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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Aufzeichnung gewesen. Clever. Sie konnten nicht riskieren, dass Pete irgendetwas herausbrüllte, das mir verriet, wo er steckte, oder mir sonst einen Hinweis auf seine Entführer lieferte.
    Das Handy klingelte erneut.
    »Jason«, meldete sich Smith. »Viel Glück mit Butchers Aussage bei der Anhörung morgen. Das wird ein entscheidender
Moment. Entscheidend für Mr Cutler. Und entscheidend für Ihren Bruder. Denn ich weiß, die Jungs sind schon ganz scharf drauf, dass Sie es vermasseln, damit sie sich ihn endlich vorknöpfen können.«
    Er legte auf, bevor ich antworten konnte. Ich ging auf die County-Website, um noch einmal den genauen Zeitpunkt der Anhörung zu kontrollieren, ein altes, abergläubisches Ritual.
    Dann rief ich erneut Kenny Sanders an, um nach dem Stand der Dinge zu fragen.
    »Ich hab nichts bekommen«, erklärte er und bezog sich damit auf die Vorladung der Staatsanwaltschaft.
    »Man hat Sie nicht vorgeladen? Oder Sie angerufen?«
    »Nein, Sir. Ich weiß nur davon, weil Sie’s mir gesagt haben.«
    »Okay, gut... kommen Sie trotzdem vorbei«, sagte ich und legte auf. Dann nahm ich mir wieder die County-Website vor.
    Dort stand es, direkt unter dem Vermerk »Antrag - Staatsanwaltschaft«, dem nicht zu entnehmen war, dass es sich um einen Antrag der Anklage auf Nichtzulassung einer Aussage handelte: »Anhörung - 18/10/08, 9.30 Uhr.«
    Ich griff erneut nach dem Handy und wählte Joel Lightners Nummer. »Der Name ist Tommy Butcher«, sagte ich. »Ich brauche seinen Hintergrund und was immer du sonst noch kriegen kannst, Joel. Fang so bald wie möglich an.«

50
    Kurz nach neun Uhr morgens wurde Sammy in den Gerichtssaal geführt. Nachdem der Deputy seine Handschellen gelöst hatte, setzte er sich neben mich, immer noch in seinem orangefarbenen Gefängnisoverall. Da keine Jury anwesend war, bestand auch keine Notwendigkeit, dass er sich in einen respektablen Anzug warf.
    Mir gegenüber konferierte Lester Mapp mit einer weiteren Staatsanwältin, einer jungen Frau. Er verbreitete eine seiner Position angemessene Aura der Autorität um sich. Für meinen Geschmack trug er allerdings ein bisschen zu dick auf. Eine gewisse Art der Selbstgerechtigkeit hatte mir nie sonderlich behagt. Aus meiner Sicht ließen sich eine Menge Leute eine Menge Dinge zuschulden kommen, und diejenigen, die am Ende vor Gericht landeten, waren die wenigen, die man geschnappt hatte. Solange unser Polizei- und Justizsystem nicht umfassender und gründlicher arbeitete, gab es keinen Grund, die Nase so weit oben zu tragen.
    Ich blickte bereits zum vierten Mal auf die Uhr, als Tommy Butcher hereinspazierte. Ich hatte ihn gebeten, einen Anzug zu tragen, anscheinend hatte er jedoch nichts Besseres auftreiben können als ein braunes Tweedsakko, eine rote Krawatte und beigefarbene Baumwollhosen. Eine Zusammenstellung, die ihm außerdem noch nicht mal besonders gut zu passen schien. Ich begrüßte ihn mit einem Nicken, ging aber nicht auf ihn zu, sondern machte nur eine beruhigende Geste mit der Hand.
    »Erheben Sie sich.«
    Richterin Kathleen Poker betrat den Saal mit ihrer üblichen
geschäftsmäßigen Miene, spähte über ihre Brille und kam ohne Umschweife zur Sache. »Das Volk gegen Cutler«, sagte sie. »Anwesend Mr Mapp für das Volk. Anwesend Mr Kolarich sowie der Angeklagte selbst. Mr Mapp?«
    »Ja, Euer Ehren.« Mapp erhob sich und knöpfte sein sündteures Jackett zu.
    »Ich habe Ihren Antrag gelesen. Haben Sie abgesehen davon noch ein weiteres Anliegen?«
    »Wir hatten darum gebeten, Thomas Butcher vorzuladen, Euer Ehren.«
    »Ist Mr Butcher anwesend? Ausgezeichnet, Mr Butcher. Würden Sie bitte vortreten, Sir.«
    Zeugen gibt es in allen Variationen, gut gekleidete und weniger gut gekleidete, selbstbewusste und schüchterne. Aber man möchte immer, dass sie den Eindruck vermitteln, sie würden sich wohlfühlen in ihrer Haut, denn das deutet darauf hin, dass sie ehrlich sind. Butcher schien sich auf den ersten Blick gut zu halten, er schritt langsam vor in den Zeugenstand und schwor den Eid, den der Gerichtsdiener ihm vorsprach. Währenddessen rollte er den Kopf, offensichtlich drückten ihn der zugeknöpfte Kragen und die Krawatte. Dieser Teil war weniger gut. Nervöses Herumfummeln an der Kleidung fand sich nicht auf der Wunschliste eines Anwalts für seinen Mandanten.
    »Erlaubnis, den Zeugen als der Gegenpartei zugehörig zu betrachten«, sagte Mapp. Ein Einspruch lohnte sich nicht, da Butcher ein Zeuge der Verteidigung war.

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