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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Hauptverdächtigen ins Auge gefasst hatte.
    »Wie kam das?«, fragte ich.
    »Also, Griffin hatte sich damals ernsthaft am Knie verletzt.
Er hat sich irgendein vorderes Band oder so was gerissen.«
    »Das vordere Kreuzband«, ergänzte ich. Eine häufige Verletzung im Football. Ein Kumpel aus meiner College-Mannschaft hatte sich das Kreuzband gerissen und danach nie wieder gespielt.
    »Das hab ich gemeint«, bestätigte sie. »Er konnte wochenlang nicht gehen. Und wir hatten natürlich kein Geld für eine Operation. Da er sich fast gar nicht bewegen konnte, bin ich hier bei ihm zu Hause geblieben, bis es ihm besserging. Und dann eines Tages, ich wollte gerade aufräumen, der Junge konnte einfach keine Ordnung halten...« Sie seufzte und genoss kurz eine Erinnerung an ihren Sohn, die nichts mit seiner sexuellen Störung zu tun hatte, bevor sich ihr Gesicht wieder verdüsterte. »Ich hab einige... einige Fotos entdeckt...«
    »Anstößige Fotos«, folgerte ich.
    »Richtig.« Sie fuhr sich über die Augen. »Ich hab mit ihm darüber gesprochen. Er hat mir versichert, das Ganze sei nur ein Witz, ein Freund hätte sie ihm geschickt.« Sie blickte mich an. »Natürlich hätte ich mich nicht einfach so abspeisen lassen dürfen. Das soll kein Versuch einer Entschuldigung sein, aber eine Mutter will doch an ihr Kind glauben, oder?«
    »Natürlich will sie das.«
    »Später folgten dann diese Vorfälle in Summit. Wieder hat Griffin mir erklärt, das wären alles nur Missverständnisse. Er schwor mir, er würde niemals ein Kind anrühren. Können Sie sich vorstellen, wie sehr eine Mutter daran glauben möchte?«
    Sie bezog sich auf die ersten beiden Male, bei denen Griffin im Süden des Staates in Konflikt mit dem Gesetz geraten war. In einem Fall war er freigesprochen, im zweiten wegen unsittlicher Entblößung verurteilt worden.

    »Und dann«, sagte sie leise, »kam die Sache mit der kleinen Audrey.«
    Tränen traten ihr in die Augen. Vermutlich brauchte es inzwischen schon einiges, um bei ihr Tränen fließen zu lassen. Nun wurde mir klar, warum sie in Griffins Haus gezogen war. Es war eine Art Buße. Sie bestrafte sich selbst für die Sünden ihres Sohnes, indem sie sich immer wieder mit den Erinnerungen quälte.
    »Ich habe ihm wirklich ins Gewissen geredet, Mr Kolarich, immer wieder. Ich habe ihn beschworen: ›Griffin, wenn du diesem kleinen Mädchen etwas angetan hast, musst du es ihnen sagen.‹ Aber er wollte es nicht zugeben.«
    Er wollte es nicht zugeben. Offensichtlich hatte er es also nicht direkt abgestritten.
    »Ob ich also glaube, dass er der kleinen Audrey etwas angetan hat? Meine Antwort darauf lautet - ja.«
    Ich nickte. »Können Sie mir in irgendeiner Form helfen?«
    Erneut rannen Tränen ihre Wangen herab. Ich hatte den Eindruck, dass sich mehr als nur Trauer dahinter verbarg. Sie rang mit sich. Sie hatte mir etwas zu beichten.
    Am liebsten hätte ich sie geschüttelt, aber mir war klar, dass der Entschluss in ihr reifen musste. Wenn nötig, würde ich auch auf Knien vor ihr herumrutschen und betteln, aber es erschien mir wichtig, ihr den nächsten Schritt zu überlassen.
    Sie nahm sich viel Zeit, weinte eine ganze Weile, wischte sich dann übers Gesicht, schnäuzte sich die Nase und murmelte vor sich hin, bevor sie schließlich einen tiefen Seufzer ausstieß.
    »Es hat wohl nicht mehr viel Sinn, ihn jetzt noch schützen zu wollen«, sagte sie.

13
    Das Polizeirevier lag nur wenige hundert Meter von dem Haus entfernt, in dem ich aufgewachsen war. Ich hatte dort einen sehr unangenehmen Sommerabend verbracht, unmittelbar vor meinem zweiten Jahr auf der Bonaventure Highschool. Ich erinnerte mich noch genau an den Geschmack von Schweiß auf meiner Oberlippe, an den billigen Rasierwassergeruch des Detectives, der sich über mich beugte, und den brennenden Striemen quer über meinem Gesicht, den der Handrücken von Coach Fox dort hinterlassen hatte. Ich konnte mich nicht mehr an den Namen des Cops erinnern, aber es war nicht Vic Carruthers gewesen.
    Heute sah Carruthers aus, als stände er kurz vor seiner Pensionierung. Ein massiger Kerl mit einem Doppelkinn und einem von Falten zerfurchten Gesicht. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte mich düster, als ich ihn an den Fall erinnerte, bei dem er eine herbe Schlappe hatte einstecken müssen.
    »Perlini ist also tot«, wiederholte er meine Worte. »Und Audreys Bruder hat ihn erschossen.«
    »Man legt ihm den Mord zur Last, ja.«
    »Und der Tod ihres

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