand.
    Der Journalist zog seinen Notizblock hervor.
    »Dieser Mann da im Vasapark. Wie verdächtig ist er?«
    »Man kann noch nicht von einem Verdacht reden. Wir möchten nur wissen, wer er ist. Es ist gut möglich, dass er nichts mit dem Fall zu tun hat, aber wir müssen wissen, wer er ist. Um ihn als Verdächtigen ausschließen zu können oder aber weiter gegen ihn zu ermitteln.«
    »Wissen Sie, was er gemacht hat, als er Ingrid Bengtsson in dem Park getroffen hat?«
    »Es sieht so aus, als habe er ihr Geld gegeben, damit sie sich davon Glanzbilder kaufte.«
    »Das ist alles? Sonst können Sie nichts über den Mann sagen?«
    »Im Augenblick nicht.«
    Stierna verstummte. Ihm fiel auf, wie schwer der Reporter atmete.
    »Er muss wahnsinnig sein«, sagte der Journalist. »Dieser Unmensch, der das Mädchen getötet hat.«
    »Das ist zu vermuten«, bestätigte Stierna.
    Sein Gegenüber wirkte zufrieden, obwohl Stierna so kurz angebunden war, und eilte weiter zum Rathaus. Wahrscheinlich, um dort eine der Telefonzellen zu benutzen und die Schlange hier im Haus zu umgehen. Es ging darum, der Erste zu sein, etwas Exklusives zu bringen. Stierna fragte sich, was er dem kahlköpfigen, leicht gebeugten Reporter wohl hatte geben können. Wahrscheinlich nichts. Denn es war schon etwas dran an dem, was Berner sagte, er gab der Pressemeute nie zu wenig, aber

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