Der Mann im Schatten - Thriller
aber.
Butcher breitete die Hände aus. »Ich versteh Ihre Frage nicht ganz.«
»Ich will lediglich wissen, wieso Sie dort waren. Sie leben über sechs Kilometer von dem Lokal entfernt.«
»Ja und?«
Lester Mapps zuckte leicht mit den Achseln. Er machte das ziemlich gut. »Zwischen Ihrem Haus und dem Pub gibt es doch sicher noch die eine oder andere Kneipe, richtig?«
Die Richterin lächelte. Butcher gluckste. »Eine oder dreihundert«, erwiderte er. »Der Laden ist so gut wie jeder andere auch. Mein Bruder und ich waren einfach oft dort, bevor wir Ehefrauen hatten.«
Ein paar Zuschauer auf der Galerie kicherten, ein oder zwei Reporter und ein paar Gerichts-Junkies lachten laut. Kathleen Poker nicht.
»Und was war der Anlass, an diesem Abend auszugehen?«, wollte Mapp wissen.
»Jetzt klingen Sie fast wie meine Frau«, antwortete er.
Noch mehr Gelächter, aber die Richterin wandte sich jetzt an Butcher und wies ihn an: »Bitte beantworten Sie die Frage.«
Butcher nickte ihr zu. »Okay, also, wir sind zusammen ausgegangen, das ist alles. Mein Bruder und ich, wir müssen ab und zu mal Dampf ablassen. Wir hatten eine lange Woche hinter uns.«
»Oh, so was ist also bei Ihnen nicht unüblich?« Mapp stellte die Frage beiläufig, sie war aber alles andere als beiläufig gemeint.
»Nein. Wir gehen oft aus.«
»Wie oft? Einmal die Woche?«
»Kann sein.«
»Zweimal die Woche?«
»Soll schon vorgekommen sein.«
»Sie brauchten also an diesem Abend keinen besonderen Anlass«, sagte Mapp.
»Nein.«
»Und Sie hatten auch keinen besonderen Anlass?«
»Nein.«
»Dann lassen Sie uns über diesen Monat sprechen. Über den September letzten Jahres. Wie oft waren Sie beide in diesem Monat gemeinsam einen trinken?«
»Also, was soll das... ich hab keine Ahnung. Wer weiß so was schon?«
Nein - keine gute Antwort. Man kann nicht auf der einen Seite behaupten, man könne sich genau an ein Datum erinnern, und dann so tun, als besinne man sich auf nichts anderes mehr in diesem Monat.
»Also keine Ahnung«, wiederholte Mapp.
»Nein, ich meine... ich weiß es nicht mehr.«
»Kein Problem. Was haben Sie an diesem Abend getrunken?«
»Vermutlich Whiskey.«
»Vermutlich? Sie wissen es nicht genau?«
»Das trinke ich normalerweise.«
»Sie haben keine spezifische Erinnerung daran.«
»Nein, nicht unbedingt spezifisch.«
»Wie viele Drinks?«
»Weiß nicht. Ich meine, ich war nachher noch klar, also nicht so viele.«
»Aber Sie können sich nicht genau erinnern.«
»Nein.«
»Wie lange waren Sie dort?«
»Oh, vermutlich die übliche Zeit. Vielleicht ein paar Stunden, drei oder so.«
»Sie haben also auch in dem Fall keine spezifische Erinnerung?«
»Nein, aber es war keine Marathonsitzung oder so was.«
Mapp lächelte. »Okay. Wie war das Wetter in dieser Nacht?«
Butcher räusperte sich. »Vermutlich... ich nehme mal an ziemlich normal.«
»Kalt? Regnerisch? Schnee?«
»Nein, ich meine, ziemlich normal, schätze ich. Kein Regen oder irgendwas in der Art.«
»Verstehe. Ach, übrigens - haben Sie mit Kreditkarte gezahlt? Oder ihr Bruder?«
Butcher und ich hatten an dieser Frage gearbeitet.
»Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich bezweifle es«, erwiderte er. »Wir zahlen meistens bar.«
»Sie zahlen meistens bar? Warum das?«
»Damit es nicht auf der Kreditkartenrechung erscheint«, erwiderte er. »Wegen unseren Frauen, wissen Sie. Nichts für ungut, Euer Ehren«, fügte er hinzu und blickte zur Richterin auf.
Die Richterin schüttelte den Kopf, lächelte aber dabei.
»Es gibt also keine Unterlagen, dass Sie dort gezahlt haben?«
»Es gibt einen Kassenbeleg.«
»Verstehe, gut.« Der Staatsanwalt hatte diesen Punkt deutlich herausgestellt, er schien der Richterin nicht entgangen zu sein. »Ein Kassenbeleg. Verstehe. Haben Sie an diesem Abend auch dort gegessen?«
»Nein.«
»Sie haben sich also nur ein paar Drinks genehmigt?«
»Genau.«
»Alkoholische Drink? Sie werden ja wohl kaum sagen wollen, dass Sie sich mit Softdrinks begnügt haben?«
»Nein.« Butcher gluckste erneut. »Pepsi war das garantiert nicht.«
»Und wann sind Sie gegangen?«
»Vielleicht... vielleicht um zehn. So um zehn herum.«
»War das früh für Sie und Ihren Bruder?«
»Kann man so nicht sagen. Meine bessere Hälfte ist nicht allzu begeistert, wenn ich spät nach Hause komme.«
»Sie wollten also nach Hause zu Ihrer Frau.«
»Genau.«
»Sind Sie und Ihr Bruder in einem Wagen gefahren?«
»Nein.«
»Gut,
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