Der Mann im Schatten - Thriller
die richtige Spur. Okay, mein Freund?«
Sammy hob seine gefesselte Hand und schüttelte meine. »Okay, Koke.«
Während ich zurück zur Kanzlei fuhr, summte das Handy. Die Anruferkennung war unterdrückt.
»Irgendwelche Fortschritte?«, erkundigte sich Smith. »Sie haben angekündigt, Sie hätten vielleicht was, das mich glücklich macht. Und es sollte Ihnen ein großes Anliegen sein, mich glücklich zu machen, Kolarich, denn meine Freunde sind bereits ganz heiß darauf, sich wieder Ihrem Bruder zu widmen.«
Ich nahm die Rampe hinauf zum Highway, dem schnellsten Weg zurück zum Commercial District in der Innenstadt. »Ich kann die ganze Sache jetzt für Sie zu Ende bringen«, sagte ich. »Ein Deal mit der Staatsanwaltschaft. Ich hab ihn in Grundzügen bereits in der Tasche. »
»Sie haben... eine Absprache getroffen?«
»Sammy bekennt sich schuldig, dafür kommt er mit einer milderen Strafe davon. Und ich verspreche Ihnen, nicht nach
Ihnen zu suchen, wenn sie meinen Bruder gehen lassen. Alles vergeben und vergessen, von meiner Seite aus. Für Sie ist die Sache abgeschlossen, ohne Verzögerung, wie Sie es verlangt haben, und für mich ist es so, als wäre nie etwas gewesen. Und der Grund, warum ich so tun werde, als wäre nie etwas passiert«, fügte ich hinzu, denn Smith hatte in diesem Punkt Überzeugungsarbeit nötig, »ist, dass Sie Pete und meiner jederzeit habhaft werden können. Also betrachten wir uns in der Sache am besten als quitt.«
In Wahrheit wusste ich genau, dass ich niemals Ruhe finden konnte, bevor ich Smith enttarnte, und vor allem bevor ich Audreys Mörder hatte, aber ich musste ihm die Sache anders verkaufen.
»Erzählen Sie mir von dem Deal«, forderte Smith.
»Acht Jahre.«
»Oh, nein...«
»Bei guter Führung raus in vier, ein Jahr bereits abgebüßt...«
»Nein, nein und nochmals nein. Das ist unmöglich, Kolarich! Auf keinen Fall!«
Er wirkte völlig panisch. Und ich hatte keine Ahnung, warum.
»Was, zum Teufel, interessiert es Sie, wie lange Sammy sitzt, solange es für ihn in Ordnung ist?« Ich versuchte, meine Enttäuschung in den Griff zu bekommen und mir einen Reim auf seine Reaktion zu machen. »Worin besteht denn der Unterschied...«
»Ein Freispruch«, sagte Smith. »Freispruch. Muss ich Ihnen das Wort erst buchstabieren? Wenn Sie Ihren Deal mit dem Ankläger abschließen, ist Ihr Bruder fünf Minuten später tot.«
Sie wollen, dass Sammy den Prozess gewinnt, und zwar jetzt.
»Und wenn ich nicht von Ihnen erfahre, und zwar innerhalb der nächsten Stunden, dass Sie einen Weg gefunden haben, um DePrizio diese Anklage vom Hals zu schaffen, dann hat Ihr Bruder keine rechte Hand mehr.«
Ein Klicken am anderen Ende der Leitung. Er hatte aufgelegt. Ich trat aufs Gas, wand mich durch den Verkehr, während mein Wagen immer mehr beschleunigte, bis vor mir eine endlose Kette von Bremslichtern auftauchte. Irgendetwas da vorne, ein Unfall oder eine Baustelle, hatte den Verkehr komplett zum Erliegen gebracht.
58
»Er wird es nicht tun. Kolarich wird DePrizios Arsch nicht retten.« Carlo Butcher trug einen Bademantel, hielt eine Tasse Kaffee in der Hand und blickte durch das Fenster hinaus auf das riesige Grundstück hinter seinem Haus. »Und selbst wenn er es tut, dann nicht so, dass wir der Sache wirklich trauen können.«
»Wir haben seinen Bruder«, wandte Smith ein. Er hatte Kolarich vor wenigen Momenten von seinem Wagen aus angerufen, und inzwischen war er bei Carlo eingetroffen, um ihn über die neusten Entwicklungen zu informieren.
Carlo drehte sich kurz um und musterte Smith verächtlich, bevor er wieder aus dem Fenster starrte. »Das hör ich ständig von dir. >Wir haben seinen Bruder.< Und was hat uns das bisher gebracht? Es geht ihm schlichtweg am Arsch vorbei.«
Das war nicht von der Hand zu weisen. Smith selbst kamen mittlerweile Zweifel an seinem Plan. Er war davon ausgegangen, er müsse Kolarich lediglich zwingen, seine Anschuldigungen zurückzunehmen und sich irgendeine Erklärung auszudenken, um die Übergabe des Aktenkoffers an DePrizio auf unverdächtige Weise zu erklären. Aber Carlo hatte Recht. Kolarich würde das nicht tun, zumindest nicht in einer für sie befriedigenden Weise.
Er wusste nicht mehr recht, woran er bei Carlo war. Bisher hatte der Alte immer das Kommando geführt, bereitwillig Aufgaben delegiert, ohne zu zögern. Aber in letzter Zeit wirkte er zunehmend verschwiegen, behielt seine Entscheidungen für sich.
»Weißt du, Jimmy
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