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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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kippte er sein Bier hinunter, warf seinen Kollegen einen kurzen Blick zu und sah Karolina an. Lindberg hatte geschmunzelt, Högstedt hatte ihm aufmunternd auf die Schulter geklopft. Rehn hatte einen Schluck getrunken und ihn mit seinem durchdringenden Blick gemustert, bevor er seinen Kommentar abgab: »Die da? Vergiss es, John.«
    Doch er hatte sich nicht drum gekümmert und war zu ihrem Tisch gegangen.
    Sie hatte ihn sofort wiedererkannt. Gelächelt und genickt.
    »Wachtmeister Stierna. Sie hier?«
    Er hatte ihr Lächeln erwidert.
    »Darf ich bitten, Fräulein Lilja?«, hatte er gefragt und selbst das Gefühl gehabt, dass seine Worte lächerlich klangen.
    Sie hatten getanzt. Viele Tänze, wie viele, das wusste er nicht mehr. Eigentlich war er kein besonders guter Tänzer, aber damals hatte er sich einfach treiben lassen. Gegen Ende hatten sie einander festgehalten. Er erinnerte sich, wie seine Lippen ihre nackte Schulter berührt hatten.
    »Wie froh ich bin, dass du mich damals zum Tanzen aufgefordert hast«, sagte Karolina.
    »Ich würde es mein Leben lang bereuen, wenn ich es nicht getan hätte«, sagte Stierna.
    Er lächelte, nahm ihre Hand und streichelte sie.
    Sie kümmerten sich um das Geschirr, sie spülte, er trocknete ab.
    Als sie fertig waren, öffneten sie das Fenster, löschten in der Küche das Licht und schauten zum Sternenhimmel hinauf. Der blutrote Mond hing über dem Dach.
    »Es ist schön heute Nacht«, sagte er. Überlegte, ob er sein Sternzeichen erkennen konnte. Die Waage. Und ihres, die Fische. Doch er war sich nicht sicher, wie sie aussahen und wo sie standen.
    »Bist du für heute fertig?«, fragte sie. »Bleibst du heute Nacht bei mir?«
    Stierna trat einen Schritt zurück und streichelte ihre Wange. Er konnte nicht bleiben. Die Arbeit wartete auch in der Nacht auf ihn.
    *
    Strand verließ Rikard Dahlins Wohnung kurz vor vier Uhr morgens. Eine halbe Stunde lang hatte er neben dem Feuerwehrmann gestanden, vor dem Fenster in dem größten Zimmer, dem, das zur Djurgårdswerft zeigte.
    Zwölf Automodelle hatten sie ausgesucht, und eins nach dem anderen hatte dort geparkt. Neben dem Eingangstor, wo Dahlin den Mann mit dem Hut gesehen hatte. Högstedt selbst hatte sie vorgefahren.
    Strand fuhr an der Werft vorbei und kam auf die Brücke. Der rote Vollmond spiegelte sich im Beckholmssund. Stierna und Högstedt gingen ihm entgegen.
    »Nun?«, fragte Högstedt und blieb stehen.
    Stierna schaute aufs Wasser.
    »Ja«, sagte er. »Er ist sich seiner Sache sicher.«
    »Hat er den Imperial Landau erkannt?«
    »Ja, Nummer fünf.«
    »Kein Zweifel?«, hakte Stierna nach.
    »Kaum. Er hat ein paar Sekunden gezögert. Es gab ja noch den anderen Chevrolet.«
    Strand zog die Papiere mit Högstedts pedantischen Aufzeichnungen heraus.
    »Chevrolet Sport Touring«, fuhr er fort.
    Högstedt holte seinen Notizblock hervor und schrieb.
    »Wie weit seid ihr mit der Analyse der Reifenspuren an der Brücke?«, fragte Stierna.
    Högstedt klappte seinen Block zu.
    »Damit sind wir fast fertig.«
    Stierna musste so schnell wie möglich jemanden zum Automobilregister in der Klarabergsgatan schicken. Hultberg sollte gehen.
    Als er über die kleine Holzbrücke zurückging, überlegte er, wie viele Chevrolet Imperial Landau es wohl in Stockholm gab. Das konnten nicht besonders viele sein.

29
    Er war auf dem Heimweg.
    Die Frau, die vor ihm ging, trug einen hellen Mantel und eine dunkle Baskenmütze. Sie ging etwas unsicher den schwach beleuchteten Fußweg entlang.
    Es gab nur sie beide hier in der Dunkelheit. Mitternacht war schon lange vorbei, und die meisten Lokale in der Stadt hatten bereits geschlossen. Nur der eine oder andere Nachtklub hatte noch geöffnet. Wahrscheinlich war sie auf dem Heimweg, von einem privaten Fest oder einem dieser Klubs, die sich Geschlossene Gesellschaft nannten, aber in der Praxis für alle geöffnet waren. Lokale, in denen der Schnaps immer noch in Strömen floss.
    Wahrscheinlich hatte sie zu viel getrunken. Viel zu viel. Er selbst war vollkommen nüchtern.
    Sie schien jung zu sein, kaum älter als zwanzig. Vielleicht hatte sie noch nicht gelernt, mit dem Schnaps umzugehen. Aber viele lernten es ja nie.
    Wie einfach es doch wäre, dachte er. Wie einfach, über sie herzufallen. Kein Zeuge in der Nähe. Keine Verbindung zwischen ihm und dieser angetrunkenen Frau, die da vor ihm lief. Er spürte vage die Versuchung.
    Er hatte nachmittags und abends die Rundfunksendungen gehört und sich ein paarmal

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