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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Zeugenliste geflogen.
    »Und, Mr Mapp, das ist das erste Mal, dass Sie in meinem Gerichtssaal die Verteidigung während einer Anhörung überraschend mit Beweisen konfrontieren. Und es ist das letzte Mal. Habe ich mich auch in dieser Beziehung klar ausgedrückt?«
    »Natürlich, Euer Ehren.«
    Die Richterin erhob sich und verließ den Gerichtssaal. Ich blickte zu Tommy Butcher, der irgendetwas vor sich hinbrabbelte, während seine Augen wild durch die Gegend zuckten.
    Der Deputy kam, um Sammy zurück ins Gefängnis zu bringen.
    »Wir haben immer noch Archie Novotny«, tröstete ich ihn.
    Er betrachtete mich mit Tränen in den Augen. »Das hoffe ich, Koke.«
    Der Deputy führte Sammy ab. Ich wandte mich wieder
Tommy Butcher zu, der mit aschfahlem Gesicht reglos im Zeugenstand saß.
    »Mord im minder schweren Fall und zwölf.« Lester Mapp, im Hochgefühl seines Sieges, trat zu mir. »Nach dem heutigen Tag sollten Sie sich glücklich schätzen, dass dieses Angebot noch steht.«
    »Die Rede war von minder schwerem Fall und zehn.« Ich versuchte zuversichtlich zu klingen, obwohl ich gerade einen massiven Tiefschlag erlitten hatte.
    »Ich habe gesagt, ich würde über zehn nachdenken. Aber Sie haben mich ja nicht zurückgerufen, und die Frist für das Vorteilsangebot ist leider abgelaufen. Sie können von Glück sagen, dass zwölf noch auf dem Tisch sind.«
    Ich stellte fest, dass ich weiter nickte, während Lester Mapp aus dem Saal marschierte. Zum ersten Mal erwog ich ernsthaft einen Deal. Ich hatte jetzt nur noch einen einzigen Zeugen, einen alternativen Verdächtigen - Archie Novotny, der zwar einen plausiblen Verdächtigen abgab, aber jede Beteiligung leugnen würde. Mehr blieb mir nicht.
    Zwölf Jahre, bei guter Führung raus in sechs. Ein Jahr Untersuchungshaft angerechnet, blieben Sammy noch fünf. Lester Mapp hatte trotz seiner herablassenden Art die Wahrheit gesagt, als wir damals in seinem Büro verhandelt hatten: Es war tatsächlich ein Geschenk. Und wir verdankten es allein der Tatsache, dass Griffin Perlini mit dem Fund der toten Mädchen vorübergehend die Medien beherrschte und die Bezirksstaatsanwaltschaft sich schwer damit tat, einen Mann zu verklagen, der den Tod seiner Schwester gerächt hatte.
    Als der Gerichtssaal leer war, hievte sich auch Tommy Butcher aus dem Zeugenstuhl. Er wirkte, als hätte er gerade eine schlechte Nachricht von seinem Arzt erhalten.

    »Was, zum Teufel, war da gerade los?«, fragte ich ihn.
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Ich meine, ich weiß doch, was ich gesehen hab. Ich meine, nichts von dem, was hier geschehen ist, ändert was an der Tatsache, dass der Kerl - der auf dem Foto, das Sie gezeigt haben -, dass der Typ an dem Abend dort war, oder?«
    Natürlich hatte ich immer noch Kenny Sanders, der in der Mordnacht in den Liberty Apartments gewesen war. Aber mehr als das würde Sanders auf keinen Fall zugeben. Ich brauchte unbedingt Butchers Aussage, um nachzuweisen, dass er nicht nur im Gebäude war, sondern außerdem um zehn Uhr bewaffnet herausgestürmt war. Doch nach der heutigen Anhörung schien es ausgeschlossen, dass irgendein Richter Butchers Aussage zuließ, geschweige denn, dass eine Jury ihr Glauben schenkte. Und ohne Butcher blieb mir lediglich Kenny Sanders Aussage, er sei im Gebäude gewesen. Und damit - hatte ich gar nichts.
    »Jesus, es ist ein Jahr her«, erklärte mir Butcher. »Ich dachte, es war das Downey’s. Ich muss irgendwo anders gewesen sein. Lassen Sie mich nochmal drüber nachdenken, und ich bin sicher...«
    »Vergessen Sie’s, Tom. Die Sache ist gelaufen.«
    Ich fühlte mich immer noch wie betäubt. Was für ein verrückter Zufall. Da wurde dem verdammten Laden ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt die Schanklizenz entzogen?
    »Sagen Sie mir, was ich tun soll, Mr Kolarich. Wie kann ich die Sache wieder hinbiegen? Ich hab den Kerl definitiv aus dem Gebäude rennen sehen. Sagen Sie mir, was ich tun soll.«
    Ich klappte meinen Aktenkoffer zu und schüttelte den Kopf. »Beten«, erwiderte ich.
    Butcher verließ den Saal wie in Trance. Nachdem er verschwunden
war, wartete ich einen Moment im leeren Gerichtssaal und zog dann mein Handy heraus. »Braunes Tweedsakko, rote Krawatte«, informierte ich Joel Lightner. »Gedrungen, lichtes Haar. Gib ihm noch etwa fünf Minuten, dann müsste er draußen sein.«

52
    »Sagen wir acht. Acht Jahre, raus in vier, eins bereits abgebüßt. Bleiben noch drei Jahre abzusitzen,

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