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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Er hat schlimme Sachen getan. Aber er hat Audrey nicht getötet. Richtig?«
    »Richtig.«
    »Also muss ich dafür bezahlen. Ich will nicht lebenslänglich sitzen, weil ich diesen Dreckskerl erledigt hab, aber Mord ist Mord, richtig? Also kann ich schlecht einen Freispruch fordern.« Er nickte. »Ich schaff die acht. Raus in vier, ein Jahr bereits abgebüßt, richtig?«

    Ich musste zugeben, mein erster Gedanke galt meinem Bruder und nicht Sammy. Endlich könnte ich die Sache zum Abschluss bringen. Smiths Leute würden einen Prozess vermeiden. Sie hätten jetzt gleich Sicherheit, und eine Verzögerung des Prozesses wäre ausgeschlossen. Ich dachte an meine Unterhaltung mit Shauna Tasker gestern Abend, wie wir noch einmal sämtliche Informationen durchgegangen waren und alles, was wir sicher wussten, von dem getrennt hatten, was wir glaubten zu wissen.
    Sie wollen, dass Sammy den Prozess gewinnt, und zwar jetzt.
    Musste es ein Freispruch sein, oder reichte ein Deal über acht Jahre? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Smith das interessierte. Der Fall wäre abgeschlossen. Er hätte das Ergebnis, die Sicherheit, die er verlangte. Aus Smiths Perspektive musste das eine befriedigende Lösung darstellen. Und auch aus Sammys Sicht schien sie akzeptabel.
    Nur von meinem Standpunkt aus gab es noch ein Problem. Ich musste nach wie vor davon ausgehen, dass sie Pete und mich töten würden, sobald sie uns nicht mehr brauchten.
    »Die Anklage hat zwölf geboten«, erklärte ich. »Ich kann versuchen, sie auf acht zu drücken.«
    Sammy tätschelte sanft den Tisch zwischen uns. »Wenn es sein muss, dann meinetwegen zwölf«, erklärte er. »Die schaff ich zur Not auch.« Seine Finger streichelten die Tischplatte, während er gedankenverloren an die Decke starrte. Schwer vorstellbar, was jemandem durch den Kopf ging, der über eine Kapitulation und eine langjährige Haftstrafe nachdachte.
    »Ich hab es ihr gesagt«, begann er plötzlich, dann schnürte es ihm die Kehle zu. Tränen füllten seine Augen. Es dauerte eine Weile, bis er in der Lage war, fortzufahren. »Ich weiß, es klingt komisch, aber ich rede immer noch mit ihr, Koke. Sie
ist immer noch das kleine Mädchen. Der süße Hosenmatz, der ständig hinter uns herrennt.« Er blickte mich an. »Ich hab ihr letzte Nacht erzählt, dass ich es wieder mal verbockt hab. Mein ganzes Leben lang hab ich alles vermasselt, was ich angepackt hab, und dann seh ich diesen Kerl im Supermarkt, und ich denke, das ist die Gelegenheit, endlich mal was richtig zu machen. Etwas für Audrey zu tun. Und nicht mal das hab ich hinbekommen. Ich hab den falschen Kerl erwischt.«
    »Ich finde den richtigen Kerl, Sammy. Das verspreche ich dir. Du hast mein Wort.«
    Er nickte, dann huschte ein kurzes Lächeln über sein Gesicht. »Koke, hätte ich dein Talent gehabt, hätte ich es genauso gemacht wie du. Ich hätte unser armseliges beschissenes Viertel so schnell wie möglich verlassen und mich nie wieder umgedreht.«
    Ich wich zurück. So etwas hatte ich nicht erwartet. »Aber hätten wir damals die Rollen getauscht«, fragte ich, »hätte ich dann auch die Drogenklage allein auf meine Kappe genommen und dich entlastet?«
    »Klar hättest du das. Ganz bestimmt. Die hatten mich doch ohnehin schon. Was hätte es gebracht, dich auch noch mit reinzureiten?«
    Vielleicht hätte ich es getan. Ich wusste es nicht. Und würde es auch nie erfahren. Mir blieb nur, einfach weiterzumachen, ein Ratschlag, den ich seit dem Tod meiner Frau und meiner Tochter so oft gehört hatte. Schau nach vorn. Gib dein Bestes. Kämpf dich durch, bis du den Löffel abgibst.
    »Betest du noch?«, wollte er wissen.
    »Ob ich... nein, tu ich nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Es hilft.« Er holte tief Luft. »Ich meine, als wir Kids waren,
da sind wir nur in die Kirche, weil unsere Mütter es so wollten. Aber weißt du, seit ich hier drin bin, hab ich mich wieder darauf besonnen. Also früher, als ich wegen Drogen und so Kram saß, hab ich nie kapiert, dass sie mich dafür wegsperrten, weil ich mein eigenes Leben verpfuscht habe. Aber seit dieser Sache - seit ich jemanden umgebracht hab -, rede ich wieder mit Ihm. Man sieht die Dinge einfach klarer.«
    Ich packte mein Zeug zusammen und machte dem Wärter ein Zeichen. »Zeit, uns zu trennen und den Vorsprung zu nutzen«, erklärte ich. »Ich werde schauen, was ich in Bezug auf den Deal bewirken kann. Verdammt, in ein paar Jahren kriegen wir dich hier raus und wieder auf

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