Der Mann im Schatten - Thriller
Oktoberwoche ausdehnte.«
»Einspruch«, wiederholte ich. »Dieses Beweismittel wurde der Verteidigung nicht offengelegt. Ich habe dieses Dokument nie erhalten, und es befand sich auch nicht im schriftlichen Antrag der Staatsanwaltschaft.« Mein Einwand war natürlich nicht ganz unbegründet, aber ebenso gut hätte ich mich darüber beschweren können, dass ein Rettungsring nicht nach Bundesnorm aufgepumpt gewesen war. Es war in der Sache richtig, trotzdem würde ich untergehen.
»Ich habe das Schreiben heute erst bekommen«, sagte Mapp. »Wir haben noch zwei Wochen bis zum Prozess. Das hier ist nur eine Anhörung.«
Die Richterin warf dem Ankläger einen strengen Blick zu. Sie mochte seine großspurige Art nicht. Dann blickte sie auf das Dokument, das Mapp ihr gereicht hatte.
Unlautere Methoden, hätte ich am liebsten gerufen, aber das hätte mich auch nicht gerettet. Mapp hatte Recht. Es waren noch zwei Wochen bis zum Prozess. Und das Dokument sprach eine unmissverständliche Sprache. Butcher konnte am 21. September 2006, in der Nacht, in der Griffin Perlini ermordet wurde, nicht im Downey’s Pub gewesen sein.
»Herr Anwalt«, sagte die Richterin und schwenkte das Dokument in meine Richtung. »Ich weiß nicht... Sie haben natürlich Recht, Mr Mapp hat sich hier nicht ganz an die Regeln gehalten. Aber das ändert nichts an dem, was ich hier lese. Mr Butcher.« Sie wandte sich in Richtung des Zeugen. »Mr Butcher, das ist eine ernstzunehmende Entwicklung für Sie.«
Butcher schätzte das wohl ähnlich ein. Er war weiß wie ein Bettlaken. »Euer Ehren, ich bin mir wirklich sicher... ich meine, vielleicht war der Laden ja trotzdem offen?«
»Die Eingangstür war von der Alkoholkontrollkommission versiegelt worden«, tönte Mapp selbstbewusst. Er genoss die Situation sichtlich. »Die Behörde verschließt sie außerdem mit Vorhängeschlössern. Und sie händigen dem Besitzer keinen Schlüssel aus. Der Eigentümer darf das Lokal noch durch den Hintereingang betreten, aber es ist ihm nicht gestattet, es für den Publikumsverkehr...«
»Wir haben verstanden, Herr Staatsanwalt. Sie haben das jetzt mehr als deutlich herausgestellt.«
Ich konnte nicht fassen, was hier geschah. Eine Hälfte meiner
zweigleisigen Verteidigungsstrategie platzte vor meinen Augen wie eine Luftblase.
»Mr Butcher«, sagte die Richterin. »Ich werde nun ein paar Fragen an Sie richten, und Sie haben das Recht, einen Anwalt hinzuzuziehen, wenn Sie möchten.«
Butcher antwortete nicht. Sein Mund stand offen wie bei einem neugierigen Kind.
»Möchten Sie sich mit einem Anwalt besprechen, Mr Butcher?«
»Nein... nein, Frau Richterin.«
»Gut. Haben Sie irgendein persönliches Interesse am Ausgang dieses Prozesses?«
»Ich? Nein.«
»Stehen Sie in irgendeiner verwandtschaftlichen oder persönlichen Beziehung zu Mr Cutler?«
»Nein.«
»Oder zu Mr Kolarich, dem Anwalt?«
»Nein, Frau Richterin.« Butcher wirkte immer noch wie jemand, der nicht merkte, dass der Spaß auf seine Kosten ging. Und deshalb würde er jetzt auf meine Kosten gehen. Und auf
Sammys.
»Scheiße«, murmelte Sammy.
»Frau Richterin, das kann nicht stimmen«, beharrte Butcher. »Vielleicht... vielleicht...«
»Also gut.« Die Richterin setzte sich gerade auf und wandte sich an den gesamten Saal. »Das Gericht erklärt für das Protokoll, das es geneigt ist, Mr Butchers Aussage als unbeabsichtigten Irrtum zu betrachten und nicht als vorsätzliche Lüge. Wobei es durchaus möglich wäre, zu einer strengeren Einschätzung dieses Vorgangs zu kommen, was ebenfalls Eingang ins Protokoll finden wird.« Sie blickte zum Staatsanwalt.
»Aufgrund von Mr Mapps überraschend vorgelegtem Beweis halte ich es jedoch nicht für angemessen, Mr Butchers Zeugenaussage am heutigen Tag für unzulässig zu erklären. Mr Kolarich, vielleicht finden Sie ja einen Weg, sie wieder einzubringen. Gegebenenfalls werde ich eine neuerliche Anhörung über diese Aussage durchführen, wenn nötig auch am Tag des Prozesses. Aber bitte strapazieren Sie meine Geduld nicht, Mr Kolarich. Es scheint mir mehr als deutlich, dass Mr Butchers Aussage auf einem Irrtum beruht, um es milde zu formulieren. Und ich werde seine Aussage auf keinen Fall zulassen, solange Sie mir keine absolut stichhaltigen Gründe dafür liefern, warum ich das tun sollte. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Ja, Euer Ehren«, brachte ich hervor. Innerhalb von nur fünf Minuten war Tommy Butcher mit Pauken und Trompeten von meiner
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