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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Sohnes hat bei der Mutter einen Meinungsumschwung bewirkt. Sie hält es jetzt nicht mehr für nötig, die Sache zu verheimlichen.«
    »Genau.« »Aber damals«, er beugte sich zu mir herüber, mit geballten Kiefermuskeln und wütend funkelnden Augen, »hat sie es nicht für nötig befunden, dem kleinen Mädchen zu helfen.«
    »Ich glaube nicht, dass sie was davon gewusst hat. Und
wenn ja, wollte sie es vermutlich nicht wahrhaben. Auch jetzt weiß sie nichts Genaues. Aber sie stellt Vermutungen an.«
    »Sie stellt also Vermutungen an. Soso.« Carruthers fuhr sich mit seiner gewaltigen Pranke übers Gesicht. »Ich weiß nicht mal, wo diese Schule sein soll. Ecke 57th und Hudson?«
    Ich nickte. Ich kannte die Hardigan-Grundschule vor allem wegen des Hügels, der sich dahinter erhob. Im Winter hatte er uns als Schlittenhang gedient, und bei warmem Wetter hatten sich dort jugendliche Drogenkonsumenten versammelt. Der steile Hang endete in einem Dickicht, das ein hoher Holzzaun vom Schulgelände abtrennte.
    Mrs Perlini war sich nicht ganz sicher gewesen, aber sie ging davon aus, dass Griffin sich auch als Erwachsener noch dort herumgetrieben hatte. Natürlich gab es einen naheliegenden Grund für jemanden mit Griffins sexuellen Neigungen, von einem erhöhten Standpunkt auf eine Grundschule herabzuspähen. Aber sie war auch den Verdacht nie ganz losgeworden, dass Griffin das dichte Unterholz noch für andere Zwecke benutzt hatte.
    »Sie hält es für einen Begräbnisort«, knurrte Carruthers. »Und irgendwann hat sie schlammbedeckte Schuhe und einen Spaten in seiner Garage entdeckt? Habe ich das richtig verstanden?« Er kochte innerlich, und sein Gesicht verfärbte sich zunehmend ins Rötliche. Das hing sicher mit der Erinnerung an diesen ungelösten Fall zusammen und damit, dass er den Mann nicht hinter Gitter hatte schicken können, der in seinem Dienstbereich ein kleines Mädchen getötet hatte.
    »Er ist häufig dort gewesen«, bestätigte ich. »Sie meinte, wenn er Audrey irgendwo verscharrt hat, dann da. Und ich glaube, ihr Verdacht ist gar nicht so unbegründet.«
    »Das glauben Sie also. Sie haben ein paar Touchdowns für
Bonaventure erzielt und bilden sich deshalb ein, Sie könnten sich hier als Detektiv aufspielen?«
    Ich hatte keine Lust, mich mit ihm zu streiten. Ich konnte sehen, wie er innerlich mit sich rang. Er schwieg eine ganze Weile, rieb sich die Wangen und schien die Untersuchung von damals noch einmal vor seinem inneren Auge ablaufen zu lassen. Nach allem, was ich gehört hatte, war Carruthers mit Griffin Perlini ziemlich hart umgesprungen, während sie nach Audrey gesucht hatten, aber das war nicht das Problem gewesen. Das Problem bestand vielmehr darin, dass Griffin Perlini nach seiner Verhaftung nicht ein einziges Wort zur Polizei gesagt hatte. Es gab keine Leiche, es gab keine belastende Aussage.
    Carruthers öffnete eine Schublade seines verschrammten Schreibtischs und zog ein Foto heraus. Ein Schnappschuss von Audrey.
    »Einen Fall wie diesen vergisst man nie«, brummte er. »Niemals. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht...«
    Auch ich kannte das Gefühl von Reue, wollte aber im Moment nicht daran erinnert werden.
    »Das Mädchen ist tot, und ihr Mörder ist tot«, schloss Carruthers.
    »Aber ihr Bruder lebt noch.« Ich sammelte meine Unterlagen ein und erhob mich. »Sammy Cutler verdient es, die Wahrheit zu erfahren.« Ich warf einen Blick auf Audreys Foto, das der Detective umklammerte. »Und Sie ebenfalls.«
     
     
    Ihr seid ignorante Teenager, du und dein Kumpel Sammy, und ihr geht ziemlich sorglos vor bei den kleinen Nebengeschäften, die ihr zwischen den Schichten im Lebensmittelladen abwickelt. Sorglos, weil ihr euch keine Gedanken über die
Konsequenzen macht. Ihr redet euch ein, es ist ja nur Gras, nur ihr und eure Freunde zieht es euch rein, es macht ja nicht süchtig, es tut niemandem weh, und ihr verdient auf lässige Art ein paar Mäuse nebenbei.
    Ihr macht euch auch keinen Kopf über den Typen, der euch das Zeug vertickt, Ice, den Zwanzigjährigen, der von zu Hause aus dealt - und zwar nicht nur Marihuana, wie sich später herausstellt -, und den die Polizei längst im Visier hat.
    Also fahrt ihr direkt vor seinem Haus vor, als würdet ihr einen Freund besuchen. Dummerweise stellt sich heraus, ihr seid zur falschen Zeit am falschen Ort. Sammy bemerkt es zuerst. Verdammt, sagt er und deutet auf das Fenster von Ice’ Wohnzimmer, durch das ihr einen Kerl erkennt, dem ein

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