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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hatte.
    Ich arbeitete über Mittag, ging Berichte durch, machte mir Notizen und begann mein Abschlussplädoyer zu entwerfen. Man beginnt immer mit dem Abschlussplädoyer, der Wunschliste dessen, was man am Ende des Prozesses aus all dem vorher Gesagten folgern möchte, und arbeitet von dort aus rückwärts, in der Hoffnung, dass sich unterwegs alles fügt.
    Um ein Uhr erhielt ich einen weiteren Anruf von Lester Mapp. Diesmal ging ich dran.
    »Das soll ja wohl ein Witz sein, Herr Anwalt«, sagte er.
    »Ihnen auch einen schönen guten Morgen, Sir. Ich sitze gerade hier und überlege, wen ich zuerst anrufen soll, Archie
Novotny oder Ken Sanders. Wen würden Sie an meiner Stelle wählen?«
    Es entstand eine kurze Pause, dann hörte ich den Ankläger unglücklich glucksen. »Der bewährte schwarze Sündenbock wird aus der Mottenkiste gezerrt. Und ich nehme an, sie wollen außerdem eine rein weiße Jury, oder? Ich werde beantragen, seine Aussage vom Prozess ausschließen zu lassen. Dieser Kerl taucht ein Jahr nach dem Mord auf, mit einer Geschichte über einen afroamerikanischen Verdächtigen, und dann, ganz zufällig, läuft Ihnen der Verdächtige auch noch über den Weg?«
    Es klang nicht so, als hätte Lester Mapp einen guten Tag.
    »Diesen Donnerstag«, sagte er. »Wir haben um zwei Uhr einen Termin bei der Richterin. Morgen kriegt sie den Antrag, Ihre Beweise nicht zuzulassen. Außerdem schicke ich Ihnen ein paar lustige Informationen über Mr Butcher. Ihr Hauptzeuge ist keineswegs so ein toller Bursche, wie Sie vielleicht glauben.«
    Das klang jetzt weniger gut, aber ich hatte im Moment keine Lust, mir deswegen Sorgen zu machen.
    »Donnerstag um zwei«, sagte er. »Und meinen Antrag haben Sie morgen früh vorliegen.«
    »Ich zähle die Stunden bis dahin.«
    Ich ließ mich mit Tommy Butchers Büro bei Butchers Construction verbinden. Ich hinterließ ihm eine Nachricht, in der ich ihn über den Termin am Donnerstag informierte. Ich hatte ihn bereits vor dieser Möglichkeit gewarnt. Die Anklage hatte das Recht, vor dem Prozess den Ausschluss einer Zeugenaussage zu beantragen, bevor die Jury überhaupt hören konnte, wie Tommy Butcher Ken Sanders identifizierte. Ich war mir sicher, Lester Mapp würde Butcher ordentlich in die
Mangel nehmen. Gerade wollte ich nach dem Telefon greifen, um Kenny Sanders anzurufen und ihn ebenfalls auf den Termin hinzuweisen, als die Sprechanlage summte.
    »Ein Detective DePrizio?«, sagte Marie.
    Ich atmete tief durch und drückte den Knopf. »Hier Jason Kolarich.«
    »Denny DePrizio. Ich habe leider schlechte Nachrichten für Sie, Herr Anwalt.«
    Durchs Telefon konnte ich laute Hintergrundgeräusche hören, Straßenlärm, Hupen, einen aufheulenden Motor. DePrizio rief von einer öffentlichen Telefonzelle aus an. Ich hatte gar nicht gewusst, dass es diese Dinger noch gab.
    »Oh, Mist«, erwiderte ich. »Das gibt’s doch nicht.«
    »Leider, nicht die geringste Spur, mein Freund. Der Aktenkoffer, das Geld, alles sauber.«
    »Verdammt.«
    »Wissen Sie, wenn es wirklich stimmt, was Sie mir da erzählt haben, dann sind die Kerle ohnehin zu clever, um Fingerabdrücke zu hinterlassen. Richtig?«
    Ich seufzte. »Vermutlich. Es war nur so ein Schuss ins Blaue.«
    »Hören Sie. Langsam komm ich mir hier ein bisschen verarscht vor. Und es gefällt mir gar nicht, wenn man mich verarscht.«
    DePrizio war ziemlich gut. Er klang tatsächlich wie ein guter Cop, der bereit war, sich für mich umzutun.
    »Es ist nur... »Ich stöhnte leise. »Ich schätze, ich kann nicht wirklich verlangen, dass Sie mir glauben.«
    Eine lange Pause. »Okay, hören Sie. Wenn Sie irgendwas Konkretes haben, geh ich dem nach. Allerdings bin ich kein Freund sinnloser Unternehmungen, klar? Aber wenn Sie einen
echten Hinweis für mich haben, kümmere ich mich drum. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    »Und dann hab ich hier noch einen Aktenkoffer mit zehntausend Dollar.«
    »Geben Sie ihn der Wohlfahrt«, sagte ich. »Ich will das Geld von diesem Typen nicht.«
    Er lachte. »Sie müssen dieses Geld zurücknehmen, Mr Kolarich.«
    »Kann ich Sie deswegen nochmal zurückrufen? Ich bin die nächsten Tage sehr beschäftigt. Und ich muss sehr vorsichtig sein, was meine Treffen mit Ihnen angeht.«
    »Folgen Ihnen immer noch schwarze Helikopter?« Er machte keinen Hehl aus seiner Meinung über meine Paranoia. »Rufen Sie mich an«, sagte er lachend.
    »Mach ich«, erwiderte ich. »Und wenn, dann hab ich auf alle Fälle was Verwertbares

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