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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Mapp forderte damit das Recht ein, ihn ins Kreuzverhör nehmen und ihm Suggestivfragen stellen zu dürfen.
    »Euer Ehren, nur für das Protokoll, ich denke, wir können voraussetzen, dass das hier zu verhandelnde Verbrechen - der
Mord an Griffin Perlini - am 21. September 2006 begangen wurde.«
    »Kann vorausgesetzt werden«, sagte ich.
    »Danke, Herr Anwalt.« Lester Mapp öffnete einen Aktenordner auf dem Pult zwischen den Tischen der Verteidigung und der Anklage. »Guten Morgen, Mr Butcher.«
    Und das war auch schon das Höflichste, was Butcher im Lauf dieser Anhörung vom Ankläger zu hören bekommen würde.
    »Sie haben Ihre Aussage zu diesem Verbrechen am 18. September 2007 gemacht«, begann er. »Zwei-tausend-sieben. Fast ein ganzes Jahr später.«
    »Ja, das ist richtig.« Schon jetzt rutschte Butcher auf seinem Sitz hin und her, und seine Kaumuskeln ballten sich. Seine Augen schossen in meine Richtung.
    »Am Tag des tödlichen Schusses, am 21. September 2006, haben Sie aber nichts von besagtem Schuss mitbekommen.«
    »Nein. Zu diesem Zeitpunkt nicht.«
    »Haben Sie später davon erfahren?«
    »Genau. Hab’s in der Zeitung gelesen.«
    »In der Watch?«
    »Ja. Irgendein Artikel über den Fall.«
    »Erinnern Sie sich noch, wann das war?«
    »Nicht genau.«
    »Gut, lassen Sie es uns anders versuchen«, sagte Mapp. »Am 18. September dieses Jahres haben Sie sich bei der Polizei gemeldet. Wie viele Tage zuvor hatten Sie den Artikel gelesen?«
    Als ich Butcher gestern exakt die gleiche Frage gestellt hatte, konnte er mir nicht antworten. Daraufhin hatte ich das Online-Archiv der Watch durchstöbert und einen Artikel in der Sonntagsausgabe vom 16. September dieses Jahres zutage gefördert.
Eine Randnotiz in den Metro Shorts, betreffend die Festsetzung des Prozesstermins, sowie eine kurze Erwähnung des Mordes im Liberty Street Apartment Complex am Abend des 21. September 2006.
    »Am Sonntag davor«, erklärte Butcher. »Irgendwas stand darüber auf der Metro-Seite.«
    »Verstehe.« Lester Mapp war leicht enttäuscht. Offensichtlich hatte er selbst ein wenig recherchiert und kannte den Artikel. »Und was hat Sie dazu veranlasst, zur Polizei zu gehen?«
    »Na ja, es ist so gewesen, wie ich den Cops schon gesagt hab. Ich hab diesen Mann aus dem Gebäude rennen sehen, mit einer Knarre in der Hose. Also hab ich mir gedacht, das hängt vielleicht irgendwie zusammen.«
    »Und Sie konnten sich so genau an das Datum erinnern?«, fragte der Staatsanwalt. »Sie wussten tatsächlich noch, dass Sie diesen Mann exakt am 21. September 2006 aus dem Gebäude haben rennen sehen?«
    »Tja, so genau nicht. Ich meine, ich musste erst mal länger drüber nachdenken. Aber dann hab ich’s nachgeprüft und kam darauf, dass es an einem Dienstag gewesen sein muss; daraufhin hab ich nochmal meinen Bruder Jake gefragt, wir haben beide zusammen überlegt, und uns ist klargeworden, dass es das richtige Datum sein muss.«
    »Gut, ich werde später noch darauf zurückkommen«, sagte Mapp. Ich spürte, wie mein Magen sich verkrampfte. Manchmal wechseln Anwälte das Thema, wenn sie keinen Boden gutmachen können, und statt sich eine Blöße zu geben, erklären sie lieber, sie »kämen später nochmal darauf zurück«. Manchmal hoffen sie allerdings auch, einen Zeugen in die Falle zu locken, indem sie rasch das Thema wechseln und ihn
auf ein Detail festnageln, das sie dann in anderem Zusammenhang gegen ihn ausspielen.
    »Erzählen Sie dem Gericht, wo Sie waren«, forderte Mapp ihn auf. »Vor diesem Vorfall, meine ich.«
    »Der Laden heißt Downey’s Pub.« Butcher blickte zur Richterin. »Drüben in der West Liberty, gleich an der Ecke Liberty und Manning.«
    »Manning heißt eine Querstraße dort«, bestätigte Mapp.
    »Genau.«
    »Das ist etwa vier Häuserblocks von den Liberty Apartments entfernt, richtig?«
    »So in etwa.«
    »Gut, und wer war mit Ihnen im Downey’s Pub?«
    »Ich und mein Bruder.«
    »Und warum der Downey’s Pub?«
    »Guter Laden, schätze ich.«
    »Sie sind aber nicht wegen der Inneneinrichtung dorthin, wie ich vermute.«
    Butcher lächelte. »Ins Downey’s? Nö.«
    »Oder wegen der netten Nachbarschaft?«
    »Nein, ganz sicher nicht.«
    Keine gute Antwort. Obwohl ich den Punkt mit Butcher durchgegangen war.
    »Hartes Pflaster dort, würden Sie nicht auch sagen?«
    »Kann man so sagen«, stimmte Butcher zu.
    »Aber das war nicht der Grund, ins Downey’s zu gehen?«
    Ich hätte Einspruch erheben können, unterließ es

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