Der Mann im Schatten - Thriller
gegenüber der Polizei. Ihr Job besteht darin, Cutlers belastende Aussage in ein günstigeres Licht zu rücken, und gemeinsam werden wir einen plausiblen Grund dafür finden, warum sein Wagen genau um diese Zeit in dieser Gegend stand. Das sind Ihre beiden einzigen Aufgaben. Alles andere ist reine Zeitverschwendung.«
Ich nickte. Allmählich ging mir auf, woher der Wind wehte. »Sie haben heute die Nachrichten gesehen.«
»Das habe ich, aber ich wüsste nicht, was der Fund einiger Leichen hinter einer Schule ändern sollte. Was wollen Sie damit beweisen? Dass Griffin Perlini tatsächlich Cutlers Schwester getötet hat? Die Richterin hat diesen Umstand bereits als nicht relevant ausgeschlossen.«
»Für den Moment.«
»Für den Moment. Für den Moment.« Er ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen. »Machen Sie die Sache nicht komplizierter, als sie ist. Der Prozess beginnt bereits in drei Wochen. Wir haben keine Zeit für falsche Spuren. Folgen Sie meinen
Anweisungen, und das Ganze läuft auf einen Freispruch hinaus. Wenn Sie hingegen anfangen, hier den Lone Ranger zu spielen, könnten Sie alles vermasseln.« Er reckte zwei Finger in die Höhe. »Zwei Aufgaben, Jason. Cutlers belastende Aussage und ein Grund, warum er sich in der Nähe des Tatorts aufhielt. Das Geständnis und ein Alibi. Diese beiden Punkte sollen Sie plausibel erklären, nichts anderes. Nichts«, wiederholte er, »anderes.«
Smith ließ das Gesagte einen Moment auf mich wirken. Vermutlich fragte er sich, warum ich mir keine Notizen machte. Ganz offensichtlich war er es gewohnt, Befehle zu erteilen, die sofort befolgt wurden. Er zupfte seine Manschetten aus dem Jackettärmel und rückte seine Krawatte zurecht. »Gut. Wir haben uns verstanden, denke ich.«
Ich blickte Smith nach, während er zur Tür marschierte, und schickte ihm dann meine Antwort hinterher.
»Ich sehe da noch eine andere Möglichkeit. Sie schieben sich Ihre Vorauszahlung in den Arsch und verziehen sich wieder in das Loch, aus dem Sie gekrochen sind. Und ich tue alles für Sammy, was ich für richtig halte, ohne jede weitere Einmischung.«
Smiths Gesicht legte sich in Falten.
»Also, entweder Sie verraten mir jetzt Ihren richtigen Namen, für wen Sie arbeiten und warum«, fuhr ich fort, »oder Sie sind mit sofortiger Wirkung aus dem Geschäft.«
Mein mysteriöser Geldgeber dachte nach und erwog sorgfältig Pro und Contra, bevor er antwortete. Allein der Umstand, dass er sich überhaupt zu einer Erwiderung herabließ, schien mir bemerkenswert, ohne dass ich gewusst hätte, welche Schlüsse daraus zu ziehen waren.
»Wie Sie leicht erraten werden, Jason, handelt es sich bei
meinen Klienten um eine oder mehrere Familien, die ein gesteigertes Interesse daran haben, dass Mr Perlinis Mörder nicht bestraft wird.«
»Also ein Opfer Perlinis. Oder vielmehr die Eltern des Mädchens oder andere Mitglieder ihrer Familie.«
Er winkte ab.
»Zeugen, die gegen ihn vor Gericht aussagen mussten?«, riet ich weiter. »Oder Opfer, von denen die Polizei noch gar nichts weiß?« Smith schwieg, also hakte ich nach. »Opfer, die hinter der Hardigan-Grundschule begraben liegen?«
Der Gedanke war mir schon zuvor gekommen, aber jetzt schien er mir noch an Plausibilität zu gewinnen: Womöglich vertrat Smith jemanden, der Griffin aus den gleichen Motiven getötet hatte, die Sammy unterstellt wurden - der verzweifelte Familienangehörige eines von Perlini missbrauchten oder gar ermordeten Kindes hatte sich an ihm gerächt.
War Smith hier, um mich vom wahren Mörder abzulenken?
War Sammy in Wahrheit unschuldig?
»Ich möchte Sie dringend bitten, sich ans Drehbuch zu halten«, mahnte mich Smith.
»Und ich möchte Sie dringend bitten, sich selbst ins Knie zu flcken.«
Smith spitzte die Lippen. »Sie machen einen Fehler. Ich werde wieder Kontakt aufnehmen, wenn Sie Ihre Meinung geändert haben.«
Ich bemerkte den Anflug eines Lächelns auf seinen Lippen.
»Wenn ich meine Meinung ändere«, bemerkte ich.
Er nickte mir zu. »Ja, wenn«, sagte er im Gehen.
18
Gegen sechs Uhr abends steckte meine Bürokollegin Shauna Tasker ihren Kopf durch meine Bürotür. Sie schlug mir ein gemeinsames Abendessen vor, und kurz darauf fand ich mich in einem dieser schicken neuen Innenstadtlokale wieder, einem Spanier namens Cena. Wir bestellten ein paar Tapas - Datteln im Speckmantel und Tortilla. Anschließend vertilgte Shauna ein mit Ziegenkäse gefülltes Schweinekotelett, während ich meinen Zackenbarsch
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