Der Mann mit dem roten Zylinder
seiner Hand. Dann greift er plötzlich in seine Tasche und zeigt Mister Rankfield ein Theaterbillett.
„Ich habe mir erlaubt, zwei Theaterkarten für die morgen stattfindende Opernaufführung zu besorgen. Wenn es Ihnen recht ist, Mister Rankfield, hole ich Sie hier kurz vor dreiviertel acht Uhr abends ab.“
Rankfield nickt kurz. Er nimmt die Theaterkarte und steckt sie ein.
„Und was haben Sie noch auf Lager?“
„Über meine weiteren Pläne möchte ich im Augenblick noch nicht sprechen.“
„Das ist Ihr gutes Recht. Also lassen wir uns morgen abend überraschen.“
Olanson erhebt sich. Auch Rankfield steht gemächlich auf, während ein merkwürdiges Lächeln seine Lippen umspielt.
Er hält Erik Olanson seine mächtige Hand hin.
„Ich habe das Gefühl“, sagt er dazu mit beziehungsvollem Lächeln, „daß uns in Stockholm noch ereignisreiche Tage bevorstehen.“
„Ich kann nur hoffen, daß Sie mit Ihren Wünschen voll und ganz auf Ihre Kosten kommen, Mister Rankfield!“ erwidert Olanson.
Die Stadt schläft.
Tiefe Stille liegt über den meisten Straßen der schwedischen Metropole.
Es ist halb drei Uhr vorbei. Eine Zeit, zu der auch die hartnäckigsten Nachtschwärmer den Heimweg angetreten haben.
Vor dem Opernhaus patrouilliert einsam ein Polizist unter dem milchig-matten Schein einer Straßenlaterne.
Er bleibt stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden. Ein kleines Vergehen, das er sich zu dieser Nachtstunde leisten kann.
Bald darauf tönen seine Schritte in gemächlichem Rhythmus durch die stille Straße. Immer leiser werden sie, bis die Entfernung sie verschlingt. Zwei Uhr fünfundvierzig.
Von der Arsenalsgatan nähert sich ein Wagen. Er fährt mit abgeblendeten Lichtern. Als das Auto den Vorplatz der Oper erreicht hat, verlangsamt es seine Fahrt.
Es ist ein großer geschlossener Reisewagen. Mit stark gedrosseltem Tempo umfährt er die Königliche Oper.
An der Rückseite des Opernhauses kommt das Auto mit einem sanften Ruck zum Stehen.
Das schwache Motorengeräusch verstummt.
Ebenso plötzlich verlöschen die Lichter des Wagens.
Zwanzig Sekunden vergehen, ohne daß sich etwas ereignet.
Dann wird die Tür neben dem Fahrersitz geöffnet. Ein Mann steigt aus. Sorgfältig verschließt er hinter sich die Wagentür.
In dem schwachen Licht, das von einer Straßenlaterne herüberscheint, kann man durch das geschlossene Fenster den Gegenstand, der einsam und verlassen auf dem Rücksitz des Wagens liegt, nur undeutlich erkennen.
Es ist ein zusammengeklappter, leuchtendroter Zylinder.
Jetzt überquert der Mann den Opernplatz mit leichten, schnellen Schritten. Dabei sieht er sich des öfteren forschend um.
Niemand ist weit und breit zu sehen.
Nach einer knappen Minute hat er den schwarzen Schatten des Baues erreicht. Nur ein sehr geübtes Auge würde ihn noch erkennen.
Mit hastigen Schritten geht der Mann am hinteren Portal vorbei. Bis zu einem kleinen, kaum ins Auge fallenden Nebeneingang. Es ist eine schmale dunkle Tür, die mit gewaltigen schmiedeeisernen Beschlägen versehen ist.
Er wirft noch einen Blick in die Runde. Ein leises Klirren läßt erkennen, daß der Mann mit Schlüsseln hantiert.
Sekunden später zeigt ein kaum wahrzunehmendes Quietschen an, daß der Fremde die Tür geöffnet hat.
Noch vorsichtiger wird die schwere Tür wieder ins Schloß gedrückt.
Ein heller Lichtkegel flammt auf. Er huscht von Gegenstand zu Gegenstand.
Es ist ein enger Vorraum, in dem sich der Eindringling befindet.
Dieser Vorraum hat vier Türen. Auf einer davon hängt ein rechteckiges Emailschild. PRIVAT steht darauf.
Bewegungslos ruht der helle Schein auf dem Schild.
Der Fremde nähert sich auf geräuschlosen Gummisohlen dieser Tür.
Seine Hand tastet nach der Klinke. Die Tür ist verschlossen.
Wieder das feine helle Klingeln eines Schlüsselbundes.
Die Tür scheint gut geölt zu sein. Sie gibt nicht den geringsten Laut von sich, als der Mann sie vorsichtig auf drückt.
Diesmal dringt nur wenig Licht in die Dunkelheit. Der Mann hat seine Hand über die Lampe gelegt.
Er lauscht für Augenblicke. Das Geräusch, das er im Zimmer hört, ist ein tiefes menschliches Atmen.
Der abgedeckte Lichtschein huscht vorsichtig auf dem Boden am Bett vorbei. Im Dämmerschein der Lampe kann er das Gesicht eines schlafenden Mannes erkennen.
Der matte Lichtschein am Boden tastet sich an einem Stuhl vorbei, über dem unordentlich die Kleider des Schläfers liegen.
Bevor sich der Eindringling von der
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