Der Mann im Schatten - Thriller
für Sie.«
Ich verließ das Büro und ging zu meinem Wagen. Ich musste unbedingt mit den Augenzeugen der Anklage sprechen, und ich hatte die Nase gestrichen voll davon, dass sie meine Anrufe nicht beantworteten.
Ich war bereits auf dem Weg zum Highway, als mein Handy klingelte, ein einzelner, kurzer Ton, der eine SMS ankündigte. Ich hielt das Telefon hoch, beobachtete das Display, wo ein Briefumschlag erschien, in dem die Worte standen: »Nachricht von Pete«.
Ich drückte auf »Anzeigen« und las die SMS.
J: Ich muss raus aus der Stadt. Ich fühl mich eingesperrt.
Ich werde sicher verurteilt, und ins Gefängnis geh ich auf
keinen Fall. Das pack ich nicht. Ich hoffe, du verstehst das.
Ich kann dir nicht sagen, wohin ich gehe, aber ich melde
mich bald bei dir. Tut mir leid. Pete.
Ich versuchte, mich auf den Verkehr zu konzentrieren, während ich die Nachricht wieder und wieder las. Ich klickte sie weg und rief Petes Handynummer an. Wo immer er steckte, sein Handy war ausgeschaltet.
»Geh dran!«, brüllte ich. Mein Schrei erreichte nur die Mailbox. Ich legte auf und tippte selbst eine Nachricht: »Sag mir, wo du bist.«
Ich drückte »Senden«, während ich über den Highway preschte, das Handy weiter auf Augenhöhe, falls Pete mir antwortete. Aus Sicht des Absenders war eine SMS optimal, denn sie machte ein persönliches Gespräch unnötig. Und sie war anonym. Der Verfasser der Nachricht musste nicht unbedingt Pete sein. Es war lediglich Petes Handy.
Ich wählte die Nummer des Hotels, in dem ich Pete untergebracht hatte, und verlangte sein Zimmer, mit dem einzigen Ergebnis, dass nach endlosem Klingeln die Mailbox dranging. »Verflucht«, knurrte ich ins Telefon. Erneut wählte ich die Hotelnummer und fragte, ob sie irgendwelche Informationen über Pete Kolarich hatten. Im Computer an der Rezeption lag kein Hinweis vor, dass Pete ausgecheckt hatte.
Aber ich wusste, dass es so war.
45
Ich fuhr zum Hotel, während mir langsam dämmerte, dass Pete nicht mehr dort war und ich einen fundamentalen Fehler begangen hatte. Ich hatte übersehen, dass Smiths Schläger ihn auf unzählige Weisen dort aufstöbern konnten, unter anderem genauso, wie ich an Petes Dealer J.D. gekommen war, indem ich sein Handy geortet hatte.
Sie hatten sogar ein Deckmäntelchen für die Entführung. Pete drohte eine harte Gefängnisstrafe, und auf den ersten Blick wirkte seine SMS durchaus plausibel. Er rannte davon. Er war dem Gefängnis nicht gewachsen. Verdammt, ich hatte es ihnen zu leichtgemacht. Pete hatte sich Urlaub genommen, versteckte sich in einem Hotel und hatte alle Kontakte abgebrochen. Er hatte sich isoliert. Niemand würde sich fragen, wo er steckte, warum er nicht zur Arbeit erschien. Niemand würde seine Abwesenheit bemerken.
Ich hatte Smith unterschätzt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ihn seine Verzweiflung zum Äußersten treiben würde. Ich hatte Smith und seine Freunde unter Druck gesetzt, und jetzt hatten sie meinen Bruder. Sie hatten einen Schritt unternommen, der unwiderruflich war. Bisher waren sie über weite Strecken anonym geblieben, hatten aus dem Hintergrund meinem Bruder eine Klage wegen Waffen- und Drogenhandels angehängt. Diese Klage hätten sie jederzeit wieder rückgängig machen können. Die gleichen Leute, die geholfen hatten, meinem Bruder eine Falle zu stellen, konnten zurückrudern oder einfach untertauchen. Aber Pete entführen? Davon gab es kein Zurück mehr.
Schon länger hatte ich vermutet, dass Pete und ich nach
Sammys Prozess zu Zielscheiben würden. Smith und Konsorten würden nicht zögern, uns zu beseitigen. Allerdings hatte ich gehofft, den Prozess über die Bühne bringen zu können, bevor es so weit kam.
Jetzt hatten sie den ersten Schritt in diese Richtung unternommen. Sie hatten meinen Bruder, und sie würden ihn als Druckmittel gegen mich einsetzen, damit ich den Antrag auf DNA-Tests zurückzog, mich an ihren Prozess-Terminplan hielt und tat, was immer sie wollten. Pete jedoch würden sie nie wieder gehen lassen.
Ich verließ das Hotel, nachdem ich den Manager dazu überredet hatte, mich kurz einen Blick in Petes Zimmer werfen zu lassen, wo mir sein Koffer und seine Waschsachen bestätigten, dass er nicht freiwillig ausgecheckt hatte.
Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Stumm fuhr ich zurück ins Büro, wo ich vermutlich bald einen Anruf erhalten würde. Mir war klar, Smith würde mich eine Weile schmoren lassen, um meiner Panik noch richtig einzuheizen. Ich
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