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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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legte sie auf den Küchentisch. Sie waren schon abgegriffen, denn sie trug sie stets in ihrer Rocktasche bei sich. Stierna blätterte. Die Aktiengesellschaft Lindgren & Rae bot Reisen nach Australien an. Mit den Dampfschiffen von Lloyds konnte man jeden Monat von Stockholm nach Adelaide, Melbourne, Sydney und Brisbane fahren. Es gab auch eine Linie zwischen Göteborg und Honolulu, mit den Motorschiffen der Reederei Johnson. Boströms Agentur bot Reisen nach Indien an. Nyman & Schultz hatten eine große Anzeige geschaltet mit Reisen auf der Königlichen Holländischen Lloyd von Amsterdam nach Südamerika. Pernambuco, Bahia, Rio de Janeiro und Santos. Und dann die Svenska Amerikalinje.
    »Ich möchte nach Südamerika«, sagte Karolina. »Möglichst weit weg von Stockholm. Und lange, richtig lange. Die Welt sehen.«
    Stierna schwieg. Er fragte sich, was Berner wohl sagen würde, wenn er darum bat, freigestellt zu werden, um nach Südamerika zu fahren. Das wäre niemals möglich. Das war ein Ding der Unmöglichkeit.
    »Karolina«, sagte er. »Südamerika. Lange weg sein. Ein halbes Jahr, ein Jahr? Wie sollen wir das anstellen? Womit sollen wir das bezahlen?«
    Karolina ließ ihren Blick auf ihm ruhen.
    »Ich möchte weg, John.«
    Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Aber es gibt auch andere Orte«, sagte sie. »Günstigere Orte. Dort können wir doch hinfahren. Nicht für ein Jahr, aber vielleicht für ein paar Monate. Nur du und ich.«
    Ein paar Monate, dachte Stierna. Ob das möglich sein könnte? Vielleicht. Nach einer Weile vielleicht. Wenn er Berner lange genug bearbeitete.
    »Ich habe auch andere Anzeigen ausgeschnitten«, erklärte Karolina eifrig. »Willst du sie sehen? Willst du mit mir wegfahren?«
    »Natürlich will ich mit dir wegfahren.«
    Karolina ging ins Schlafzimmer. Er hörte, wie sie dort Schubladen aufzog und wieder schloss.
    Die Anzeigen von Dampfschiffunternehmen, die sie jetzt auf den Tisch legte, waren nicht so abgegriffen. Salveson & Co., Stockholm–Grangemouth in Schottland. Und die Auslandslinien der Sveabolaget: Stockholm–Lübeck, Stockholm–Amsterdam, Stockholm–Rouen, Stockholm–Hamburg und Stockholm–London.
    »Ich wollte immer schon nach London«, sagte Karolina. »Nicht für ein Jahr, mir ist schon klar, dass das nicht geht, aber für ein paar Monate. Du und ich.«
    »Gut, dann also London«, sagte Stierna.
    Er sah ihr in die Augen. Dieser verträumte, etwas wehmütige Blick, den er so liebte. Fünf Jahre, seit sie sich kennengelernt hatten. Es erschien ihm wie gestern, und gleichzeitig, als wäre inzwischen ein ganzes Leben vergangen.
    »Erinnerst du dich an den Abend im ›Atlantis‹?«, fragte sie.
    Wie sollte er das vergessen. Ein Samstagabend oder eher eine Samstagnacht in der Götgatan im September 1923. Er, Lindberg und Rehn waren dort gewesen, im »Atlantis« auf Söder. Högstedt auch. Sie hatten alle dienstfrei gehabt. Sie waren noch jung gewesen, Stiernas Karriere hatte noch in weiter Ferne gelegen.
    Das große Lokal war etwas Besonderes gewesen, doch mittlerweile war das »Atlantis« von der Polizei geschlossen worden. Das hatte sicher etwas mit dem Alkoholausschank zu tun. Die Räumlichkeiten waren beeindruckend gewesen, die Stirnseiten des Saals waren bestimmt hundert Meter voneinander entfernt. Stierna erinnerte sich an die mit Teppich belegten Treppen, die zu den Balkonen ein Stockwerk höher hinaufführten. Damals war es ziemlich dunkel dort gewesen, der Tanzboden riesig. Und dennoch hatte er sie sofort entdeckt. Sie hatte dort gesessen, an einem kleinen Tisch in der Nähe des Orchesters. Viel zu schön für diesen Ort, das hatte er damals gedacht.
    Sie war zusammen mit ihrem Bruder und ihrer ältesten Schwester dort gewesen, und dennoch wirkte sie einsam, fand Stierna. Als wäre sie überredet worden, mitzukommen, als gehörte sie nicht in dieses Milieu. Und wollte es auch gar nicht. Das waren damals seine Gedanken gewesen, während er mit den anderen ein Bier trank und mit Lindberg und Högstedt über das Leben und alles Mögliche redete. Rehn wollte nur über die Arbeit sprechen, was Stierna nach einer Weile ermüdete.
    »Ich hatte dich schon vorher gesehen, im Laden. Ein paarmal. Und an dich gedacht. Als du vom Tresen aufgestanden bist, habe ich das sofort bemerkt«, erinnerte Karolina sich.
    »Und ich hatte an dich gedacht«, sagte er.
    Stierna war damals nervös gewesen, was ihm sonst nicht passierte. Als das Orchester ein langsameres Stück spielte,

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