Der Mann im Schatten - Thriller
recht sein.
Gleichzeitig ging ich davon aus, dass die Leute, die mir seit Smiths erstem Besuch an den Fersen klebten, mit ihm in Verbindung standen. Und auf der Liste beunruhigender Tatsachen rangierte dieser Umstand schon etwas höher. Smith ließ mich beschatten, und ich hatte keine Ahnung, warum.
»Es gibt vier wichtige Aspekte in Mr Cutlers Fall«, teilte Smith mir gönnerhaft mit.
Immerhin konnte er zählen. Die vier zentralen Aspekte waren: die Augenzeugen, die Sammy am Tatort beobachtet hatten; die Überwachungskamera, die seinen Wagen in der Nähe
von Perlinis Apartment gefilmt hatte; der Schwarze, der vom Tatort geflüchtet war; und Sammys Aussage bei der Polizei.
»Ich weiß zwar nicht viel über den Fall«, fuhr er fort, »aber Sie haben doch einen potenziellen Zeugen. Wie heißt der Mann noch gleich? Butler oder so ähnlich?«
Der Mann hieß Butcher. Tommy Butcher. Aber ich hielt es für überflüssig, ihm das mitzuteilen.
»Offensichtlich hat man in der Nähe des Tatorts einen Schwarzen gesehen«, fuhr er fort. »Konnte Mr Butler Ihnen eine nähere Beschreibung des Mannes geben?«
Zum Glück schien Butcher, nachdem ich ihm kräftig Honig ums Maul geschmiert hatte, bereit, meine Geschichte mit der braunen Jacke und der grünen Mütze zu seiner eigenen zu machen. Doch davon hatte Smith keine Ahnung, und ich würde den Teufel tun und ihn einweihen. Also schüttelte ich nur den Kopf und breitete stumm die Hände aus.
»Ich werde Ihnen in dieser Sache unter die Arme greifen, Jason.«
Damit meinte er offensichtlich den unbekannten Verdächtigen. Jemanden, der nicht im Gerichtssaal saß, der sich keinen Anwalt leisten konnte und keinerlei rechtlichen Schutz genoss. Klar, er hatte natürlich Recht. Wenn ich einen Schwarzen mit der Tat in Verbindung brachte und dieser auch nur die Spur eines Motivs oder gar ein Vorstrafenregister besaß, hatte ich der Jury etwas anzubieten.
»Sie wollen diesen flüchtigen Schwarzen für mich auftreiben, Smith?«
Ein kaum merkliches Nicken. »Das ist meine Absicht, ja.«
»Oh«, entgegnete ich. »Danke. Und was ist mit den Augenzeugen? Perlinis Nachbar und das ältere Paar, das Sammy identifiziert hat?«
»Um die brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
Mir gefiel weder der Inhalt dieser Bemerkung noch der eisige Tonfall, in dem er sie vorbrachte. »Wie soll ich das verstehen?«
»Sie brauchen sich nicht weiter um die Augenzeugen zu kümmern. Das erledige ich.« Offensichtlich war ihm der Ausdruck auf meinem Gesicht nicht entgangen, denn er führte den Gedanken weiter aus. »Nicht, was Sie denken, Jason. Aber Sie wissen doch, mit den Erinnerungen ist es eine komische Sache. Manchmal glaubt man sich noch genau auf die Ereignisse besinnen zu können, und dann war doch alles ganz anders, als man zuerst gedacht hat. Richtig?«
»Sie werden also ihrem Erinnerungsvermögen etwas auf die Sprünge helfen.« Noch während ich die Worte aussprach und dabei meinen inneren Widerwillen zu verbergen versuchte, wurde mir klar, dass ich etwas ganz Ähnliches mit Tommy Butcher angestellt hatte. Ich hatte ihn mit allen möglichen Informationen gefüttert, um meinen Klienten in einem positiven Licht dastehen zu lassen, und am Ende hatte ich ihm scheibchenweise die Beschreibung des flüchtigen Schwarzen verabreicht.
Aber das war immer noch eine ganz andere Geschichte als das, was Smith mit den drei Augenzeugen zu planen schien. »Wenn diesen Leuten irgendwas zustößt, Smith, kriegen Sie es mit mir zu tun.«
Er starrte mich an, und jede Spur eines Lächelns verschwand aus seinem Gesicht. »Machen Sie nicht den Fehler, mir zu drohen, mein Junge.«
»Und machen Sie nicht den Fehler, zu glauben, ich sehe tatenlos zu, wie Sie Zeugen beseitigen.«
Er musterte mich einen Augenblick; dann entfuhr seiner
Kehle ein heiseres Kichern. »Es gibt noch andere Mittel als physische Gewalt, mein Freund. Jeder Mensch hat einen Schwachpunkt, über den man Druck auf ihn ausüben kann. Jeder, ohne Ausnahme. Auch Sie.«
»Und Sie auch«, gab ich zurück.
Er nickte langsam. »Und Sie sollten mir vertrauen, wenn ich sage, dass Sie den lieber nicht aufspüren wollen.«
Ich sparte mir die Antwort.
»Jason, einer Ihrer besten Freunde ist wegen Mordes angeklagt, und ich serviere Ihnen einen Freispruch auf dem Silbertablett. Ich treibe für Sie einen Sündenbock auf und helfe Ihnen mit den Augenzeugen. Was bleibt, ist das Video, das Mr Cutlers Wagen in der Nähe des Tatorts zeigt, und seine Aussage
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